Hinreißender Liebesdialog: Daniel Glattauers Bestseller-Roman erobert die Bühne des „freche hus“ zum zweiten Mal
Die Burgbühne nimmt das Erfolgsstück „Gut gegen Nordwind“ im November wieder auf. Von Johanna Graupe
Die Romanvorlage ist spannend, aufreibend und herzzerreißend bis zum letzten Wort. Die Umsetzung auf der Bühne ist deshalb noch wunderbarer, weil man hier zwei echte Menschen vor sich hat. Jenny Schneider und Thomas Wiegert werfen die Pointen wie Tennisbälle hin und her, entwickeln ihre Persönlichkeiten und auch die Beziehung. Sie zwischen Gefühlsüberschwang und Verzagtheit, er zwischen zögernder Distanziertheit und offener Herzlichkeit – ein Traumpaar, das sich nichts schuldig bleibt.
Ein einziger falscher Buchstabe lässt Emmi Rothners Mail irrtümlich bei Leo Leike landen – und so erlebt der Zuschauer, wie sich die Homepage-Expertin und der beziehungsgeschädigte Kommunikationswissenschaftler näherkommen. Es entsteht eine ganz besondere „Brieffreundschaft“ im Internet-Zeitalter. Schnell spielen Gefühle mit. Sie ist fasziniert von seinen klugen, oft ironisch verpackten Gedanken, er von ihrem Sprachwitz und ihrer emotionalen Offenheit: „Schreiben ist wie Küssen mit dem Kopf.“ Jede unbeantwortete Frage schürt die Neugier auf die andere Person. Im realen Leben ist Emmi gebunden, doch wie sie dank und mit Leo in eine andere Welt entflieht, diese Geschichte hat so viel Charme, bietet so viele Identifikationsmomente – und knistert vor Erotik.
Doch trotz gegenseitig wachsender Zuneigung merken sie mit der Zeit, dass sie sich in einer Blase bewegen, in der die reale Welt außen vor bleibt. Emmi und Leo lieben und leiden –auf Distanz, er traktiert den Boxsack, wenn er zu sehr leidet. Sie bekennt: „Ich bin süchtig nach E-Mails von Leo“. Vor einem Treffen aber schrecken beide zurück. Werden die elektronisch überbrachten Liebesgefühle einer Begegnung standhalten? Und wenn ja: Lohnt es sich, alles auf eine Karte zu setzen – für eine Liebe, die aus einem Zufall entstanden ist?
Kasten: Fünf Aufführungen gibt es von dem Burgbühnen-Erfolgsstück in der Regie von Johanna Graupe und Arthur Hilberer auf der Bühne im „freche hus“.
Termine: Fr., 10.11., Sa., 11.11 und Fr., 17.11. jeweils um 20.00 Uhr; So., 12.11 und So., 19.11., jeweils 19.00 Uhr.
Kartenvorverkauf: www.ortenaukultur.de, Bürgerbüro der Stadt Oberkirch unter Tel. 07802/82700 und in den Geschäftsstellen der Mittelbadischen Presse.
Weitere Infos sind über: www.burgbuehne-oberkirch.de und über Instagram burgbuehne_oberkirch zu ersehen.
Fotos sind frei und genehmigt(wenn möglich verbinden, da die beiden im Spiel immer entfernt voneinander sind, außer in 23): Claudia Lienert
Virtuelles Liebesduett und gewitzte Dialoge: Jenny Schneider und Thomas Wiegert gelingt das Kunststück, miteinander zu sprechen und zu spielen, ohne einander auf der Bühne tatsächlich zu begegnen.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.