Naturnahe Beete und Grünflächen
Auch in der kalten Jahreszeit wertvoll
Ettenheim (st) Braune Stängel, zottelige Blüten und dürre Samenstände. Einige „Natur nah dran“-Flächen in Ettenheim und den Ortschaften erinnern zurzeit eher an einen Trockenstrauß, als an blühende Insektentankstellen. Doch auch in ihrer herbstlichen Optik erfüllen sie wichtige ökologische Funktionen: Sie bieten Nistquartiere für Insekten und Nahrungsquellen für Vögel, schreibt die Stadtverwaltung Ettenheim in einer Pressemitteilung.
Seit 2018 werden in der Barockstadt öffentliche Grünflächen und Straßenbegleitgrün naturnah und insektenfreundlich umgestaltet. Die Initiative zur Beteiligung am Kooperationsprojekt „Natur nah dran“ des NABU Baden-Württemberg entstand im Rahmen einer Bürgerwerkstatt, bei der Ideen für eine lebenswerte Stadt entwickelt worden sind. Der städtische Bauhof hat unter Leitung von Markus Ohnemus seither über 50 städtische Grünflächen, Blumenkübel und Straßenränder in wertvolle Biotope mit Wildpflanzen umgewandelt. In diesem Jahr beteiligt sich die Stadt Ettenheim außerdem am Projekt „Blühender Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord“. Dabei wurden weitere Verkehrsinseln sowie der Außenbereich des Kindergartens Pusteblume im Baugebiet Fürstenfeld naturnah umgestaltet.
Wichtige Nahrungsquelle
Während die Flächen im Frühling und Sommer in voller Blüte stehen, bieten sie im Herbst und Winter auch im trockenen Zustand eine wichtige Nahrungsquelle und Unterschlupf für Vögel und Insekten. „Vögel wie Distelfinken sind in der kalten Jahreszeit auf die Samen von Flockenblumen, Disteln oder Karden angewiesen. Und in den verholzenden Stängeln von Wildpflanzen wie Königskerzen haben beispielsweise Mauerbienen oder Blattschneiderbienen ihre Kinderstuben angelegt. Die müssen stehen bleiben, damit im Frühjahr eine neue Generation Wildbienen schlüpfen kann“, erklärt Martin Klatt, „Natur nah dran“-Projektleiter beim NABU Baden-Württemberg. Nicht nur für den Nachwuchs sind die dürren Stauden wichtig. Bei manchen Arten überwintern auch die ausgewachsenen Tiere an oder in den dürren Stängeln.
Gemäht werden die Staudenbeete und Säume erst wieder im nächsten Frühjahr, nachdem die Insekten geschlüpft sind. Im Gegensatz dazu werden Wiesen schon im Herbst gemäht, denn die hier wachsenden Pflanzengemeinschaften sind auf den zweimal jährlichen Schnitt angewiesen. Doch auch bei den Wiesen ist das Stehenlassen von Altgrasstreifen oder Anteilen der Fläche über den Winter sinnvoll. Am Boden warten die kleinen Blattrosetten der Jungpflanzen schon darauf, im Frühling wachsen zu können. Deswegen ist es wichtig, dass nach dem Mähen das Schnittgut von der Fläche entfernt wird. So wird verhindert, dass welke Blattmasse die Jungpflanzen niederdrückt und der Boden mit Nährstoffen angereichert wird. Denn Wildpflanzen brauchen mageren, nährstoffarmen Boden, um zu gedeihen. Tiere wie Grabwespen oder manche Schmetterlingsarten überwintern im Wiesenboden.
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