Karussell des Lebens
Ihr Begleiter durch die Woche

Michael Merz, Kath. Gemeindereferent, Seelsorgeeinheit Friesenheim
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"Schneller, schneller!" So tönt es von meinem Sohn Samuel, der quietschend auf einem Karussell sitzt und ich schiebe
ihn hechelnd an. Wir sind auf einem Grillplatz und genießen den sonnigen
Tag. Nach und nach kommt das Karussell zum Stehen.

Sie kennen vielleicht diese Spielgeräte: In der Mitte befindet sich eine runde
Scheibe, an der sich die Kinder selbst anschieben können. Wenn man nicht
dreht, bewegt sich auch nichts. Fast wie bei der Beziehung zwischen
Gott und uns. Gott ist die feste Scheibe in der Mitte. Wir sitzen im
Karussell des Lebens und haben es im wahrsten Sinne des Wortes selbst in
der Hand, etwas an unserem Leben zu drehen. Ohne diese Mitte würden wir
uns gar nicht anschieben können. Oder wir fliegen aus der Bahn, weil
uns die Mitte fehlt.

Im Karussell des Lebens kann es einem schon mal schlecht werden, wenn wir den Halt aus den Augen und den Händen
verlieren. Das war auch in der Kirche des Mittelalters so. Viele der
Kirchenoberen haben damals ihre Bahn verlassen und die Macht gnadenlos
ausgenutzt. Der Weg Jesu wurde zeitweilig völlig aus den Augen verloren.
Am 4. Oktober haben wir den Namenstag des heiligen Franz von Assisi
begangen. Dieser wollte zur besagten Zeit den schlichten Weg gehen.
Nicht im Karussell der Eitelkeiten aus der Kurve fliegen und sich vor
lauter Prunk und Macht in einer endlos drehenden Spirale verlieren. Er
setzte mit der gelebten Armut und der Einfachheit einen Stopp und
bremste das Karussell herab. Er ging auf Jesu Wegen. Er begegnete den
Menschen auf Augenhöhe, kümmerte sich um sie.

Franziskus gründete eine Gemeinschaft und viele schlossen sich ihm an und ließen
das Schwindel erregende Tempo des damaligen Lebens hinter sich. Wenn ich
an die Eurokrise oder die gravierenden Veränderungen des Internets
denke, bewundere ich Franziskus. Der hat es damals einfach gemacht –
einfach den Schritt gewagt, anders zu sein um des Menschen willen. Weil
Jesus seine Mitte war. Kann Jesus nicht auch mein Halt sein – im
Karussell des Lebens?

Autor: Michael Merz

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