Am 27. Juni um 19 Uhr liest der ehemalige Stadtschreiber von Allenstein / Olsztyn, Marcel Krueger, Auszüge aus seinem neuen Buch „Schattenland“ im Rahmen der aktuellen Sonderausstellung „Die Dinge beim Namen nennen. Der Holocaust in der polnischen Volkskunst“ im Salmen.
Krueger erzählt von dem eigenen Großonkel, Franz Nerowski, der in Ostpreußen bei seiner deutsch-polnischen Familie aufwuchs. In den 1930er-Jahren identifizierte er sich so sehr mit der polnischen Sache, dass er sich freiwillig als Spion gegen Nazi-Deutschland meldete. Daraufhin arbeitete er für die Zweite Polnische Republik und gehörte einem Kreis polnischer Widerstandskämpfer in Olsztyn an, bevor er von den Nationasozialisten1942 verhaftet und hingerichtet wurde. Die Familie Nerowski hatte damals nicht die geringste Ahnung von der Spionagetätigkeit, dieses Geheimnis blieb in der eigenen Familie über zwei Generationen verborgen.
Marcel Krueger erzählt die Geschichte seines Großonkels spannend und anschaulich. Über dessen Zeit des Aufwachens aus der Situation der polnischen Minderheit im Ermland in der konservativen Provinz Ostpreußens und der Kämpfe dort. Franz‘ verstecktem Leben in Berlin während dem Dritten Reich und den Schlachtfeldern des Zweiten Weltkriegs bis hin zu den Gefängnisaufenthalten in Allenstein, Berlin und Brandenburg und endend mit der Hinrichtung 1942.
Der Autor stellt neben den spannenden Schilderungen zudem die Frage nach Identität und Loyalität und versucht fast 90 Jahre später zu verstehen, was seinen Großonkel Franz Nerowski dazu motivierte mit Mitte 20 bereit zu sein, für eine Sache alles zu geben, bis hin zum Tod.
„Schattenland“ ist eine persönliche deutsch-polnische Geschichte von Widerstand und Erinnerung, die auch den Umgang mit Schicksalen wie Kruegers Großonkel im damals geteilten Deutschland, der DDR und Polen nach 1945 erzählt.
Heute lebt Marcel Krueger als Autor und Übersetzer in Irland und befasst sich in seinen Büchern mit den Themen Identität und Migration, beruhend auf seiner eigenen Familiengeschichte und der eigenen Existenz als Migrant. 2019 wurde er durch eine internationale Jury des Deutschen Kulturforums für östliches Europa, zum Stadtschreiber in Olsztyn gewählt. Olsztyn ist seit 25 Jahren die Partnerstadt von Offenburg.
Die Lesung findet statt im Rahmen der aktuellen Sonderausstellung „Die Dinge beim Namen nennen. Der Holocaust in der polnischen Volkskunst“, die in Zusammenarbeit mit Studierenden aus Olsztyn entstand und noch bis zum 22. September 2024 im Salmen zu sehen ist.
Karten für die Lesung sind im Vorverkauf im Salmen während der üblichen Öffnungszeiten zu erhalten. Reservierungen über salmen@offenburg.de oder unter 0781 82-2701.
Der Eintritt beträgt im Vorverkauf 10€ (ermäßigt 18€) und an der Abendkasse: 12 € (ermäßigt 10€).
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