Bienen, Motten und anderes Getier | Ausstellung im Stiftsschaffneikeller am Urteilsplatz Lahr zeigt Vielfalt der Marionettenfiguren als Kunstform

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Hans Huckebein | Foto: Marlene Gmelin
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Bienen, Motten und anderes Getier

Ausstellung im Stiftsschaffneikeller am Urteilsplatz Lahr zeigt Vielfalt der Marionettenfiguren als Kunstform

  • Die Pendelmarionetten-Ausstellung „Marionetten als Kunstform – Bienen, Motten und anderes Getier“ ist von Freitag, 20. Oktober, bis einschließlich Sonntag, 5. November 2023, im Stiftsschaffneikeller am Lahrer Urteilsplatz täglich von 12 bis 16 Uhr geöffnet.
  • Zudem findet am Montag, 30. Oktober 2023, von 15 bis 16 Uhr die Pendelmarionetten-Aufführung „Geschichten ohne Worte – ein Marionettenspiel von stiller Poesie” mit Marlene Gmelin und Detlef Schmelz im Stiftsschaffneikeller statt.

„Die Aufgabe des Puppenspielers ist es, die Figur zu beseelen“, erläutert Detlef Schmelz. „Wenn das gelingt, fühlen und erleben die Zuschauerinnen und Zuschauer das, was die Marionette vorgibt. Das Spiel berührt sie in ihrer Seele.“ Die Künstlerin Marlene Gmelin und der Künstler Detlef Schmelz aus Hermuthausen in Baden-Württemberg entführen die Gäste der Chrysanthema mit ihrer Ausstellung „Marionetten als Kunstform – Bienen, Motten und anderes Getier“ in eine Welt kunstvoller Wesen.

Die Ausstellung zeigt eine Vielfalt von Marionetten und deren Wirkung und gibt Einblick in das Schaffen der beiden international renommierten Marionettenbildner. Die mehrfach ausgezeichneten Theaterfiguren beeindrucken durch ihre Beweglichkeit und Ausdrucksstärke. Thematisch werden zur Chrysanthema 2023 Figuren aus der Welt der Insekten und aus Faltergonien zu sehen sein. Dazu gruppieren sich Marionetten aus dem Stück „~°C+ Ein paar Grad plus – die Klimakonferenz“. Neben unverkäuflichen Exponaten sind einzelne Marionetten auf Nachfrage auch käuflich zu erwerben.

„Eine gute Marionette ist für die Bewegung und ihre Wirkung im Licht gemacht“, erläutert Marlene Gmelin. „Marionetten sollen in jeder Pose ausdrucksstark sein. Deshalb wird ihre Gestaltung auf das Wesentliche reduziert.“ Marionetten müssen aus Sicht der Künstlerin schlicht sein, damit durch Licht, Schatten, Haltung und Bewegung eine vielfältige Mimik entsteht, die auf die Fantasie des Publikums wirkt. Obwohl sich Marionetten nicht verändern, zeigt für Gmelin eine gute Marionette im Spiel die verschiedensten Gefühle: Sie wirkt lebendig.

„Wir möchten unser Publikum verzaubern“, erklärt Detlef Schmelz. „Die Zuschauerinnen und Zuschauer sind oftmals nach einer Vorstellung entrückt in eine andere Welt.“ Die Sprache der Marionetten ist für den Künstler die Sprache der Gebärden. Alle Marionetten sind Unikate und Kunstwerke und werden extra für ihre Rolle geschaffen. Ihr Bau erfordert viel Können, Sorgfalt und Wissen. Ihre Qualität offenbart sich erst im Spiel.

Detlef Schmelz und Marlene Gmelin arbeiten als Duo. Sie entwerfen und bauen die Marionetten selbst – vom ausdrucksvoll gestalteten Kopf, den feinen, funktionalen Gelenken bis hin zum Spielkreuz. Hierbei ergänzen sich die beiden: Das künstlerische Gestalten der Figuren übernimmt Marlene Gmelin und für den gestaltenden, handwerklich-technischen Teil ist Detlef Schmelz verantwortlich. Außerdem führen sie gemeinsam ein Marionettentheater. Die besondere Stärke des Duos ist das pantomimische, international verständliche Spiel. Schließlich vermitteln Schmelz und Gmelin in Seminaren ihr Wissen über das Marionettenspiel. Als Autorin und Autor veröffentlichten sie das deutsch-englische Werk „Marionetten – Kunst, Bau, Spiel“, das mit zahlreichen Bildern die vielfältigen Facetten der Marionette beschreibt.

„An erster Stelle steht die Beschäftigung mit der Anatomie“, erklärt Detlef Schmelz. Wie sind die Gelenke beschaffen? Wie funktionieren sie? Wo liegt der zentrale Schwerpunkt? Welche Bewegungsmöglichkeiten soll die Marionette haben? Danach folgt die künstlerische Gestaltung: Wie ist ihr Charakter? Welche Charaktereigenschaften sollen ausgedrückt werden?

Anschließend erfolgen der Entwurf und die handwerkliche Umsetzung: Kopf, Körper und Gliedmaßen werden geschnitzt und geformt, dann wird die fertige Figur bekleidet. Anschließend wird sie am Spielkreuz aufgebunden. Dies ist eine langwierige Arbeit des Austarierens, damit die Marionette auch für Laien einfach zu spielen ist.

„Die Arbeit mit der Marionette ist enorm vielfältig“, urteilt Marlene Gmelin. „Schon allein der Marionettenbau ist sehr umfassend: Schreinern, Bildhauern, feinmechanische Arbeiten an der Drehbank zur Herstellung der Gelenke, das Schnitzen und Gestalten sowie das Malen und Schneidern.“ Hinzu kommen die Beschäftigung mit der Anatomie, die Theaterarbeit und das Umsetzen von Bildern. In Zusammenarbeit mit Komponisten und Musikern entsteht die Bühnenmusik. „Bis eine Inszenierung steht, vergehen oft Jahre“, so Gmelin.

2013 wurden Marlene Gmelin und Detlef Schmelz eingeladen, für Deutschland an der Weltausstellung „Handmade in Germany“ teilzunehmen. Die Wanderausstellung präsentierte bis 2018 in wechselnden Metropolen Asiens, Amerikas und Europas Meisterwerke von 150 deutschen Manufakturen, Kunsthandwerkern und Designern. Nach St. Petersburg und Moskau sind ausgewählte handwerkliche Exponate unter anderem in Hongkong, Taipeh, New York, Boston, Los Angeles und Abu Dhabi zu Gast. Für diese Ausstellung haben die beiden Künstler sieben ganz besondere Marionetten gebaut.

Hans Huckebein | Foto: Marlene Gmelin
Paulchen und Pauline  | Foto: Detlef Schmelz

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