Falkner Jan-Moritz Berl
Die Könige der Lüfte sind seine Leidenschaft
Durbach. Er hat nicht nur einen Vogel, sondern gleich acht. Und dabei handelt es sich nicht um niedliche kleine Kanarienvögel, sondern um prachtvolle Greifvögel. Jan-Moritz Berl hat sich in Durbach den Traum der eigenen Falknerei erfüllt und lebt ihn mit großer Leidenschaft.
Geboren wurde der 26-Jährige in Kehl, wo er auch die ersten Lebensjahre verbrachte. Als er 16 war, zog die Familie nach Offenburg, wo Berl noch heute wohnt. "Wir hatten immer Tiere: Hunde, Katzen und ich habe relativ früh mit dem Reitsport begonnen", erzählt Jan-Moritz Berl. "Nach einem Praktikum im Tierheim Offenburg und in einem biolandwirtschaftlichen Betrieb stand für mich fest, dass mein zukünftiger Beruf etwas mit Tieren zu tun haben muss."
Nach seinem Realschulabschluss machte er ein Praktikum in einer Falknerei in Allensbach am Bodensee. "Das war ein Glück, dass ich diesen Platz gefunden hatte", so Berl. Da die Greifvögel durchaus einen Menschen verletzen könnten, würden aus Gründen des Versicherungsschutzes Praktikanten meist erst ab 18 Jahren genommen. "Da hat es mich richtig gepackt", sagt Berl. "Aber Falkner ist kein Lehrberuf. Also habe ich mich entschlossen, Tierpfleger zu lernen, um die Grundlagen zu legen." Zunächst zog es ihn in die Nähe von Bayreuth, doch schnell stellte sich heraus, dass es menschlich nicht passte. "Und es war auch sehr weit weg von der Ortenau", so Berl. Nach einem Freiwilligen Sozialen Jahr auf dem Freiburger Mundenhof, bekam er dort eine Ausbildungsstelle zum Tierpfleger.
Sein Ziel Falkner zu werden, verlor er aber nicht aus den Augen. "Ich machte erst einmal die Jägerprüfung, denn ohne die ist alles Weitere nicht möglich", erzählt Jan-Moritz Berl. Beim Deutschen Falknerorden legte er dann die Falknerprüfung ab. In seiner Falknerei im Hespengrund in Durbach hält er einen Lannerfalken, einen Rotschwanzbussard, zwei Steppenadler, zwei Wüstenbussarde und ein Habichtsweibchen. Hinzu kommen noch ein Wärme liebender Sperlingskautz, den er im Winter zu Hause hält, sowie sechs Frettchen.
Jeder Vogel hat eine eigene Persönlichkeit
"Seit 2017 habe ich einen eigenen Betrieb", so Berl. Nur ein Jahr zuvor zeigten er und seine Tiere ihr Können erstmals in der Öffentlichkeit. "Ich bin mit drei Tieren gestartet", sagt der Falkner. Sein Können sprach sich durch Mund-zu-Mund-Propaganda herum. "Bei einer Veranstaltung in einem Offenburger Hotel kam der Kontakt zu dem Weingut Freiherr von Neveu zustande", erinnert sich Berl. Ein Anruf wegen eines verletzten Mäusebussards ließ die Bekanntschaft wieder aufleben. "Das Tier konnte ich leider nicht retten", erzählt Jan-Moritz Berl, aber die Idee zu Flugvorführungen auf dem Weingut nahm Formen an. Im März 2018 wurden dann Nägel mit Köpfen gemacht, Jan-Moritz Berl durfte in der Nachbarschaft die Anlagen für die Falknerei errichten. Seitdem zeigt er in den Sommermonaten bei Flugvorführungen, was seine Tiere alles können.
"Jetzt sind wir dank Corona völlig ausgebremst", stellt er frustriert fest. Jeden ersten und dritten Sonntag im Monat faszinieren seine Tiere die Besucher der Flugvorführungen von Ostern bis zum 1. November. Doch seit Ende 2020 geht nichts mehr. "Ich gehe jagen mit den Tieren, aber mehr ist im Moment einfach nicht möglich", so der Falkner. Für ihn geht der Stillstand an die Substanz: "Ich habe zwar ein festes Einkommen, da ich bei den Technischen Betrieben Offenburg beschäftigt bin", sagt Berl. "Aber ich habe natürlich hohe Kosten für das Futter."
Seine Tiere hat er alle selbst trainiert. "Dazu braucht man viel Geduld und gute Nerven, denn jeder Vogel hat eine eigene Persönlichkeit." So würden Bussarde nur dann die Beute schlagen, wenn sie auch einen Vorteil für sich darin sehen würden. Habichte seien dagegen sehr viel aggressiver. "Es heißt, ein Habicht würde einen schlechten Falkner gut aussehen lassen, ein Bussard einen guten Falkner schlecht", stellt Jan-Moritz Berl fest und grinst dabei. Was ihn an an der Falknerei fasziniert, beschreibt er so: "Wenn mein Steppenadler durch das Tal fliegt, das Gefühl kann man nicht beschreiben, das ist mit nichts zu vergleichen." Gemeinsam mit den Tieren auf die Jagd zu gehen, sei unvergleichlich. "Das ist etwas ganz anderes, als mit der Büchse im Wald zu sitzen", findet er. Christina Großheim
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