Die Oberkircherin Clara Boss wurde im August 1942 aufgrund ihrer jüdischen Herkunft in das Lager Theresienstadt deportiert. Dies kam einem Todesurteil gleich. Clara Boss starb dort im Januar 1943. Ihr Ehemann, der Arzt Dr. Siegfried Boss, soll sich laut Zeitzeugen 1938 aufgrund der nationalsozialistischen Verfolgung der Juden das Leben genommen haben. Die in Hamburg lebende Tochter Erna Magener genoss dank ihrer Ehe mit einem „Arier“ zunächst einen gewissen Schutz. Doch im Januar 1945 wurde auch sie nach Theresienstadt deportiert. Sie hat die NS-Zeit überlebt.
Aus Anlass des 80. Todesjahres von Clara Boss und begleitend zur Verlegung von Stolpersteinen zum Gedenken an sie, ihren Ehemann und ihre Tochter, beschäftigt sich die Ausstellung mit der Biographie der Familie Boss. Sie zeichnet den Lebensweg von Clara und Siegfried Boss von Schlesien über das Elsass nach Oberkirch nach und zeigt, wie das Schicksal der Familie immer wieder von politischen Ereignissen bestimmt wurde: Im ersten Weltkrieg verloren Clara und Siegfried ihren Sohn, nach Kriegsende wurden sie als sogenannte Reichsdeutsche aus dem nun französischen Elsass vertrieben. Nicht einmal zwei Jahrzehnte später wurde ihnen von den Nationalsozialisten aufgrund ihrer jüdischen Herkunft die deutsche Reichsbürgerschaft abgesprochen, wurden sie entrechtet und verfolgt, und das obwohl sie sich in Oberkirch stark ehrenamtlich engagiert hatten und angesehene Mitbürger gewesen waren.
Die Ausstellung „Familie Boss aus Oberkirch. Von Mitbürgern zu NS-Opfern“ ist noch bis zum 10. September zu sehen. Öffnungszeiten: dienstags und donnerstags 15:00 bis 19:00 Uhr, sonntags 10:00 bis 12:30 Uhr und 14:00 bis 17:00 Uhr.
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