Infener plant Produktionsstätte
Grüner Wasserstoff für die Ortenau
Gengenbach (gro) Ein wichtiges Bauteil der Dekarbonisierung der Wirtschaft ist der Wasserstoff. Er soll als Treibstoff für Lastwagen, Busse oder Flugzeuge in Zukunft dienen, hat aber ebenfalls Potential als Speichermedium für Strom aus erneuerbaren Energien und soll langfristig Erdgas ersetzen.
In Gengenbach wird ein Projekt auf den Weg gebracht, das die Region kurz- und mittelfristig mit dem neuen Energieträger der Zukunft versorgen soll. Die Infener AG aus der Schweiz plant den Bau eines Wasserstoff-Hubs im Kinzigpark Gengenbach. Als ein Projekt mit Chancen für die ganze Region, kennzeichnet Bürgermeister Thorsten Erny das Vorhaben im Rahmen einer Pressekonferenz am Montag, 16. September. "Südbaden ist von den Leitungsnetzen derzeit abgehängt", so das Gengenbacher Stadtoberhaupt. Die Planungen reichten nur bis nach Nordbaden und von dort nach Bayern. "Bis zum Hochrhein ist nichts vorgesehen", kritisiert Erny den derzeitigen Planungsstand der Bundesregierung. Dabei würde rund ein Drittel des Energiebedarfs im Bereich des Regierungspräsidiums Freiburg in der Ortenau verbraucht werden. Für ihn ein Zeichen dafür, dass der Standort rechtzeitig mit Zukunftstechnologien versorgt werden müsse.
Produktion in der Region
"Wir haben vor, Erzeugerkapazitäten in der Region zu schaffen", beschreibt Joel Vogl, Geschäftsführer der Infener Energie, das Vorhaben. Doch dazu müsse man zuerst die Nachfrage abklären. Der Standort im Gengenbacher Kinzigpark sei wegen seiner Lage an der B33 ideal, eine Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Gengenbach werde angestrebt. Der Gemeinderat Gengenbach hat sich einstimmig für das Projekt ausgesprochen und eine Fläche von insgesamt 1,5 Hektar für Infener reserviert. Darauf soll eine Produktionsstätte gebaut werden. Wasser - sowohl aus aufgefangenem Regenwasser als auch aus dem Leitungsnetz - soll von sogenannten Elektrolyseuren in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten werden. Im Endausbau sollen 1,98 Millionen Kilogramm Wasserstoff im Jahr erzeugt werden, hinzu kommen 15,95 Millionen Kilogramm Sauerstoff sowie 12.100 Megawattstunden Wärme.
Die Elektrolyse ist energieintensiv: Auf dem Gebäude wird eine Photovoltaikanlage entstehen, die den Bedarf nicht decken wird. "Wir nutzen den Strom aus erneuerbaren Energieträgern, der zu viel erzeugt wird", so Vogl. Denn Wasserstoff sei ein idealer Speicher von Energie. Für das Unternehmen hat dies den Vorteil, dass es den Strom zu günstigen Preisen einkaufen kann. "Unsere Elektrolyseure reagieren volatil auf das Angebot auf dem Strommarkt", stellt Vogl fest. Die Leistung eines Elektrolyseurs liegt bei 20 Megawatt. Doch nicht nur Wasserstoff soll beispielsweise als Brennstoff für Motoren für Lastwagen oder Busse sowie Prozessenergie verkauft werden. Auch der erzeugte Sauerstoff wird gebraucht: Angefangen bei Kläranlagen, die ihn zur Abwasseraufbereitung nutzen, aber auch in klinischen Anwendungen oder bei industriellen Schweißprozessen. Die entstehende Abwärme des Wasserstoff-Hubs soll für ein Nahwärmenetz - etwa im neuen Wohngebiet auf dem ehemaligen Hukla-Gelände - genutzt werden.
Bedarf feststellen
Damit aus den Plänen Realität wird, braucht es Unternehmen, die sich verpflichten, den Wasserstoff abzunehmen. Verläuft diese Abfrage erfolgreich, kann das Projekt innerhalb von 24 bis 36 Monaten umgesetzt werden. "Wir können frühestens 2026 bis 2027 Wasserstoff liefern", so Vogl. Das Investitionsvolumen liegt bei 43 Millionen Euro.
Dominik Fehringer, nectanet, sieht in dem Vorhaben ein Projekt, das "punktgenau die Strategie der Regionalentwicklung trifft". Für die Wirtschaft sei es wichtig, dass langfristig eine zuverlässige Infrastruktur besteht. "Es ist ein Vorzeigeprojekt, mit dem die Stadt Gengenbach wieder einmal eine Vorreiterrolle übernimmt", lobt Fehringer. "Wir nehmen Einfluss darauf, das bei der Transformation der Energieerzeugung unsere Region nicht vergessen wird."
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