Das PEAC Museum Freiburg zeigt ab Sonntag, den 23. April 2023 die neue Ausstellung „Vom Geschmack
eines Apfels – Eine Sammlungspräsentation mit Gästen“. Ausgangspunkt sind die jüngsten Arbeiten des USamerikanischen Malers Joseph Marioni, die anlässlich seines 80. Geburtstags erstmalig in Europa präsentiert werden. Die physische Spürbarkeit der Farbe und des Lichts in seinen großformatigen Malereien stellen eine intime und sinnliche Beziehung zwischen Werk und Betrachter*innen her. „Vom Geschmack eines Apfels“ setzt diese in Bezug zu Arbeiten aus der Paul Ege Art Collection, die den
klassischen Bildbegriff erweitern: Wie können Werk, Raum und Körper als Teile einer umfassenden sinnlichen Erfahrung verstanden werden – mit den künstlerischen Medien Video, Skulptur und Malerei über einen zeitlichen Horizont von den 1960er Jahren bis heute?
Radical Painting und Joseph Marioni
Die Malerei des Radical Paintings gehört zu den Herzstücken der Paul Ege Art Collection. Die monochrome, abstrakte Bewegung entstand in den 1970er Jahren in intensivem, transatlantischem Austausch und setzt sich mit den Grundbedingungen der Malerei auseinander. Im Mittelpunkt der stillen, meditativen Arbeiten steht eine selbstreferenzielle Befragung in Hinblick auf ihre elementaren Bestandteile Material, Farbe, Träger, Format und Werkzeug. Aus diesen Überlegungen heraus entstehen die Arbeiten von Joseph
Marioni. Sie fallen zunächst als physische Objekte auf, die auf nichts anderes als ihre eigene Materialität verweisen. Leicht taillierte Leinwände sind Träger für eine Vielzahl von vertikal verlaufenden Farbaufträgen, die an offene Bildränder in plastischen Farbnasen münden. Dennoch bleiben die Arbeiten keine in sich geschlossenen Objekte, sondern öffnen sich den Betrachter*innen: Der variierende Transparenzgrad der Farbschichten erzeugt eine Bildtiefe, die als entmaterialisiertes Licht mit einer starken Anziehungskraft erscheint. Das passive Objekt des Werks wird durch diese Beziehung zum aktiven Subjekt, zum Gegenüber.
Joseph Marioni wurde 1943 in Cincinnati geboren und lebt und arbeitet in New York (USA). Er hat an zahlreichen internationalen Einzel- und Gruppenausstellung teilgenommen, darunter: KOLUMBA Köln 2021, Kunstmuseum Wolfsburg 2019, Museum Wiesbaden 2018, Kunstmuseum Bern (CH) 2017, Philadelphia Museum of Art/Philadelphia (USA) 2015, The Phillips Collection/Washington DC (USA) 2011, Museum Fine Arts Budapest (HU) 2010. Seine Arbeiten sind in privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten wie Whitney Museum of American Art, Basel Kunstmuseum, Kunstmuseum St. Gallen, La Collection Jumex,
Malmö Kunsthal, Städtisches Museum Abteiberg Mönchengladbach u.a.
Die Ausstellung
„Vom Geschmack eines Apfels“ stellt den Arbeiten Marionis Werke an die Seite, die sich im Kontext der
Sammlungsgeschichte des Museum aus einer zunehmenden Lösung von einem klassischen Bildbegriff
entwickelt haben. Wie verändert sich das Verhältnis von Werk, Raum und Betrachtendem in den
skulpturalen Arbeiten US-amerikanischen Minimal-Künstlers Carl Andre oder in der interaktiven
Videoinstallation des Künstlers Dieter Kiessling? Gemeinsame Grundlage aller Arbeiten der Ausstellung ist
es, dass sie sich der Beziehung zu den Betrachter*innen öffnen und deren Leiblichkeit als Grundlage einer
ästhetischen Erfahrung herausfordern. Entsprechend ist der Titel der Ausstellung einem Text des
argentinischen Dichters Jorge Luis Borges entlehnt: „Der Geschmack eines Apfels (…) entfaltet sich beim
Kontakt der Frucht mit dem Gaumen, nicht in der Frucht an sich; auf ähnliche Weise (…) entsteht die Poesie
beim Zusammentreffen von Gedicht und Leser, nicht in den Zeilen von Symbolen, die auf die Seiten eines
Buches gedruckt wurden. Wesentlich dabei ist der ästhetische Akt, die Begeisterung, dieses fast körperliche
Gefühl, das sich bei jedem neuen Lesen immer wieder einstellt.“ So entsteht ein andauerndes Wechselspiel zwischen Vernunft und Gefühl, Materialität und Repräsentation, Bewusstem und Unbewusstem, in dem sich das eigene Selbst spiegelt.
Mit Arbeiten von Carl Andre, Alan Charlton, Günther Holder, Dieter Kiessling, Joseph Marioni, Nikola Ukić,
Elisabeth Vary, Michel Verjux u.a.
Das PEAC Museum
Das PEAC Museum, in dem die nach dem Freiburger Unternehmer und Sammler Paul Ege benannte
Sammlung zeitgenössischer Kunst bewahrt wird, befindet sich auf dem Gelände des von der Familie Ege in
dritter Generation geführten Elektrogroßhandelsunternehmens und Technologiedienstleisters Alexander
Bürkle im Industriegebiet Freiburg Nord. Die im Jahr 2004 unter der Bezeichnung „Kunstraum Alexander
Bürkle“ eröffneten Ausstellungsräume erstrecken sich über 1.000 Quadratmeter und ermöglichen seitdem
eine professionelle museale Präsentation der Paul Ege Art Collection. Seit Herbst 2019 firmiert die
Sammlung unter dem Namen PEAC Museum. Seit Februar 2023 wird das Museum von Lea Altner und
Eveline Weber geleitet.
Informationen
PEAC Museum
Robert-Bunsen-Str. 5
79108 Freiburg i. Br.
Tel. +49 (0)761–5106 603
team@peac.digital
www.peac.digital
Instagram @peac.digital
Öffnungszeiten
Dienstag bis Freitag 11–17 Uhr, Sonn- und Feiertage 11–17 Uhr (bis 17.09.2023)
Der Eintritt ist kostenfrei.
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