Martini-Reigen hat lange Tradition
Sozialer Aspekt verliert nicht an Bedeutung

Am kommenden Wochenende herrscht wieder buntes Markttreiben in Ettenheim. | Foto: Stadt Ettenheim
  • Am kommenden Wochenende herrscht wieder buntes Markttreiben in Ettenheim.
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Ettenheim (krö). Der Martinstag, oder auch Martini genannt, ist der traditionelle Festtag des Martin von Tours – dem heiligen Sankt Martin. Während die Kinder sich an diesem Tag auf den Martinsumzug begeben, die Martinsgans in den Restaurants auf den Tisch kommt, werden in Ettenheim rund um diesen Jahrestag der Martinimarkt und der Martiniabend gefeiert.
Im Mittelalter gehörten Jahrmärkte zu den wichtigsten Ereignissen in den politisch selbstständigenden Städten. Das dazu notwendige Recht, einen Jahrmarkt abzuhalten, wurde meistens vom Kaiser, König, Grafen oder sonstigen Landesherrn an einen Ort – oft im Rahmen des Stadtrechts – verliehen. Der Jahrmarkt war wirtschaftlich bedeutsam, weil er nicht nur von den umliegenden Bauernschaften mit Vieh und Agrarerzeugnissen und den örtlichen Händlern beschickt, sondern auch von Fernkaufleuten besucht wurde und dadurch nicht nur dem örtlichen Handwerk eine bedeutende Absatzchance eröffnete, sondern deren Produkte wie Tuche, Töpfer- und Schmiedeware auch über die regionalen Grenzen hinaus bekannt machte. Außerdem erhöhte er den Geldumlauf und die Verbreitung der örtlich gültigen Währung. Da seine Besucher in der Regel längere Zeit am Marktor verbrachten und dort Teile ihres Gewinnes in Herbergen und Läden ließen, hatte ein solcher Markt einen bedeutenden volkswirtschaftlichen
Nutzen.

Doch auch der soziale Aspekt eines solchen Marktes soll nicht unerwähnt bleiben. Auf ihm wurden Nachrichten und Gerüchte aus entfernten Gebieten ausgetauscht, wodurch die Weltkenntnis seiner Besucher erweitert wurde. Es wurden Gerichtstermine und Hinrichtungen in die Marktzeit gelegt und oft religiöse Sonderveranstaltungen abgehalten. Die soziale Funktion ist auch heute noch gegeben. Man trifft sich, hält ein Schwätzchen, tauscht Neuigkeiten aus. Es wird vieles angeboten, was es in den heutigen Geschäften nicht mehr gibt beziehungsweise sehr selten noch verkauft wird. Die Händler kommen von nah und fern. Viele übernachten, treffen sich mit Kollegen am Abend in einer Gaststätte, um gesellig beisammen zu sitzen.

Ettenheim hat das Marktrecht seit 1221. Friedrich II verlegte den von den Straßburger Bischöfen in Ettenheim eingerichteten Markt nach Mahlberg, zur wirtschaftlichen Förderung des Mahlberger Besitzes. Nach 15-jährigem Streit kam es 1236 zu einem Vergleich, dahingehend, dass an beiden Orten, aber an verschiedenen Tagen, ein Markt stattfinden kann.

Traditionell und entsprechend der Festlegung in der Marktsatzung findet der Ettenheimer Martinimarkt am Wochenende vor Martini, also vor dem 11. November, statt. Dann wird Ettenheim zu einem riesigen Kaufhaus. Die Zahl der Händler, die über das Wochenende ihre Waren in der Stadt anbieten, erhöht sich um ein Vielfaches. Es findet Handel im ureigensten Sinne statt. Neben der großen Warenauswahl wird auch bestens für dieser Hinsicht keine Wünsche offen. Wegen des hervorragenden Angebotes ist der Martinimarkt in Ettenheim ein Besuchermagnet, der Publikum aus der ganzen Region anzieht. Seit 1993 ist der Markt die Herzenssache von Marktmeister Heinz Hüglin. Dieser schaut nicht nur darauf, dass der Markt immer gut und abwechslungsreich bestückt ist, er pflegt außerdem einen sehr guten Kontakt zu den Marktbeschickern. Diese kommen gerne nach Ettenheim, weil ihnen die Gestaltung des Marktes und die Atmosphäre, die die Innenstadt bietet, besonders gut gefällt. Bürgermeister Bruno Metz wird den diesjährigen Martini-Reigen am kommenden Samstag um 11 Uhr eröffnen.

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