Hausach
Landtagsabgeordnete Sandra Boser zu Besuch im DRK-Zentrum
Hausach (st) Sandra Boser MdL, Grünen-Landtagsabgeordnete und Staatssekretärin im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, besuchte am Mittwoch, den 21.08.2024 die Räumlichkeiten des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) des Kreisverbandes Wolfach in Hausach, um sich mit Volker Halbe, (Kreisgeschäftsführer), Benedikt Huber (Referent Rettungsdienst Badisches Rotes Kreuz), Bürgermeister Thomas Haas (in seiner Funktion als stellvertretender Kreisvorsitzender des DRK Kreisverbands Wolfach), Diana Sum (Pflegedienstleitung DRK Kreisverband Wolfach) und Christel Neumaier (Mitarbeiterin im Pflegedienstbüro DRK Kreisverband Wolfach) über aktuelle Themen im Bereich Rettungs- und Pflegedienst auszutauschen. Dabei ging es unter anderem um den Personalmangel, das neue Rettungsdienstgesetz, die generalistische Ausbildung in der Pflege sowie der Pflegealltag der ambulanten Pflege im ländlichen Raum.
Vielfältiges Angebot des DRK Kreisverbands
Kreisgeschäftsführer Volker Halbe stellte zu Gesprächsbeginn einen Ausschnitt der vielfältigen Angebote des DRK Kreisverbands Wolfach vor. Neben dem Rettungsdienst zählen zu den Angeboten der Ambulante Pflegedienst, der DRK-Kindergarten Sternschnuppe in Hausach, das Betreute Wohnen in Hornberg und demnächst auch in Hausach, Hausnotruf, die Breitenausbildung in Erster Hilfe, Hospizbegleitung, Eltern-Baby-Kurse, Fahrdienste für Menschen mit Behinderung, sowie auch die Migrationsberatung für Erwachsene und deren Kinder.
Für all die Angebote braucht es Personal, das auch beim DRK Kreisverband Wolfach fehlt. „Es fehlen Anreize, dass die jungen Leute in diese Richtung gehen“, so Kreisgeschäftsführer Halbe. Für den Fachkräftemangel im Pflegedienst sei nicht das Gehalt ausschlaggebend, sondern die Arbeitsbedingungen, stellte Christel Neumaier klar. Viele Mitarbeiter seien in Teilzeit angestellt, erklärte Halbe und sagte weiter: „Gerade jetzt zur Urlaubszeit mussten wir im Rettungsdienst zum ersten Mal Zeitarbeiter hinzuziehen. Viele benachbarte DRK-Kreisverbände müssten bereits seit Jahren darauf zurückgreifen. Dabei stellen die Zeitarbeitsfirmen im Bereich Rettungs- und Pflegedienst kein zusätzliches Personal bereit, sondern nur teureres.“ Landtagsabgeordnete Sandra Boser antwortete, um bei den Jugendlichen das Interesse für diesen Berufsbereich zu fördern, seien Sozialpraktikas und frühe Berufsorientierung in den Schulen wichtig.
App-Alarmierung von Ersthelfer
Weiter erkundigte sich Boser nach der Smartphone-App zur Alarmierung von Ersthelfer, die mit dem neuen Rettungsdienstgesetz eingeführte wurde. Neben dem Regelrettungsdienst der vier Rettungswachen Hausach, Hornberg, Zell am Harmersbach und Schiltach und den Helfern der Helfer-vor-Ort-Gruppen stelle nun die App eine weitere Möglichkeit dar, um schnell Ersthelfer alarmieren zu können. Bei dieser App könne sich jeder registrieren, der eine entsprechende medizinische Ausbildung vorweise. „Vor allem bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand ist schnelle Hilfe entscheidend“, sagte Huber. Es sei gut, dass die Finanzierung der App über das neue Rettungsdienstgesetz geregelt werden soll. Neben der Notfall-App sei eine wesentliche Neuerung im Rettungsdienstgesetz die Konkretisierung der Planungsfrist. Der Rettungsdienst soll nun so geplant werden, dass in 90 % der Fälle ein RTW innerhalb von 12 min an der Einsatzstelle ist, anstatt wie zuvor in 10 bis 15 Minuten. „Der Rettungsdienst ist in den 70 er / 80 er Jahren entstanden und so stammen noch viele Rettungswachen aus dieser Zeit“, sagte Volker Halbe. Um flächendeckend die Verkürzung der Planungsfrist auf 12 Minuten umsetzen zu können, brauche es entsprechende Infrastrukturmaßnahmen, wozu es 50 bis 60 Millionen Euro im Jahr brauche, teilte Halbe mit. Die Finanzierung stelle sich allerdings bei dem Doppelhaushalt 2024/2025 schwierig dar.
Ambulante Pflege im ländlichen Raum
Weiter berichtete Diana Sum über die aktuelle Situation in der ambulanten Pflege im ländlichen Raum. Die Erreichbarkeit von Ärzten habe sich deutlich verschlechtert; zudem seien viele niedergelassene Ärzte inzwischen über 65 Jahre seien und einige Arztpraxen hätten bereits geschlossen. Dabei brauche es oftmals den direkten Kontakt zwischen Pflegekraft und Arzt. Boser gab mit, dass das Land im Medizinstudium den allgemeinärztlichen Inhalt erhöht hat. Mit dem Landarztstudium verpflichten sich die Studierenden nach dem Studium in den ländlichen Raum zu gehen. „Die Nachfrage nach den Studienplätzen ist da, damit erreichen wir neue Studierende und können sie für die Arbeit im ländlichen Raum frühzeitig binden. Dafür erhalten die Studierende während dem Studium eine finanzielle Unterstützung. Wir werden aber in Zukunft auch auf neue Angebote setzen müssen wie bspw. die Televisite in Pflegeeinrichtungen“, so Boser.
Beim abschließenden Thema der generalistischen Pflegeausbildung teilte Kreisgeschäftsführer Volker Halbe der Abgeordneten mit, dass er Sorge habe, dass vor allem im ländlichen Raum die ambulante Pflege der Verlierer sein werde. Boser verstehe seine Bedenken, es sei jedoch abzuwarten, wie sich die neue Ausbildung auf die Pflegefachkräfte auswirke. Die neue generalistische Pflegeausbildung enthält Praxisbausteine aus dem gesamten Pflegespektrum vom Krankenhaus über die stationären Pflegeeinrichtungen bis hin zu den ambulanten Pflegediensten und soll somit einen flexiblen Einsatz gewährleisten.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.