Angedacht: Melanie Bischoff

Mein inneres Team und seine Charaktere

Aktuell verbringe ich viel Zeit mit mir alleine, ob Zuhause, im Homeoffice oder bei Spaziergängen mit dem Hund. Da Treffen mit anderen fast nicht möglich sind, rückt mein gedanklicher Fokus also unfreiwillig mehr auf mich.

Während wir jedoch als Kind noch aufregende Zeiten alleine mit dem Wohnzimmer als Drachenburg verbringen konnten, haben wir heute zwischen Terminen und Dauer-Beschäftigung per Handy, Internet und Fernsehgerät oft verlernt, einfach mal nur herumzusitzen, die Gedanken treiben zu lassen und Langeweile zuzulassen. In dieser schnelllebigen Welt bekommen wir sogar eher Gewissensbisse dabei. Doch genau dieses Nichtstun ist gesund und hilft, uns selbst kennenzulernen. So ist auch die Fastenzeit genau dafür gedacht: Nicht einfach nur auf etwas zu verzichten, sondern den Blick auf uns selbst zu weiten.

Konzept aus der Psychologie

Ich denke da oft an ein Konzept aus der Psychologie namens „das innere Team“: Dabei stellt man seine Charakter-Seiten als Team auf und überlegt, wer alles vertreten ist. Bei mir ist da auf jeden Fall eine genervte Motzerin, die mich zurzeit frägt, warum denn jetzt auch noch Süßes fasten, wo man doch eh schon auf so viel verzichten muss. Dann ist da die Optimistin mit der Überzeugung, meinen Geburtstag 2021 schon wieder mit Gästen feiern zu können. Da ist die Demotivierte, der manchmal bei zu viel Homeoffice und Videoterminen nur noch die Decke auf den Kopf fällt. Ihr Gegenpart ist die Hochmotivierte, die rotiert und kreative Ideen entwickelt, um das Ehrenamt in dieser Zeit und nach der Coronakrise gut zu unterstützen. Es gibt noch ein paar mehr Mitglieder meines Teams und sie zu kennen hilft mir beim Verständnis, wer gerade die Oberhand hat – oder gezielt jemandem die Teamleitung zu übergeben.

Wie ist Ihr eigenes inneres Team aufgestellt, wer leitet es – und wen davon hätten Sie gerne als Teamleitung? Schließlich gilt auch hierbei das indianische Sprichwort über den guten und den bösen Wolf und die Frage, wer stärker ist: Der, den man füttert…
Melanie Bischoff, Ehrenamts-Koordination in der Seelsorgeeinheit Ettenheim