Am 12. September lädt der Salmen zum alljährlichen Salmengespräch ein. In diesem Jahr geführt von zwei bemerkenswerten Frauen aus der aktuellen Medien- und Literaturwelt.
Das Salmengespräch 2024
Am 12. September um 19 Uhr liest Lena Gorelik aus Ihrem Roman „Wer wir sind“. Sie nimmt das Publikum mit auf die Reise von St. Petersburg nach Ludwigsburg. Atemberaubend jongliert sie mit Worten, lässt ihre Zuhörer*innen spüren, wie es sich anfühlt, ein Leben aufzugeben. Um ein Neues zu beginnen. Gemeinsam mit der Moderatorin und Literaturkritikerin Insa Wilke (WDR3 und SWR) wird sie die Themen anschließend vertiefen.
Das Publikum kann vor Ort zu Beginn der Veranstaltung eigene Fragen einbringen. Nach der ersten Stunde öffnet sich das Gespräch auch zum Publikum und einzelne Fragen werden näher erörtert. Es verspricht ein berührender Abend zu werden.
Der Salmen – Ein Ort der Demokratiegeschichte
Es waren die späteren Revolutionäre um Gustav Struve und Friedrich Hecker, die am 12. September 1847 im Salmen mit den 13 Forderungen das Volk aufforderten, sich für die Rechte eines freien Bürgertums einzusetzen. Der Salmen nimmt sich den damit verbundenen Auftrag zu Herzen: für Demokratie sensibilisieren, zum Austausch einladen, gemeinsam etwas bewegen. Die Salmengespräche zum Jahrestag der 13 Forderungen sind ein wichtiger Teil dessen.
2024 steht die neunte Forderung im Fokus. Darin heißt es: „Wir verlangen, daß die Bildung durch Unterricht allen gleich zugänglich werde.“
Die Soziologin und Kulturwissenschaftlerin Caroline Robertson von Trotha nähert sich ebendiesem Artikel der Offenburger Forderungen in ihrem Essay „Bildung für alle – auf dem schwierigen Weg zur Chancengleichheit“ wie folgt: „Wenn wir von Bildung sprechen, scheint es zuerst einmal, dass es sich um einen selbstverständlichen, nicht weiter erklärungsbedürftigen Begriff handelt. Bemüht man sich um eine Konkretisierung, dann wird schnell klar, wie wenig selbstverständlich und selbsterklärend dieser Begriff ist. Inhaltlich ist damit zumeist so etwas gemeint wie die Entfaltung und Nutzung der geistigen Kräfte des Menschen durch Aneignung von Wissen, Kulturtechniken und Vermittlung von Werten mit dem Ziel der Entwicklung einer Persönlichkeit, die über Anlagen und Fertigkeiten verfügt, wie Sachwissen, Denk-, Urteils- und Ausdrucksfähigkeit.“
Diesem Aspekt widmen wir uns in diesem Jahr beim Salmengespräch in einer ganz besonderen Weise, wenn sich gleich zwei Größen der aktuellen Literaturszene austauschen.
Lena Gorelik
ist Journalistin und mehrfach ausgezeichnete Autorin. Sie schreibt unter anderem für DIE ZEIT und die Süddeutsche Zeitung. Seit 2022 hat sie eine Poetikdozentur an der Universität Hannover, das Jahr darauf kuratierte sie das Literaturfestival in Stuttgart. In ihren Büchern und Essays setzt sich Gorelik autobiografisch auseinander mit Gefühlen der Entwurzelung, dem Verständnis ihrer Identität sowie Beobachtungen in und über die deutsche Gesellschaft. Zudem arbeitet sie an Hörspielen und Theaterstücken und unterrichtet Kreatives Schreiben in mehreren Universitäten und Literaturhäusern.
In ihrer Autobiographie „Wer wir sind“ schafft sie es, auf äußerst sensible Weise aufzuzeigen, wie wichtig die oben angeklungene Form von Bildung für ein gelingendes Leben ist.
Sie selbst war 11 Jahre alt, als sie und ihre Familie als so genannte jüdische Kontingentflüchtlinge nach Deutschland kamen. Sie berichtet vom Leben hinter Stacheldraht „im Flüchtlingsheim“, von den Bemühungen, die deutsche Sprache zu lernen, die deutsche Kultur zu verstehen.
Sie erzählt über die Erfahrungen dreier Generationen.
Ihre eigenen: „Ich nicke verständnisvoll. Falte das Wort zusammen, lege es ordentlich neben den anderen ab.“
Die ihrer Eltern: „Scham zum Beispiel, die lässt sich gut merken.“
Und die der Großmutter, Babuschka: „Ich habe meine Großmutter nie nach der Einsamkeit gefragt.“
Sehr schnell wird deutlich: Es geht nicht um Bildung als solche, sondern eher um einen gesellschaftlich anerkannten Bildungskanon im Ankunftsland.
Denn die Eltern, beide mit ihren Diplomen aus Russland und ihrer Berufserfahrung, müssen schnell erfahren, dass ihre Bildung, ihr Können und ihr Wissen in Deutschland nicht anerkannt werden. Lena Gorelik klagt nicht an, sie beschreibt. Sie nimmt uns mit in ihre Erfahrungswelt. Sie lässt uns durch die Augen des Kindes und später der jungen Frau erleben, wie mühsam der Weg zu ein wenig Chancengleichheit ist.
Lena Gorelik wird aus ihrem Buch lesen. Und sie wird mit Insa Wilke die Themen vertiefen.
Insa Wilke
ist promovierte Germanistin und bekannte Literaturkritikerin. Zu hören ist sie in verschiedenen Radio-Beiträgen des WDR3, wie z.B. “Gutenbergs Welt“ und zu sehen u. a. im etablierten Format des SWR „lesenswert quartett“. 2023 hatte die Literaturkritikerin den Vorsitz bei der Jury des Ingeborg-Bachmann Preises (Klagenfurt). Von 2022 bis 2024 übernahm sie den Vorsitz der Jury für den Preis der Leipziger Buchmesse. Seit März diesen Jahres ist Wilke online mit ihrer selbstproduzierten Literaturplattform und dazugehöriger Literatursendung „cafelit“.
Seien Sie dabei, wenn sich zwei Größen der aktuellen Literaturszene austauschen und stellen Sie ihnen Ihre aktuellen Fragen zu den Themen Identitäten und Chancengerechtigkeit in der Bildung.
Das Salmengespräch findet statt am Donnerstag, den 12. September 2024, um 19 Uhr im historischen Salmensaal. Der Eintritt ist frei.
Anmeldung:
Eine Anmeldung ist bis zum 7. September erbeten:
direkt hier über den QR-Code, oder unter https://eveeno.com/243868907
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