25. Hausacher Lese-Lenz
Literaturfestival feiert stolzes Jubiläum
Hausach (ag). Als der Lese-Lenz 1998 erstmals stattfand, sagte Initiator José F. A. Oliver in einem Interview: "Vielleicht beginnt damit ein Stück Literaturgeschichte." Was damals noch eine optimistische Hoffnung war, sollte sich auf beeindruckende Art und Weise bewahrheiten. In diesem Jahr findet das Literaturfestival zum 25. Mal statt, zählt zu den renommiertesten im deutschsprachigen Raum. 2020 war es das einzige, das in Deutschland stattfand. Das während der Corona-Pandemie geschafft zu haben, darauf sind die Verantwortlichen mit Recht stolz. Um dies möglich zu machen, musste man auch ungewohnte digitale Wege gehen. In diesem Jahr wird der Lese-Lenz vom 6. bis 16. Juli wieder in gewohnter Art und Weise stattfinden, freuen sich Kurator José F. A. Oliver, der Hausacher Kulturamtsleiter Hartmut Märtin und Fördervereinsvorsitzende Ulrike Tippmann.
Autoren-Lesungen an Schulen
Der eigentliche Beginn ist bereits am Mittwoch, 6. Juli. Dann starten die Autoren-Lesungen an Hausacher Schulen, aber auch in der gesamten Ortenau im Rahmen von "kinderleicht & lesejung". Offizielle Eröffnung ist am Freitag, 8. Juli, um 20.30 Uhr in der Stadthalle mit Christoph W. Bauer, einem der ersten Hausacher Stadtschreiber, und dem Tiroler Kammerorchester "InnStrumenti" - 18 Musiker und ein Dichter treffen zusammen.
Preisträger Dirk Reinhard
Bereits einen Abend zuvor, am Donnerstag, 7. Juli, werden um 20 Uhr in der Stadthalle die Stadtschreiber 2022 und der Poetik-Dozent des Hausacher Lese-Lenzes sowie der PH Karlsruhe begrüßt. Außerdem wird der diesjährige Lese-Lenz-Preis der Thumm-Stiftung für Junge Literatur verliehen. Er geht in diesem Jahr an Dirk Reinhard.
Die Jury bestand aus Ina Brendel-Kepser von der PH Karlsruhe, der stellvertretenden Festivalleiterin Ulrike Wörner sowie José F. A. Oliver. Ihre Begründung: "Wenn sich eine Schicksalsgemeinschaft Jugendlicher aus den Armenvierteln Mittelamerikas aufmacht, um als blinde Passagiere in und auf Güterzügen in eine bessere Zukunft zu gelangen, wenn vom Leben in den afghanischen Bergen erzählt wird, wo ein Mädchen und ein Junge ins Visier der Taliban geraten und den gefährlichen Fluchtweg nach Europa antreten und wenn schließlich eine Gruppe junger Hacker es wagt, den kriminellen Machenschaften der Rohstoff- und Rüstungsindustrie den Kampf anzusagen, dann ist dies der Stoff, aus dem die Texte von Dirk Reinhardt gewebt sind. Reinhardts Schilderungen basieren auf eigenen Recherchen vor Ort, Begegnungen mit Geflüchteten und einschlägigen Netzinformationen. Daraus entstehen große bewegende Geschichten von politischer und gesellschaftlicher Relevanz – Geschichten, die so spannend sind, wie dies Abenteuerromane und Thriller überhaupt sein können, und die zugleich ein raffiniertes Spiel mit literarischen Techniken und Bauformen inszenieren. Das ist Jugendliteratur im besten Sinn, auf der Höhe ihrer und unserer Zeit."
70 Künstler
Insgesamt sind es 20 Veranstaltungen, dazu die Autoren-Lesungen, die diesmal in den Schulen stattfinden. Nicht zu vergessen die zwei Ausstellungen - in den Schaufenstern zur Geschichte des Lese-Lenzes und im Rathaus über den Schwarzwald für die Gäste. 50 Prozent der rund 70 Künstler waren bereits beim Lese-Lenz, die andere Hälfte ist zum ersten Mal Gast beim Hausacher Literaturfestival.
Die beiden letzten Veranstaltungen im Kulturzentrum Mostmaierhof sind deutsch-französisch. Sie stimmen schon einmal auf eine neue Reihe beim Lese-Lenz im nächsten Jahr ein. Französisch wird nämlich 2023 Gastsprache sein.
Ein Blick in die Zukunft werfen auch die Schreibwerkstätten an den beiden Wochenenden jeweils von 10 bis 18 Uhr im Kulturzentrum Mostmaierhof. Thema ist "Hausach 2122". Zusammen mit Werkstattleiter Tim Holland werden die Teilnehmer überlegen, wie Hausach in 100 Jahren aussehen könnte.
Das Programm gibt es unter www.leselenz.eu und im Kultur- und Tourismusbüro Hausach.
170.000 Euro
170.000 Euro kostet das Festival. Den größten Anteil trägt die Neumayer Stiftung mit 50.000 Euro. 20.000 Euro kommen von der Stadt Hausach. 42.000 Euro steuert in diesem Jahr der Verein zur Förderung des Lese-Lenzes e. V. bei. Hinzu kommen Gelder von elf weiteren Organisationen.
Die Organisation hatte für José F. A. Oliver diesmal noch eine zusätzliche Herausforderung. Mancher Autor musste als Folge der Pandemie einen Brotjob annehmen. "Dadurch können sie nicht mehr so flexibel über ihren Terminkalender bestimmen", so der Kurator. Trotzdem ist ihm wieder gelungen, ein ansprechendes und vielseitiges Programm zusammenzustellen. Mit diesem, wünscht Kulturamtsleiter Hartmut Märtin, dass die Besucher aus der Poesie Freude schöpfen.
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