Am Samstag, 15. Juni gastiert ab 20 Uhr die Badische Landesbühne Bruchsal mit der Giovannino Guareschi/Gerold Theobalt-Komödie "Don Camillo und Peppone" in der Nollenhalle in Gengenbach.
In einem Dorf in der italienischen Po-Ebene setzt sich die politische Großwetterlage im Kleinen fort. Die Anhänger der Kommunistischen Partei, angeführt von Parteisekretär Peppone, stehen den konservativen Katholiken gegenüber, unter ihnen der Großgrundbesitzer Pasotti und der Priester Don Camillo. An handfesten Auseinandersetzungen herrscht kein Mangel. Die Lage spitzt sich zu, als Peppone zum Bürgermeister gewählt wird und den Generalstreik ausruft. Zudem verliebt sich Pasottis Tochter Gina in den glühenden Kommunisten Mariolino. Don Camillo hat also einiges zu tun, seine Schäfchen im Zaum zu halten.
Giovannino Guareschi
Der Journalist, Zeichner und Schriftsteller Giovannino Guareschi (1908-1968) gründete im Nachkriegs-Italien ein Satireblatt, in dem die ersten Geschichten über den rauflustigen Priester Don Camillo und den proletarischen Parteiführer Peppone erschienen. Der große Erfolg der ersten Erzählungen brachte den Verleger Angelo Rizzoli dazu, sie in Serie erscheinen zu lassen und sie schließlich gesammelt als Buch zu veröffentlichen. „Mondo piccolo“ – „Kleine Welt“ lautete der Titel der italienischen Ausgabe. 1950 erschien „Don Camillo und Peppone“ in Deutschland und war nicht nur dort – entgegen den Erwartungen des Autors Guareschi – ein phänomenaler Erfolg. Noch größere Popularität erlangte der Stoff durch die Verfilmungen mit dem Franzosen Fernandel und dem Italiener Gino Cervi, die gemeinsam in fünf Don-Camillo-Filmen in den Hauptrollen zu sehen waren.
Badische Landesbühne
Für die Badische Landesbühne inszeniert Arne Retzlaff Guareschis Don-Camillo-Erzählungen in der Bühnenfassung von Gerold Theobalt. Der Regisseur findet den Blick auf diese kleine Welt mit ihrem politischen Grundkonflikt faszinierend. In seiner Inszenierung werde die Bühne zu einem umkämpften Raum, den die beiden konkurrierenden Parteien in Demonstrationen, Prozessionen und Kundgebungen besetzen wollen. In ihrer klaren politischen Grundanlage entspreche die kleine Welt zwar überhaupt nicht der heutigen Wahrnehmung von Politik, in der eindeutige Interessen, Machtmechanismen und klare Verantwortlichkeiten immer schwerer auszumachen seien. Kommunisten gegen Katholiken, Arm gegen Reich, Alt gegen Jung – trotz dieser elementaren Gegensätze stehe in den Don-Camillo-Geschichten aber am Ende immer die Versöhnung. Hier spielten auch der Glaube und natürlich die Figur des Jesus, als Versöhner des irdischen Lebens – wenn auch mit viel Augenzwinkern dargestellt –, eine wichtige Rolle. Dieses starke Bedürfnis nach Gemeinschaft will der Regisseur ernst nehmen. Zumal man mit Blick auf die gegenwärtige Gesellschaft den Eindruck gewinnen könne, es gehe hauptsächlich darum, sich voneinander abzugrenzen.
Arne Retzlaff
Wichtig sind Retzlaff natürlich die Figuren. Sie bildeten ein Panoptikum des Dorfes ab, seien schrullig und im wahrsten Sinne des Wortes handfest – aber ebenso liebenswert und sympathisch. Das gelte insbesondere für die beiden Hauptfiguren, die sich gewissermaßen spiegelbildlich gegenüberstünden: Don Camillo ein sozialistischer Priester, Peppone ein gläubiger Kommunist. Aber auch der Liebesgeschichte zwischen Gina und Mariolino, der Tochter des Großgrundbesitzers und dem Sohn eines verarmten Bauern, will Retzlaff angemessenen Platz in seiner Inszenierung einräumen. Wie mit der Liebe werden mit Geburt und Tod – oder den Sakramenten Taufe, Hochzeit, Beichte – existenzielle Punkte des menschlichen Lebenszyklus’ thematisiert. Ein Aspekt, der zum volkstümlichen Charakter der Erzählungen aus der kleinen Welt beitrage.
Mit: Irmtraud Hetz, Elena Weber, Sina Weiß; Martin Behlert, Markus Hennes, Hannes Höchsmann, Stefan Holm, Tobias Karn, David Meyer, Markus Wilharm, Inszenierung: Arne Retzlaff, Ausstattung: Ines Unser
Karten zu 18 und 16 Euro gibt es an der Abendkasse und im Vorverkauf unter 07803 930 143
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