Am Dienstag, 11. Juli um 19.00 Uhr, wird Sonja Mühlberger in der ehemaligen Synagoge Kippenheim über ihre Kindheit im jüdischen Ghetto in Shanghai sprechen. Die Zeitzeugin wurde 1939 als Tochter der jüdischen Familie Krips aus Berlin kurz nach deren Ankunft in Shanghai geboren. Die chinesische Stadt verlangte weder ein Visum noch andere Papiere von Einreisenden, was sie zu einem Zufluchtsort für fast 20 000 vorwiegend jüdische Menschen aus Deutschland und Österreich machte. Shanghai war aber auch ein Ort des Überlebenskampfs, des Hungers und des Mangels. Die Situation der jüdischen Flüchtlinge verschärfte sich, als Shanghai unter japanischer Besatzung geriet und man sie zu Feinden Japans erklärte. Auf Druck des Deutschen Reiches wurden sie in einem Ghetto zusammengefasst, was ihre prekäre Situation noch mehr verschlechterte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges musste die Exilanten noch lange auf ihre Ausreise nach Europa warten. Erst 1947 konnten etwa 500 Shanghaier Emigranten China verlassen und nach Deutschland zurückkehren. Auf die Frage, was sie heute gegenüber Shanghai verbindet, meinte sie "Dankbarkeit. Es war gerade für meine Eltern sicherlich keine einfache Zeit. Aber ohne das Exil in Shanghai wäre ich heute sicher nicht am Leben."
Sonja Mühlberger wurde für ihren jahrzehntelangen Einsatz für die Erforschung und Aufarbeitung des jüdischen Exils in Shanghai mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet und geehrt. Sie stand im Kontakt mit Michael Nathanson aus Schmieheim, der wie sie einen Teil seiner Kindheit in Shanghai verbracht hatte und dessen Mutter Ruth in ihrem Buch „Zwischenstation. Überleben in Shanghai 1939-1947“ das Leben im Exil eindrucksvoll beschrieben hat.
Moderiert wird der Vortragsabend von Frau Dr. Christine Althauser, Beirätin des China Netzwerk Baden-Württemberg. Nach einer kurzen historischen Einordnung durch den Freiburger Historiker Prof. Dr. Bernd Martin wird Sonja Mühlberger über ihre Kindheit in China sprechen. Die Veranstaltung findet statt In Kooperation mit dem China Netzwerk Baden-Württemberger e.V. und dem Konfuzius Institut Freiburg. Eintritt frei - Spenden werden erbeten.
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