Jubiläumsstück der Jungen Bühne Rollentausch mit Sozialkritik: „Der Prinz und der Bettelknabe“ von Mark Twain

Jubiläumsstück der Jungen Bühne
Rollentausch mit Sozialkritik: „Der Prinz und der Bettelknabe“ von Mark Twain
Von Johanna Graupe

Mehr als 165 000 Zuschauer hat die Junge Bühne der Realschule in den vergangenen 40 Jahren ins „freche hus“ oder den Garten gelockt – absolut ein Grund zu feiern. Mit einem literarischen Klassiker von Mark Twain in großer Besetzung und mit einer Bilder-Hommage an besondere Inszenierungen, zusammengestellt vom ehemaligen Rektor Klaus Lienert, feiert die Theater-AG.

„Der Prinz und der Bettelknabe“ hat Stefan Kowalsky ausgewählt und inszeniert gemeinsam mit Arthur Hilberer. Ein Stück, das im 16. Jahrhundert in England spielt - Fachwerkkulisse im Tudorstil ist im Garten des „freche hus“ schon zu sehen, dazu kommt ein aufwendiges historisches Kostümspektakel durch alle Gesellschaftsschichten für die rund 80 Mitwirkenden, extrem aufwendig für Kostümbildnerin Katrin Merkel und Lisa Lietz, die den Fundus betreut.

Bettelknabe Tom Canty (Jakob Ganter), der sich im Londoner Armenviertel behaupten muss – „Nie mehr hungern, das wünsche ich mir“- und Prinz Edward von England (Niklas Riepl), unglücklich gefangen in königlichen Zwängen, teilen nicht nur denselben Geburtstag, sie sehen sich auch ähnlich – das schreit geradezu nach einem Rollentausch. Als die beiden bei einem zufälligen Treffen spaßeshalber ihre Kleidung tauschen, wird aus einem Jungenstreich bald bitterer Ernst. Denn alle Welt hält sie nun für den jeweils anderen: Während Edward als Bettlerjunge mit Schimpf und Schande aus dem Schloss gejagt wird, gilt Tom nach dem Tod des Königs (Arthur Hilberer) als Thronfolger und wird auf seine Krönung als neuer König vorbereitet. Egal, wie oft beide Jungen die Wahrheit beteuern – niemand glaubt ihnen. Sie werden einfach für verrückt gehalten. Besonders Edward lernt zum ersten Mal die Härten des Lebens kennen, landet im Gefängnis und sieht, welchen Ungerechtigkeiten das Volk unter der Herrschaft seines Vaters ausgesetzt ist. Er nimmt sich vor, ein gnädiger König zu werden, wenn er den Thron besteigt. Am Tag der Krönung platzt Edward mitten in die Zeremonie hinein, gibt sich als echter Thronfolger zu erkennen und erhebt Anspruch auf die Krone – doch wird man ihm glauben?

Es geht um Verwechslung, klar – aber eben noch um so viel mehr. Es geht um Ausgrenzung, um Abtrennung, um Ungerechtigkeit und um die unterschiedliche Behandlung von Menschen aufgrund ihrer Herkunft und ihres Besitzes – damals wie heute.

Die Bearbeitung des Stückes von Eva Toffel ist ausgesprochen spannend und zeitnah (für Kinder ab 6 Jahren): So greifen die beiden Chronisten (Maria Frassica und Emma Müller) ab und zu erklärend ins Stück ein und der Haushofmeister (Stefan Kowalsky) sorgt für ausgesprochen witzige Situationen.

Termine:

Premiere ist am 13. Juli,19.00 Uhr (ausverkauft)

• Weitere Aufführungen (nur Freilicht!) sind am Freitag, 14.7. und 21.7., jeweils 17.00 Uhr
• Samstag, 15.7. und 22.7., jeweils 17.00 Uhr
• Sonntag 16.7. und 23.7. 10.30 Uhr
• Sonntag 23.7., 18.00 Uhr.

Die Aufführungszeiten wurden dieses Jahr etwas geändert, um den heißen Temperaturen in der Mittagszeit zu entgehen.

Kartenvorbestellung und Verkauf: Bürgerbüro Oberkirch, Tel. 07802/82700 und auf www.jungebuehne-oberkirch.de

Die Eröffnung der Fotoausstellung findet am Mittwoch, 5.7., um 15.00 Uhr, in der Aula der RSO statt.