Ihr Begleiter durch die Woche
Es gibt gute und schlechte Ratgeber
Vor einigen Jahren besuchte ich einen Vortrag für junge Führungskräfte. Thema des Abends war: „Die Kunst, zu verkaufen.“ Der Verkaufstrainer fragt in die Runde: „Warum kaufen Menschen teure Produkte?“ Einige melden sich: „Die Qualität?“ Der Trainer schüttelt den Kopf. Andere schlagen vor: „Der Nutzen?“ Der Trainer schüttelt wieder den Kopf: „Das spielt alles eine Rolle. Aber was entscheidet am Ende?“ Weitere Meldungen: „Der Spaß?“ Der Trainer verneint nochmals, fragt grinsend: „Warum kaufen Menschen Dinge, die sie schon haben: das fünfte Paar Turnschuhe? Autos, die schneller fahren, als irgendwo erlaubt? Versicherungen gegen Unglücke, die noch niemandem, den sie kennen, je passiert sind?“ Schweigen im Raum. Endlich lüftet er sein Geheimnis: „Oft ist Angst ein starkes Verkaufsargument! Wenn Ihr etwas Teures verkaufen wollt, solltet Ihr Eure Kunden ein wenig verunsichern. Angst ist ein guter Verkaufs-Ratgeber.“
Ich denke nach: Wahrscheinlich hat er Recht – leider. Viele Leute kaufen aus Angst Dinge, die sie nicht brauchen – ich manchmal auch. Ich denke weiter: Geschehen nicht viele solcher Einkäufe mit Geld, das wir eigentlich nicht haben? Vielleicht sogar, um Leute zu beeindrucken, die wir nicht mögen?
Ob die Händler zur Zeit des Apostels Paulus auch versuchten, ihren Käufern ein wenig Angst zu machen, wissen wir nicht. Wir wissen aber, dass Paulus in Gottes Namen sagte: Angst ist kein guter Ratgeber! Deshalb schreibt er seinem Freund Timotheus den starken Bibelspruch, den so viele für Hochzeiten, Taufen oder Konfirmationen auswählen: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern den Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“
Pfarrer Christian Meyer
Evangelische Kirche
Haslach im Kinzigtal
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