ADFC-Fahrradklima-Test 2022
Schlechte Noten für Gengenbach

Gengenbach (st) In der Jubiläumsausgabe des ADFC-Fahrradklima-Tests schafft es Gengenbach bei der ersten Teilnahme nur auf Platz 391 von 474 der fahrradfreundlichsten Städte in seiner Größe. Mit einer Gesamtnote von 4,3 stünde auf einem Schulzeugnis „Versetzung gefährdet“! Lob gab es dabei nur auf sehr geringem Niveau, Tadel dafür umso mehr. Unzufrieden sind Gengenbachs Radfahrende vor allem mit der Führung an Baustellen, Breite- und Zustand der Radwege, Falschparkerkontrollen auf Radwegen und besonders beim Fahren im Mischverkehr mit KFZ. Die Ergebnisse des Tests haben durch die breite Bürgerbeteiligung hohe Aussagekraft und können Kommunen helfen, das Angebot für Radfahrende gezielt zu verbessern. Der ADFC Ortenau fordert den sofortigen Ausbau der Radinfrastruktur in Gengenbach und Umgebung! Hierbei muss der Bund Gengenbach sowohl durch finanzielle Mittel aber auch durch eine Modernisierung des Straßenverkehrsrechts unterstützen.

Benotung in 27 Kategorien

Der Fahrradklima-Test 2022 legt leicht verständlich in Schulnoten offen, dass Gengenbach lediglich in drei von 27 Kategorien im befriedigenden Bereich liegt, wobei die Erreichbarkeit des Stadtzentrums mit dem Rad mit 2,8 Gengenbachs bestes Ergebnis darstellt. Gutes und sehr gutes Radklima kann Gengenbach leider überhaupt nicht bescheinigt werden, was sich auch in der Kategorie „Spaß oder Stress“ zeigt, bei der Gengenbachs Bürger das Radfahren eher als Stress im Stadtgebiet empfinden und dies durch die Note 3,8 ausdrücken. In zwölf der 27 Kategorien liegt Gengenbach sogar zwischen den Noten 4,5 und 5,3, was man auch als durchgefallen bezeichnen kann. Darunter befinden sich zentrale Punkte, die eine wirkliche Mobilitätswende aktiv verhindern: Hindernisse auf Radwegen (4,5), Oberfläche von Radwegen (4,6), Fahren auf Radfahrstreifen (4,6), Sicherheitsgefühl von Radfahrenden vor allem im Mischverkehr mit KFZ (4,7) sowie die Breite der Radwege (4,7). Eine 5,3 bekam Gengenbach, was sich oft mit Tourismus rühmt, in der Kategorie „öffentliche Fahrräder / Fahrradverleih“.

Sicherheitsgefühl ist entscheidend

ADFC-Vorsitzende Jana Schwab sagt: „Der Fahrrad-Boom hält auch nach der Corona-Pandemie an. Damit der Trend nicht abflaut, ist das Sicherheitsgefühl beim Radfahren ganz entscheidend. Mit dem 391. Platz und der Note 4,3 muss Gengenbach leider nachsitzen und die Radverkehrsinfrastruktur massiv ausbauen und stärken. Die Menschen in Gengenbach wollen Straßen und geschützte Radwege, die einladend zum Radfahren sind. Dafür brauchen wir ein durchgängiges Radwegenetz innerorts und sichere und komfortable Radverbindungen in die Nachbarkommunen. Hier muss die Stadt und der Kreis nachrüsten und handeln. Da wir im größten Kreis in Baden-Württemberg leben, müssen wir vor allem auf das Zusammenspiel von Nahverkehr und Fahrrad eingehen, dafür braucht es einen ausgebauten und barrierefreien Nahverkehr mit guter Taktung. Langfristig kann dies aber nur gelingen, wenn der Bund die Gemeinden unterstützt – bundesweit mit einer jährlichen Fahrradmilliarde. Außerdem brauchen wir dringend eine Reform des Straßenverkehrsgesetzes, damit Kommunen mehr Gestaltungsfreiheit bekommen, um die Radfahrbedingungen bei uns vor Ort zu verbessern. In diesem Zusammenhang sollte Gengenbach sich der Initiative 'Lebenswerte Städte und Gemeinden' anschließen und somit Druck auf den Bund für ein Selbstentscheidungsrecht von Tempo 30 in der Stadt ausüben.“

Sofortiges Handeln gefordert

Gengenbach darf nun aber nicht auf mögliche Bundesförderungen warten. An vielen Stellen kann und muss sofort gehandelt werden, damit Gefährdungen von Radfahrenden durch KFZ-Verkehr nicht mehr an der Tagesordnung sind. Dazu gehören Sofortmaßnahmen, wie konsequentes Vorgehen gegen Falschparker auf Geh- und Radwegen sowie in der Altstadt. Mittelfristig müssen die zum Teil aufgemalten Radwege baulich getrennt vom motorisierten Individualverkehr eingerichtet werden.

"Auch in diesem Jahr nimmt Gengenbach wieder an der Aktion Stadtradeln teil. Leider wurde die letztjährige Aktion aber nur für positive PR verwendet und sich auf dem recht guten Stadtradel-Ergebnis ausgeruht. Es liegen aber vom letztjährigen Stadtradeln viele Kommentare und Einträge von Teilnehmern zu gefährlichen Stellen in der Stadtradel-App vor, die von den Verantwortlichen in Gengenbach bisher leider nicht bearbeitet wurden. Hier besteht dringender Nachholbedarf seitens der Stadt und gerne bietet der ADFC Bürgermeister Thorsten Erny und den Gemeinderäten eine gemeinsame Befahrung der Gefahrenpunkte mit einem anschließenden Austausch an", so der ADFC.

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