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Stillleben sind eigenständigeVertreter einer Bildgattung genauso wie Landschaft seit dem 17. Jahrhundert. Es mag im Zeitalter der Fotografie anachronistisch anmuten, diese Motive heute
noch zu malen oder anderweitig darzustellen. Hier handelt es sich um zwei
Künstlerinnen, die diese Genres bedienen mit Mitteln und Techniken, die alte
Handwerkskunst und heutige Möglichkeiten miteinander verknüpfen.
Barbara Puppe-Opahle verwendetNesselgewebe auf Keilrahmen gespannt und grundiert dieses. Sie nimmt überwiegend mittlere Größen und Querformate und entwickelt ihre Pflanzen- und Früchtewelt in leuchtenden oder auch gedämpfteren Farben. Ihre Maltechnik zeichnet sich
durch freifließende gestisch kontrollierte Bewegungen aus. Sie verwendet
Acrylfarbe und Malkreiden und erzeugt matte Oberflächen. Die Kompositionen sind
meist über die Bildmitte reichende relativ realistische Blüten und Blätter oder
Baum- und Früchteanordnungen, die zentral das Bild beherrschen. Gleichgültig,
ob in der Vase stehend oder noch im Beet wachsend, bringt sie die Bildmotive in
ihrer Hochzeit des Wachstums zum Vorschein. Sie interessiert nicht die
Vanitasgeschichte, die Vergänglichkeit, nein es sind die volle Blüte, die
Üppigkeit, die Fruchtbarkeit und die jeweilige Schönheit der Vegetation mitsamt
ihrer expliziten Farbigkeit. Sie würdigt durch ihre grafisch geprägte Malart
das Individuelle, die Einzigartigkeit ihrer Motive - das Gewachsen- und
Gewordensein dieser Flora. Sie erhebt die Blumen und Gewächse zu ebenbürtigen
Protagonisten von Mensch und Tier.
Bei Hildegard Rees ist der Ansatz zuihren Werken ein anderer. Sie ist geleitet von eher analytischen Denkprinzipien, was sie an Strukturen, Texturen und Bauplänen der jeweiligen
Bildmotive erkennt und in verschiedener Mischtechnik wiedergibt. Sie hat die
Kunst des Klöppelns erlernt und verbindet auf einzigartige Weise diese
teilweise sehr schwer zu erzeugenden Garn- und Drahtgespinste mit Malerei. Als
Untergründe nimmt sie meist Pressholz oder stabile Pappen, hin und wieder auch
Leinwand. Sie benützt Kästen und verarbeitet Fundstücke der Korkeiche, Fäden,
Netze, getrocknete Pflanzenfasern. Dank ihres grafischen Blicks komponiert sie
ihre Landschafts- und Strukturimpressionen zu Stillleben der Fantasie und
wandelt ihre streng konstruktivistische Sicht in vorsichtig spielerische Werke
ab. Sie ist vom Formen begeistert und erfreut sich während des
Schaffensprozesses an der Haptik der Gegenstände, die zu teilweise kostbaren
Werkschöpfungen mit gemalten Interventionen werden. In ihrer Wirkung sind die
Bilder ebenso eine Augenweide wie Barbara Puppe-Opahles Werke. Keine der beiden
Künstlerinnen bringt lieblichen Dekor hervor, sondern adäquate Notationen der
organisch-dinglichen Welt, geschaffen aus unbestechlicher Sicht.
Text: AnitaFrei-Krämer



