Kleinod Prälatenturm
Rückzugsort des Abtes

Einst ein Wehrturm, baute Abt Benedikt Rischer im 18. Jahrhundert den Prälatenturm aus. | Foto: gro
  • Einst ein Wehrturm, baute Abt Benedikt Rischer im 18. Jahrhundert den Prälatenturm aus.
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Gengenbach (gro). Nur an besonderen Tagen oder wenn ein Termin vereinbart wurde, ist der Prälatenturm in Gengenbach für die Öffentlichkeit zugänglich. Er liegt ein wenig versteckt, als Element der Stadtmauer hinter der Kirche mitten in der Stadt. Winfried Lederer, Mitglied im Bildungswerk der Seelsorgeeinheiten, gewährt einen Blick in das Gengenbacher Kleinod.
Dass der Turm neugierig macht, zeigt sich bei dem Rundgang: Kaum ist die Türe geöffnet, betreten die ersten Neugierigen das ehemalige Refugium, das sich Abt Benedikt Rischer im 18. Jahrhundert schuf.

"Ursprünglich war der Prälatenturm ein Element der Stadt- und Klosterbefestigung", verrät Lederer. "Abt Rischer hat ihn zu einem Kleinod umgebaut." Der ehemalige Wehrturm wurde aufgestockt, so dass er heute vier Stockwerke umfasst. "Der Eingang ist wie eine Grotte angelegt, im Erdgeschoss befindet sich eine Kapelle", so Lederer. Die Wände sind mit Steinen aus der Kinzig und Kobalderz bestückt. An der Decke befindet sich das "Auge Gottes", die älteste Darstellung der Dreifaltigkeit.
Über eine schmale Treppe geht es nach oben. Die Wände im ersten Obergeschoss wurden mit naiv anmutenden Landschaftsgemälden ausgestaltet. "Der Künstler ist nicht bekannt", erklärt Winfried Lederer. "Es wird vermutet, dass er aus dem Kloster Gengenbach stammte." Es sind Szenen aus dem täglichen Leben der Mönche, die hier wiedergegeben sind. Die Landschaften stammen aus der Region. Auch das Wappen des Abtes findet sich hier. "Der geflügelte Hirsch bezieht sich auf eine Bibelstelle", erläutert Lederer die Symbolik. "Mitra und Krummstab sind die Insignien des Abtes, genauso wie die Buchstabenkombination."

Einen Treppenaufgang weiter nach oben betritt der Besucher einen Studier- und Leseraum. Hier lagert ein ganz besonderer Schatz: Eine alte Karte, die den ehemaligen Waldbesitz des Klosters zeigt. "Diese Karte diente in der Vergangenheit als Besitznachweis", sagt Lederer.

Ein prächtiger Empfangsraum erwartet die Besucher im dritten und letzten Obergeschoss. Die Decke ist als Himmel gestaltet, "weil man dem Himmel hier näher war", so Lederer. Der Blick aus den Fenstern geht in die ehemalige Klosteranlage: "Abt Rischer hat hier auch Gäste empfangen."
Nachdem das Kloster 1807 im Zuge der Säkularisierung aufgelöst wurde, geriet der Prälatenturm in Vergessenheit und verfiel mehr und mehr. In den 1970er-Jahren wurde auf Initiative des Historischen Vereins und des damaligen Pfarrers ein Förderverein gegründet, der mit Erfolg Spenden für die gelungene Restaurierung des Gebäudes sammelte.

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