Galeristin Linda Treiber
"Sich einfach trauen, Kunst zu betrachten"
Ettenheim (mak). "Es gibt leider Galerien, die nicht gut mit ihren Künstlern umgehen", sagt Linda Treiber, die seit fast 40 Jahren eine eigene Galerie in Ettenheimmünster betreibt. Ihr sei es wichtig, zusammen mit dem Künstler sein Arbeiten zu begleiten. "Das gehört für mich einfach zur Galeriearbeit dazu", erklärt sie.
In den Räumen einer alten Zigarrenfabrik hängen nicht nur die von ihr ausgewählten Kunstwerke, sondern in dem Gebäude lebt sie auch mit ihrem Ehemann, der selbst als Künstler aktiv ist.
Als Galeristin ist ihr eine langfristige Zusammenarbeit besonders wichtig. Bevor sie sich dazu entscheidet, die Werke eines Künstlers auszustellen, vergehen oft zwei bis drei Jahre. "Ich schaue mir seine Entwicklung an. Dann besuche ich ihn in seinem Atelier und nehme in der Regel einige Kunstwerke für eine Gruppenausstellung mit. Wenn mich die Arbeit dann immer noch überzeugt, gibt es eine Einzelausstellung mit seinen Werken", sagt sie.
Der Schwerpunkt der Galerie sind Zeichnungen sowie Bildhauerei im weitesten Sinn. "Zeichnungen sind für mich das Authentischste in Sachen Kunst", findet Linda Treiber. Die Auseinandersetzung mit Kunst erweitere immer den Horizont, ist sie sich sicher.
Ob sie mit der Präsentation der Werke zufrieden ist, prüfe sie täglich. "Ich laufe ja schließlich jeden Tag durch die Ausstellung", erzählt sie lachend. Und weiter: "Manchmal muss ein Bild auch anders aufgehängt werden – mal zehn Zentimeter weiter nach oben oder unten, so dass es dann auch wirklich im Zusammenspiel mit den anderen Werken passt."
Kunst müsse Substanz haben. Sie müsse etwas in Frage stellen oder aber dafür sorgen, dass man sich selbst eine Frage stelle. "Die Werke, die ich ausstelle, haben eher etwas Zurückhaltendes. Mit Kunst, die sich vordergründig wichtig macht, belanglos oder dekorativ ist, kann ich nichts anfangen. Es muss etwas sein, was mich überrascht", erklärt Treiber den Ansatz ihrer Galerie.
"Kinder schauen zu wenig Kunst an"
Aber nicht nur Kunstkenner und -liebhaber besuchen ihre Galerie, auch Schulklassen finden den Weg in die besonderen Räumlichkeiten mitten im Grünen. "Kinder schauen zu wenig Kunst", findet Treiber. Sie sollte ihnen als ernsthafte Sache vermittelt werden. "Es gibt genug kleine Ausstellungen, um auch Kinder an die Kunst heranzuführen", so die Galeristin weiter. Dennoch sei sie manchmal überrascht, welche Assoziationen Kinder mit den unterschiedlichsten Werken verbinden. Nicht regelmäßig mit Kindern Kunst zu betrachten sei so, als ob man ihnen nie vorlesen oder ihnen Bücher oder Musik vorenthalten würde.
Sich Kunst anzusehen, könne man lernen, ist sich Treiber sicher. "Es braucht Übung, man muss es lernen wie eine Sprache. Wer sich immer wieder etwas anschaut, kann das dann irgendwann auch einordnen. Die Leute müssen sich einfach mehr trauen, Kunst zu betrachten."
In den Gesprächen mit den Besuchern ihrer Galerie geht es oft darum, wie die Menschen zur Kunst oder einem bestimmten Werk gefunden haben. "Ich sammle diese Geschichten unheimlich gerne", sagt sie. So beispielsweise von einem Gast, der aus einem einfachen Elternhaus stamme, in dem Kunst keine Rolle spielte. "Er fand ein Mädchen in seiner Schulklasse aber toll und die besuchte immer die Kunsthalle in Baden-Baden. Deshalb ist er dann auch dorthin gegangen und fing an, sich für Kunst zu interessieren", erzählt sie begeistert. Auch diese Geschichten seien das Faszinierende an ihrem Beruf. Jeder habe seinen individuellen Zugang zur Kunst, so Treiber.
Von politisch Verantwortlichen wünsche sie sich, dass sie die Wichtigkeit der Kunst erkennen. "Sie sollten vermitteln: 'Wir finden es wichtig, dass ihr da seid'. Die Wertschätzung der Kunst ist wichtig, deshalb muss man aber nicht alles gut finden, was gezeigt wird."
Gibt es auch Momente ohne Kunst in ihrem Leben? "In unserem Haus gibt es immer reichlich zu tun – viele praktische Dinge. Außerdem haben wir zwei Enkel und auch der eigene Gemüsegarten und die Hühner brauchen Pflege und Aufmerksamkeit", erzählt sie. Aber selbst bei diesen Aktivitäten ist sie ja immer von der Kunst, die ihr gefällt, umgeben.
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