Helmut Rau erlebte als Politiker Licht und Schatten

Helmut Rau wird nicht mehr für den Landtag kandidieren: „Nach 24 Jahren darf man sagen, es war eine tolle Zeit mit außergewöhnlichen Erfahrungen, aber jetzt kommt ein neuer Lebensabschnitt.“ | Foto: Foto: Bode
  • Helmut Rau wird nicht mehr für den Landtag kandidieren: „Nach 24 Jahren darf man sagen, es war eine tolle Zeit mit außergewöhnlichen Erfahrungen, aber jetzt kommt ein neuer Lebensabschnitt.“
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Ettenheim-Altdorf. Eigentlich wollte Helmut Rau ja als Kind Forstmeister werden. Täglich
begleitete er seinen Vater, der das Forstamt in Nürtingen leitete, in
den Wald. „Ich war quasi im Waldkindergarten“, erzählt der
CDU-Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Lahr lachend. Leider verstarb
der Vater schon früh. Gerade einmal zwölf Jahre alt war Helmut Rau
damals, der Älteste neben vier jüngeren Schwestern.

Sein Vater war es auch, der neben dem Großvater mütterlicherseits Helmut Raus
Interesse für die Politik geweckt hat. Der Forstamtsleiter war ein
Liberaler, der Opa ein überzeugter Gewerkschafter und SPD-Wähler.
Letzterer hatte 1918 am Matrosenaufstand in Kiel teilgenommen, der den
Sturz der Monarchie in Deutschland einläutete. „Ich wurde durch beide
Seiten geprägt, was die Unabhängigkeit des eigenen Denkens anbelangt“,
sagt der gebürtige Schwabe. „Sie haben mir mitgegeben, dass es notwendig
ist, sich um die öffentlichen Angelegenheiten zu kümmern.“ Er selbst
schlug aber eine andere Richtung ein, wurde mit 17 Jahren Mitglied der
Jungen Union und trat mit 19 der CDU bei.

Was seine Einstellung sicherlich ebenfalls stark beeinflusst hat, das war der
Schüleraustausch. Die Witwe konnte nach dem frühen Tod des Ehemannes
ihren fünf Kindern keine Familienurlaube bieten. Als der 14-jährige Sohn
jedoch aufgeregt zu Hause erzählte, dass die Schule einen Austausch
organisiere, erklärte sie spontan: „Ha, da machsch mit.“ Sie war der
Ansicht, wo fünf Kinder am Tisch sitzen, kann auch noch ein sechstes
mitessen. Helmut Rau jobbte daraufhin regelmäßig in den Osterferien, um
sich das Fahrgeld für den Austausch im Sommer mit schwedischen,
englischen und französischen Schülern zu verdienen. „So wurden wir ein
sehr europäisches Haus“, erinnert er sich. Dabei sei ihm klar geworden:
„Europa muss sich eine gemeinsame Zukunft schaffen, damit es aufhört,
dass wir uns gegenseitig die Köpfe einschlagen.“

Nach dem Abitur war das Thema Forst dann doch in den Hintergrund gerückt. Helmut Rau
studierte Anglistik und Politische Wissenschaften. Neben seinem Studium
in Bonn arbeitete er im dortigen Büro des CDU-Bundestagsabgeordneten
Anton Stark. Selbst Politiker zu werden, war für ihn damals aber noch
kein Thema. Allerdings war der Student in den Universitätsgremien aktiv.
1970 ging es dort hoch her und wie der heutige Landtagsabgeordnete
betont: „Da musste man schon lernen, seine eigenen Positionen zu
hinterfragen, um in den Diskussionen bestehen zu können.“

Nach der Zwischenprüfung wechselte Helmut Rau nach Freiburg, wo er sein
Studium 1975 erfolgreich abschloss und dort gleich Leiter des neuen
Bildungswerks der Konrad-Adenauer-Stiftung wurde. „Gerade vom Studium
kommend das Bildungswerk aufbauen zu dürfen, das hat mich ungeheuer
beflügelt“, schwärmt der Abgeordnete. 1988 übernahm auf er auf Anfrage
von Erwin Teufel die Geschäftsführung der CDU Südbaden. „Ich wollte mich
immer weiterentwickeln“, sagt der verheiratete Vater von zwei Kindern.
Es macht Spaß, Helmut Rau zuzuhören, wie er von seinen beruflichen
Stationen erzählt. Noch heute leuchten seine Augen, wenn er von der
spannenden Zeit erzählt, wie er 1989 und 1990 in Dresden mithalf, die
CDU zu reorganisieren. Damals entstandene Freundschaften bestehen bis
heute. „Es gibt in der Politik nicht nur Zweckbündnisse“, versichert
Rau.

Zurück im Westen ging es anschließend stetig die politische Karriereleiter bergauf. Landtagsabgeordneter, Staatssekretär, Minister –
eine Bilderbuchkarriere. „Es geht nicht ohne Glück, aber man muss auch
viel arbeiten“, so der Politiker. Im Zusammenhang mit der EnBW-Affäre
hat Rau aber auch bittere Stunden kennengelernt: „Der Vorwurf, ich hätte
damals dem Land vorsätzlich Schaden zugefügt, das hat mich sehr
getroffen.“ Vor allem aber die Länge des Ermittlungsverfahrens von
zweieinhalb Jahren ärgert ihn trotz späterer Rehabilitation bis jetzt.

Nächstes Jahr wird der Politiker nicht mehr bei der Landtagswahl antreten,
verrät aber: „In der Bildungsarbeit mache ich schon noch was.“
Aufsichtsgremien des SWR und ARTE, Bildungskonferenzen, Buchprojekte –
da gibt es viele schöne Aufgaben. Und: „Ich habe zwei Enkel, denen ich
die Welt erklären werde.“

Autor: Anne-Marie Glaser

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