Gutach hat das Thema immer fest im Blick
Kampf gegen das Gastro-Sterben

Das "Rössle" hat neue Eigentümer. | Foto: Andreas Staiger
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  • Das "Rössle" hat neue Eigentümer.
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Gutach (ag). "Das Gasthaus 'Rössle' hat jetzt einen neuen Eigentümer", freut sich der Gutacher Bürgermeister Siegfried Eckert. Und auch die Traditionsgaststätte "Linde" wird umgebaut und anschließend wieder öffnen. Das sind schöne Nachrichten in Zeiten, in denen es deutschlandweit immer mehr Leerstände gibt.

Vielfältige Gründe

Die Gründe für das überregionale Gasthaus-Sterben sind vielfältig und reichen von mangelnder Rentabilität über Personalmangel bis hin zum fehlenden Nachfolger. Auch Gutach ist keine Insel der Glückseligen, sondern hat mit Problemen zu kämpfen. Bürgermeister Siegfried Eckert hat das Thema deshalb gleich bei Amtsantritt zur Chefsache erklärt und kann Erfolge vermelden. Viele andere Kommunen sind ebenfalls effektiv engagiert. Am Beispiel Gutach soll nur einmal dargestellt werden, wie eine positive Entwicklung aussehen kann.

Bürgermeister und Gemeinderat Hand in Hand

Momentan kann man dort in acht von zehn gastronomischen Betrieben einkehren. Das sind das "Café Dorfbeck“, "Engel", "Hirsch", "Hofengel" im Freilichtmuseum, "Krone", "Löwen", "Sonne" und "Webers Esszeit". "Rössle" und "Linde" sind vorerst geschlossen. Dass es in Gutach eine solche Gastro-Landschaft gibt, ist auch dem gemeinsamen Bemühen von Bürgermeister sowie Gemeinderat geschuldet. "Und eine Portion Glück gehört natürlich auch dazu", betont Siegfried Eckert. Fast bei jedem zweiten Haus hat sich die Gemeinde in der 18-jährigen Amtszeit von Siegfried Eckert in irgend einer Art und Weise bei der Fortsetzung eingebracht.

Gasthaus "Rössle"

Zweimal wurde das "Rössle" in dieser Zeit verkauft, weil der jeweilige Eigentümer überraschend verstarb. Nicht zuletzt wegen der sehr guten Lage fand sich jedoch wieder ein Gastronom. "Dieser hat seine Chancen jedoch nicht genutzt", formuliert Eckert vorsichtig, weshalb das "Rössle" derzeit geschlossen ist. Um einen Wechsel zu unterstützen, vermittelte der Bürgermeister über das Netzwerk der Gemeinde einen bezüglich Gastronomiebetriebe erfahrenen Makler und traf sich auch mit Interessenten. Diese sollen sehen, dass sie in Gutach willkommen sind und die Gemeinde ein offenes Ohr für ihre Belange hat. Da können dann beispielsweise Themen wie Parkplätze besprochen werden oder welche Optionen der Bebauungsplan bezüglich eines möglichen Anbaus hergibt. "Das sehe ich als meine Aufgabe an", betont Eckert. "Ich überlege immer in Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat, wie wir die Gastronomen konkret unterstützen können." Die beiden neuen Eigentümer des "Rössle" haben Gastro-Erfahrung und wollen nach einer Renovierung im Frühjahr eröffnen.
Planung "Linde"
Die "Linde" kaufte die Gemeinde sogar selbst, nachdem der damalige Eigentümer aufhören wollte. Das war unter anderem der besonderen Lage und der Bedeutung des Traditionshauses für Gutach geschuldet. Hinzu kam die Größe des Anwesens mit 2,9 Hektar Grünfläche. Das hat den positiven Effekt, dass dort nun zehn bis zwölf neue Bauplätze entstehen können. Zwei Jahre lang wurde intensiv nach einem passenden Käufer für das Hotel selbst gesucht. Über den Kontakt einer Gemeinderätin wurde man auf Hotelier und Brauereienbesitzer Wolfgang Scheidtweiler aus Pforzheim aufmerksam. Und es gelang, ihn von dem Objekt und den Standort Gutach zu überzeugen. Am 26. Februar diesen Jahres ging der Kauf über die Bühne. Wie es mit der "Linde" nun konkret weitergeht, darüber wird in der öffentlichen Gemeinderatssitzung am Mittwoch, 12. August, informiert. Wer in der Festhalle dabei sein möchte, muss sich aufgrund von Platzgründen unter 07833/938840 anmelden.

Wechsel "Krone"

Als der Betreiber der "Krone" aus Altersgründen aufhörte, wurde die Gemeinde ebenfalls schnell aktiv. Ziyad Shayoota bewirtschaftete damals ein Bistro gegenüber dem Rathaus und wurde direkt angesprochen, ob er sich auch ein größeres Objekt wie die "Krone" zutraue. "Das tat er und macht das sehr gut", lobt der Bürgermeister. In Folge gab Shayoota zwar das Bistro auf, es befand sich aber in einem Privatgebäude, das inzwischen umgewandelt wurde. Heute gibt es dort barrierefreie Wohnungen und am 5. September eröffnet eine neue Arztpraxis.

"Engel" versteigert

Der "Engel" wurde erst aus Altersgründen verkauft, später versteigert. Den Zuschlag bekam ein Niederländer, der Gutach aus Urlauben kannte. Seit fünf Jahren wird der "Engel" von Pächtern erfolgreich betrieben.

"Hofengel" und "Webers Esszeit"

Der "Hofengel" hat eine Sonderstellung, da er sich im Freilichtmuseum befindet und der Kreis zuständig ist. "Webers Esszeit" daneben war ein Landgasthof, der von einem russischen Ehepaar betrieben wurde. Dieses verschwand über Nacht und wurde nie mehr in Gutach gesehen. Glück im Unglück war, dass die Gemeinde eine Forderung gegen das Paar hatte. Sonst wäre das Gebäude wohl bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag im Dornröschenschlaf versunken. So konnte es zur Zwangsversteigerung kommen. Jetziger Eigentümer ist Adolf Herr aus Schonach, der ordentlich investierte, dort Uhren verkauft und das Restaurant verpachtet.

Siegfried Eckert ist zufrieden

Der "Hirsch" ist nach wie vor in Familienbesitz, der Generationswechsel vor neun Jahren funktionierte problemlos. Außerdem gibt es noch den "Löwen" und die "Sonne". "Ich bin sehr zufrieden", so Eckerts Bilanz. Trotzdem gilt es für ihn, das Thema immer im Blick zu behalten. Denn Gastronomie ist auch für den Wirtschaftsfaktor Tourismus wichtig.

Das "Rössle" hat neue Eigentümer. | Foto: Andreas Staiger
Traditionshaus "Linde" | Foto: Andreas Staiger

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