Gemeinde will unterstützen
Neues Hilfsangebot für seelisch Erkrankte
Gutach (st) In der Hauptstraße 26 in Gutach tut sich was. Seit Februar bietet die ehemalige Raumausstatter-Immobilie zehn Menschen mit seelischer Behinderung einen Wohnplatz, dazu Unterstützung bei der Bewältigung ihres Alltags. Ziel des sogenannten Ambulant Begleiteten Wohnens (ABW) ist eine weitestgehend eigenständige und selbstbestimmte Lebensführung der Mieter sowie die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.
Seit 2013 ist der Träger der Einrichtung, die Unternehmensgruppe Burchard Führer, auf dem Gebiet des Ambulant Begleiteten Wohnens aktiv. Los ging es mit dem Jörgenhof in Baiersbronn im Landkreis Freudenstadt; inzwischen sind vier weitere Häuser in anderen Landkreisen in Baden-Württemberg hinzugekommen. Das Haus in Gutach, das nun den Namen Sattlerhaus trägt, ist das erste im Ortenaukreis.
„Die Zahl der Menschen mit seelischer Behinderung ist zuletzt enorm gestiegen, gerade durch die Coronapandemie“, weiß Tobias Milles, Fachbereichsleiter im Bereich der Eingliederungshilfe bei der Unternehmensgruppe. Er hatte bei der Sozialplanung des Ortenaukreises sein Konzept vorgestellt, denn auch dort ist der Bedarf nach solchen Unterstützungsangeboten enorm. Nach Besichtigung eines ABW-Standorts durch die Verantwortlichen der Sozialplanung des Ortenaukreises genehmigte diese schließlich die Realisierung der Maßnahme in der Ortenau. „Die Klienten kommen über das Sozialamt des Ortenaukreises zu uns“, erläutert Milles den Hintergrund dieses Vorgehens. „Alle unsere zukünftigen Mieter werden entsprechend aus dem Ortenaukreis kommen.“
Gerade nach einem stationären Aufenthalt bietet das Ambulant Begleitete Wohnen Betroffenen eine gute Möglichkeit, sich mit dem Lebensalltag neu vertraut zu machen. Johannes Armbruster, Ansprechpartner vor Ort in Gutach, nennt Details: „Unsere sozialarbeiterische Unterstützung reicht von alltäglichen Dingen wie der Geldverwaltung oder der Begleitung zu Arzt- und Therapieterminen bis zu Angeboten der Freizeitgestaltung oder der Hilfe bei der Arbeitssuche.“ Auch die Aufteilung der zehn Bewohner des Sattlerhauses in drei Wohngemeinschaften sei Teil des Erlernens von Routinen wie des guten zwischenmenschlichen Miteinanders.
Johannes Armbruster hat sein Büro im ehemaligen Raumausstattergeschäft im Erdgeschoss des Sattlerhauses. „Und wie in einem Laden kann man bei mir ins Schaufenster schauen und auch die Tür ist immer offen“, sagt der gebürtige Mühlenbacher, der inzwischen in Hausach wohnt. „Die Nähe zu den Gutachern ist uns sehr wichtig“, ergänzt Tobias Milles, „schließlich geht es auch um die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben unserer Bewohner.“
Das Konzept stellten die Betreiber dem Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung am vergangenen Mittwoch vor. Bürgermeister Siegfried Eckert versprach, dass die Gemeinde das Projekt positiv begleiten wolle.
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