Siedlung in Friesenheim
Eindrücke aus dem Leben der Römer
Ortenau (rö). Was haben die Römer mit der Ortenau zu tun? Sie lebten hier, hinterließen ihre kulturellen „Fingerabdrücke“ und insbesondere Relikte aus jener Zeit, die Aufschluss über ihr Leben geben können. Zum Beispiel in der Römersiedlung in Friesenheim, ein geschütztes Bodendenkmal, das seine Entdeckung vor vergleichsweise nicht allzu langer Zeit eher einem Zufall verdankt.
1970 befand sich der damalige Vorsitzende des Archäologischen Arbeitskreises des Historischen Vereins Mittelbaden, Josef Naudascher, in einem Zug, als sein kundiges Auge neben der Bahnstrecke in Höhe Friesenheim auf einer umgepflügten Wiese römische Leistenziegel entdeckte. Ein sensationeller Fund, der natürlich bei Historikern und Archäologen erhebliches Interesse weckte. Wenige Jahre nach der zufälligen Entdeckung begannen Ausgrabungen und brachten Erstaunliches zutage. Stolz konnte der damalige Bürgermeister Eugen Götz im Beisein von Experten immer wieder neue interessante Funde vermelden. Rasch klar wurde, dass sich auf dem Gelände im ersten Jahrhundert nach Christus eine römische Straßenstation befand. Dies bestätigten mehrere Häusergrundrisse mit Originalfundamenten, die zutage gefördert wurden. Ein Brunnen und eine Feuerstelle unterstreichen, dass diese Anlage einst der Versorgung diente. Doch auch ihrem Glauben huldigten die Römer in der Nähe von Friesenheim, wovon ein kleiner Tempel mit einer Götterstatue Zeugnis ablegt, der aus bei den Ausgrabungen entdeckten Fundamenten rekonstruiert wurde. Offenbar wurde hier die Göttin Diana, Beschützerin der Frauen und Sklaven, verehrt.
Weitere Funde geben Hinweis darauf, wie die Römer damals im Alltag lebten und zu Werke gingen – Scherben von Geschirr und beispielsweise Werkzeuge nebst einem Silberdinar wurden entdeckt. Besucher können sich hier also auf eine interessante Entdeckungsreise in die Zeit der Römer begeben. Auf Schautafeln vor Ort wird ebenso eindrucksvoll wie verständlich über die einzelnen Fundstücke und geschichtliche Hintergründe informiert. Zu finden ist die Römersiedlung von Friesenheim kommend nach der Bahnbrücke. Auf der linken Seite befindet sich die Einfahrt.
Doch nicht nur in Friesenheim finden sich bauliche Zeitzeugen römischer Vergangenheit. Das gesamte Oberrheingebiet gilt als altes römisches Kulturland, wofür Gaius Julius Caesar sorgte, unter dessen Regentschaft der Rhein römische Reichsgrenze wurde mit der Folge, dass die Gebiete östlich des Rheins durch das römische Militär gesichert wurden. So wurden neben Riegel und auf dem Limberg bei Sasbach am Rhein bei Offenburg frührömische Kastelle eingerichtet. Straßenstationen gab es im Verlauf der Fernstraße von Augst nach Mainz neben Friesenheim auch in Herbolzheim und Hohberg-Niederschopfheim.
In Niederschopfheim beispielsweise wurden bei Ausgrabungen von 1978 bis 1981 die Reste eines 40 mal 45 Meter großen Steingebäudes mit Innenhof entdeckt, um den sich Wohn- und Gasträume gruppierten. Besonderes zum Leben der Römer am Oberrhein kann auch in Lahr unter die Lupe genommen werden. Dort wurden bei archäologischen Ausgrabungen rund 200.000 Objekte eines römischen Victus, einer Siedlung mit kleinstädtischen Charakter, entdeckt. Anlass, ein römisches Streifenhaus nebst einem archäobotanischen Garten zu rekonstruieren. Wer sich auf die Spuren der Römerzeit in der Ortenau und darüber hinaus begeben möchte, kann dies auch mit sportlicher Betätigung verbinden. Die bedeutendsten Plätze römischer Vergangenheit zwischen Grenzach-Wyhlen und Offenburg sind durch einen 200 Kilometer langen, beidseits befahrbaren Radweg verbunden.
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