Seit Juni sind die Vorbereitungen zu einer Sonderausstellung von Zeller Keramik im Rundofen in vollem Gange – Albert Braun vom Rundofen Förderverein gibt Einblicke
„Wir wollen die komplette Geschichte der Zeller Keramik in unterschiedlichen Zeiten darstellen – unabhängig davon, ob es sich um Steingut- oder Porzellanproduktion handelt“. So fasst Albert Braun das Ansinnen des Fördervereins Rundofen zusammen, der vom 14. Oktober an vier Wochen lang eine Themenausstellung unter der Überschrift „Keramik aus Zell – in aller Welt zu Hause“ zeigen wird.
Im Rundofen auch wird diese Sonderausstellung zu sehen sein, auf drei Ebenen des Industrie-Denkmals verteilt. Organisiert wird sie von den Freunden des Rundofens gemeinsam mit dem Historischen Zeller Ortsverein sowie der Stadt Zell.
Albert Braun wurde dereinst in der Zeller Keramikfabrik zum Keramiker ausgebildet. Mit Fritz Riehle bildet er das Expertenduo, das im Rundofenverein für die Ausstellung verantwortlich zeichnet. Bei Duravit in Hornberg blieb Braun der Keramikbranche treu und der Zeller Keramik emotional verbunden. „Ich habe immer gehofft, dass dieser Rundofen nie zusammenfällt, bis ich in Rente gehe und mich da ein bisschen einbringen kann“, lacht der gebürtige Zeller mit einer großen Portion Ernst.
Zwar gibt es im Keller des sanierten Rundofenkomplexes eine Dauerausstellung. „In deren acht Vitrinen ist aber ausschließlich Porzellan zu sehen“, erläutert Braun, „vor dem Hintergrund, dass in diesem dreistöckigen Industrie-ofen früher eigentlich nur Porzellan gebrannt wurde.“
„Die Zeller haben unwahrscheinliche Sachen produziert“, begeistert sich der Ruheständler, „die meisten kennen sie aber gar nicht“. Dies soll nun eine erste Themenausstellung ändern. „Fritz Riehle ist für die Inhalte verantwortlich und meine Arbeit besteht zu einem großen Teil darin, im städtischen Fundus im Dachgeschoss der Alten Kanzlei die entsprechenden Teile zu suchen und zu finden“, erzählt der Ehrenamtler, „das wird eine Sisyphosarbeit“. Daher ist er froh um die Helfer aus dem Verein, die ihm zur Hand gehen wollen.
Denn: Rund 9000 Einzelteile sind im Fundus eingelagert. Darunter befinden sich einige, die mehrfach vorhanden sind, oder die einen Riss haben oder angeschlagen sind, „da muss man dann schon genau gucken, was man ausstellen kann.“
Im Fundus gebe es zwar einerseits Massenware, „doch im Laufe der Zeit sind der Stadt Sammlungen mit hoch interessanten und teils seltenen Stücken gespendet worden“, weiß der Keramikfachmann. Er selbst ist ein Fan insbesondere von Bildertellern. Dem Zeitgeschmack gemäß wurden diese ab 1820 produziert, über nur sehr wenige Jahrzehnte hinweg. „Das ist dann schon ein Highlight, wenn man so was findet.“
Bildergeschirr
Bildergeschirr stellt eines der zwölf Themen dar, die in zwölf Vitrinen behandelt werden, darunter „die frühen Jahre – erstes buntes Geschirr aus Zell“; Jugendstil; Art Deco, Bauhaus und Kriegskeramik; Gebrauchsporzellan; das „gute“ Porzellan; Uhren als „Gesichter der Zeit“ – auch als Mensch- und Tierfiguren; Vasen aus zwei Jahrhunderten; religiöse Kunst im Wallfahrtsort Zell; Steingut in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Beschreibungstexte sowie teils Preislisten und Verkaufsprospekte werden die Exponate ergänzen.
Unter diesen befinden sich bestaunenswerte Leihgaben von privaten Sammlern. Erst am vergangenen Donnerstag fuhren Braun und Riehle zur Sammlerin Ute Wöhrle, die zur großen Freude der Verantwortlichen bereit ist, sich für die Ausstellung für eine Weile von ihren Schätzen zu trennen.
Zudem ist ein vom Rundofenverein finanziertes Begleitheft in Arbeit. Auf 32 Seiten sowie in einer Auflage von 200 Stück soll es zum einen den Besucher informieren, zum anderen die Ausstellung in Auszügen dokumentieren.
Öffnungszeiten der Ausstellung
Am Freitag, den 14. Oktober wird um 18:00 Uhr die Ausstellung „Keramik aus Zell – in aller Welt zuhause“ durch Bürgermeister Günter Pfundstein eröffnet. Anschließend wird Herr Prof. Fritz Riehle, Braunschweig, Kurator der Ausstellung, eine kurze Einführung in die Ausstellung geben.
Die Ausstellung ist von Donnerstag bis Sonntag, jeweils von 14:00 bis 18:00 Uhr geöffnet. Am letzten Samstag der Ausstellung, 12. November, erhalten die Besucher die Gelegenheit, Antworten auf die Fragen zu ihren Familienschätzen aus Porzellan oder Steingut zu erhalten. Es mag den Einen oder die Andere interessieren, wie alt Uromas Tafelservice ist, oder ob ihr Prachtstück überhaupt aus Zell kommt. Die Ausstellung schließt mit einem Vortrag am 13. November um 16:00 Uhr ab, in dem eine Brücke „Von der Zeller Porzellanuhr zur Atomuhr“ geschlagen wird.
Autor: Inka Kleinke-Bialy
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