Wein- und Heimatmuseum in Durbach
"Ortshistorie und Brauchtum dürfen nicht verloren gehen"
Durbach (djä). In der Ortenau gibt es zahlreiche kunst- und kulturhistorische Stätten. Wer sorgt für die Erhaltung und dafür, dass Besucher diese Schätze besichtigen können? Wir stellen in unserer Serie historische Orte in der Ortenau vor, die es ohne das ehrenamtliche Engagement von Bürgern heute so nicht gäbe.
Ein Weinbauort ohne Weinmuseum? So etwas geht gar nicht, fanden 1982 die Durbacher Weinbauern am Winzerstammtisch. So führte die einfache Frage noch im gleichen Jahr zur Gründung des "Wein- und Heimatmuseum in Durbach e.V.". Ein leerstehendes Haus für das Projekt stand mitten im Dorf schon parat: Ein Fachwerkhaus, 1780 als Rebenhof gebaut und später erst als Pfründnerhaus, dann als Wohnhaus genutzt. Die Gemeinde kaufte das Gebäude, ließ es herrichten und teilweise rückbauen. Zuerst zog die Touristinformation ein.
Die Mitglieder des Vereins machten sich unterdessen daran, um das Haupthaus herum historische Nebengebäude wie den Wagenschopf, eine Küferwerkstatt, ein Brenn- und Backhaus, eine Mahlmühle und ein Bienenhaus zu erbauen. Altes Holz aus Abrisshäusern diente dabei als authentisches Baumaterial. Handwerkskenntnisse von Mitgliedern wie die von Zimmerer Heinz Bächle und ungezählte Arbeitsstunden der ehrenamtlich Engagierten flossen in den Bau und die Ausstattung der Museumsbauten. Auf zirka 250.000 Deutsche Mark im Gegenwert wurden die geleisteten Arbeiten damals geschätzt. Auch örtliche Firmen unterstützten das Projekt. 1995 konnte das Museum eröffnet werden.
Seit der Gründung des Vereins wurden stetig Exponate zu verschiedenen Themenbereichen, insbesondere für den Bereich Weinbau, gesammelt und für die Ausstellung hergerichtet. In 13 Räumen und auf dem Museumsgelände sind heute über 700 Exponate zu bestaunen. Sie zeigen die Durbacher und Ebersweierer Ortgeschichte, das Brauchtum, den Weinbau und die Land- und Forstwirtschaft. Historische Urkunden, Texte und Bilder ergänzen die Ausstellung. Der Besucher bekommt Einblicke in das dörfliche Leben von einst und er erfährt viel über den Broterwerb der Bewohner des Tals von damals bis heute.
"Euer Museum ist so besonders, weil es lebt", erinnert sich Gebhard Karcher an die positive Rückmeldung von Besuchern. Dazu tragen Vereinsmitglieder wie er bei, die mit Aktionen das Jahr hindurch interessierten Zuschauern Arbeiten des früheren Dorflebens zeigen. Für seinen Apfelbrand "Ärberdiddle" wurde der Verein bereits mehrmals prämiert. Die historische Apfelsorte wird vom Museumsverein in einer eigenen Anlage sorgsam gepflegt und im Museumsbrennhaus fachkundig gebrannt.
Bei vorab angekündigten Terminen wird Getreide gesät, geerntet, gedroschen, gemahlen und Brot gebacken. Im Bienenhaus zeigt der Imkerverein die Bienenzucht in alter und neuer Zeit. "Es ist unser Ziel, dass Tradition und Brauchtum nicht vergessen werden. Es ist beispielsweise erst rund 100 Jahre her, dass Strom ins Tal kam. Aber Kienspanhalter oder Öllampen erscheinen manchem Besucher wie Relikte aus Urzeiten", weiß Vorstand Josef Werner, der als Ortshistoriker die Lokalgeschichte bewahren will.
Derzeit fördern 153 Mitglieder den Erhalt der Heimatgeschichte. Rund 50 von ihnen sind aktiv dabei. Sie sorgen auch dafür, dass das Museum an drei Tagen die Woche geöffnet ist und auf Wunsch Führungen vereinbart werden können. Durch den Erlös von zwei Festen im Jahr trägt der Heimatverein zum Betriebsunterhalt bei und unterstützt die Gemeinde bei Baumaßnahmen.
Beim "Burefeschd" am vergangenen Wochenende war wieder viel los auf dem Gelände. Das Traditionsfest, bei dem auf jede moderne Unterhaltung verzichtet wird, erfreut sich bei den Gästen großer Beliebtheit. Besonders schön sei, dass es so viele Helfer aus dem Dorf gebe, die gar nicht im Verein seien, sagt Werner. Das zeige, dass die Dorfgemeinschaft funktioniere. Gleichzeitig motiviert dies die Vereinsmitglieder.
Im Museumslager werden momentan nicht gezeigte Exponate nicht nur verwahrt. Sie werden fotografiert und mit Herkunft und Funktion digital in Inventarlisten aufgenommen. Damit keine Kenntnisse verloren gehen, das ist den Aktiven wichtig. "Es wäre auch schön, mehr Einheimische im Haus zu haben. Damit sie sehen, was unsere Heimat ausmacht", sagt Werner.
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