Aufbruch in 4D
Aus unzähligen kleinen gefalteten Drei-, Vier- und Fünfecken entstehen zusammenge-fügt beinahe menschengroße amorphe Objekte – „Addition“, wie Eberhardt Freudenreich seine Skulpturen aus Papier mathematisch-nüchtern nennt. Beim Betrachten ist man geneigt in der einen eine neugierige Frau zu entdecken, in der anderen einen entspann-ten Buddha, in der dritten eine nachhaltige vertikale Architektur in Feng-Shui-Norm. Nichts von alledem intendiert der Künstler. „Je nach Lichteinfall weisen die Kanten den Flächen eine Schatten- oder Reflexionsfläche zu, die die Erscheinung des Objekts im ta-geszeitlichen Verlauf beeinflussen. Im Objekt selbst entstehen durch das Aneinanderrei-hen der Module Spannungen, die das Objekt formen,“ erklärt der Künstler. Aber Assoziati-onen sind selbstverständlich erlaubt.
Vor zehn Jahren entdeckte Eberhard Freudenreich Origami, die Kunst des Papierfaltens, als Variante für sein Werk – die gefaltete Kante als nichts anderes als eine Linie im Raum – eine konsequente Fortsetzung seiner graphischen Fragestellungen. Im Laufe des Prozesses entwickelten die Faltungen ein Eigenleben und damit entsteht die neue, vierte Dimension (4D) der Arbeiten für die Ausstellung „papier=kunst10“: Zum ersten Mal präsentiert Freudenreich seine „Additionen“ installativ. Er hängt sie von der Decke. Hat-ten die Betrachter:innen zuvor schon den Skulptur immanenten allumsichtigen Freiraum der Betrachtung, kommt jetzt die Dimension Bewegung, durch Luftzug und die Bewe-gungen der Besucher:innen im Raum hinzu.