Wenig Hoffnung auf barriere- und stufenfreie Bahnhöfe
Deutsche Bahn plant vorerst keine Maßnahmen
Kinzigtal (ro). Ein Vater steht mit seinen beiden Töchtern vor der Bahnsteigtreppe am Bahnhof Hausach. Sie wollen mit dem Zug die Oma in Hornberg besuchen. Voller Vorfreude sind sie bepackt mit Kinderwagen, einem Blech Kuchen und einem Rucksack für die Wechselkleidung. Doch am Bahnhof angekommen, steht der Vater vor einem ernsthaften Problem: Wie soll er mit all dem Gepäck und den Kindern auf das gegenüberliegende Gleis drei kommen, von dem der Zug aus Karlsruhe kommend Richtung Hornberg abfährt? „Selbstverständlich wird die Erreichbarkeit der Gleise zwei und drei seit vielen Jahren dauerhaft sehr stark bemängelt. Manche Bürger haben auch schon die Hoffnung aufgegeben, dass sich in diesem Themenfeld in absehbarer Zeit etwas tut“, sagt der Hausacher Bürgermeister Wolfgang Hermann.
Szenenwechsel: Am Bahnhof Haslach steht ein Mann. Er wird begleitet von einem Rollstuhlfahrer. Dieser war zu Besuch im Club 82, der das Freizeitprogramm der Lebenshilfe anbietet. Er tritt nun die Heimreise Richtung Offenburg an. Aber wie soll er mit seinem Rollstuhl auf das Gleis zwei kommen, wo doch der Zug nach Offenburg nur über Stufen zu erreichen ist?
Eine Mobilitätshotline der Deutschen Bahn
„Mobilitätseingeschränkte Personen haben die Möglichkeit, bei einer Mobilitätshotline der Deutschen Bahn anzurufen. Wir suchen dann eine passende Strecke beziehungsweise den nächst möglichen barrierefreien Bahnhof heraus“, sagt ein Sprecher der Deutschen Bahn. Den Mobilitätsservice der Deutschen Bahn kennt auch Walther Helmut, Geschäftsführer des Clubs 82 in Haslach: "Wir nutzen die Servicehotline auch, jedoch sind die vorgeschlagenen Lösungen aus der Sicht des Rollstuhlfahrers sehr umständlich. Um von Haslach nach Offenburg zu kommen, muss der Betroffene erst nach Hausach fahren. Dort kann er, wenn es gut läuft, mit dem Zug nach Offenburg vom gegenüberliegenden Gleis weiterfahren. Wenn es schlecht läuft, muss er von einer Person begleitet werden, die ihn über die Gleise zum Bahnsteig eins führt, um dann von dort aus nach Offenburg abzufahren." Die zusätzlichen Kosten für die Begleitperson werden vom Club 82 einkalkuliert. "Wenn Kosten entstehen, bietet die Bahn Kooperationen mit den Hilfsdiensten an", so der Bahnsprecher. "Trotzdem, die Bahn kennt das Problem schon lange, aber es tut sich nichts", bedauert Helmut die Situation am Haslacher Bahnhof. Der Haslacher Bürgermeister Philipp Saar versteht den Unmut: "Wir hatten vor etwa vier Wochen ein Gespräch mit der Bahn gehabt, aber die Gesprächspartner dort haben uns wenig Hoffnung gemacht, hier etwas zu tun." Laut der Deutschen Bahn gibt es 684 Bahnhöfe in Baden-Württemberg, davon sind 549 barrierefrei.
Keine Umbaupläne für die Bahnhöfe in Hausach und Haslach
Weitere Umbaumaßnahmen werden von der Bahn wie auch vom Land veranlasst. Dabei richtet sich das Modernisierungsprogramm nach den Einstiegszahlen. "Die Deutsche Bahn bemüht sich, alle Bahnhöfe barrierefrei umzubauen, aber das können wir nicht kurzerhand umsetzen", erläutert der Sprecher der Deutschen Bahn die Lage an der Schwarzwaldstrecke. Auch für die Bahnhöfe Haslach und Hausach sind seitens der Deutschen Bahn noch keine Umbaumaßnahmen geplant. "Die Stadt Hausach bringt die Forderung nach einem barrierefreien Bahnhof bei jeder sich bietenden Gelegenheit, wie zum Beispiel bei der Fortschreibung des Nahverkehrsplan des Landratsamtes, bei Besuchen von Bahnvertretern und Landes- und Bundespolitikern ein", so der Hausacher Bürgermeister Hermann. Und Bürgermeister Philipp Saar ergänzt: "Ich bin in enger Absprache mit den Kollegen im Kinzigtal, um eine Lösung mit der Bahn zu finden."
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