Ulrike Scriba ist für ihr Kunsthandwerk weltweit bekannt
Der Weg für die Objekte nach Korea war lang: Die Schiffsreise von über 9000 Kilometern um von Gengenbach in den Süden
des Landes nach Cheongju zu gelangen. Gelohnt hat sich die Reise in die
680.000 Einwohnerstadt aber allemal. Denn was auf der weltweit größten
Ausstellung für Kunsthandwerk der „International Craft Biennale“
ausgestellt wird, gehört zu dem Besten, was das Fach zu bieten hat. Zu
den Exponaten, die von etwa 300.000 Besuchern im vergangenen Jahr
besichtigt wurden, zählte auch ein mit Intarsien verkleideter Würfel der
Gengenbacher Künstlerin Ulrike Scriba.
Die Intarsienkunst ist ein Jahrhunderte altes Handwerk, bei dem man Möbel- und
Dekorationsobjekte auf kunstvolle Art mit Holz verkleidet. Dabei werden
hauchdünne und abstrakte Figuren aus unterschiedlichen Hölzern so
ineinandergelegt, dass eine neue dekorative Oberfläche entsteht. Eine
komplexe Kunst, die die 69-Jährige bis zur Perfektion beherrscht.
Noch heute leuchten die Augen der Holzgestalterin, wenn sie von der
Geschichte des Würfels erzählt. „Eigentlich war es eine Auftragsarbeit“,
berichtet Scriba. „Vor einiger Zeit wurde ich darum gebeten, einen
Aufbewahrungsort für ein Testament zu fertigen. Herausgekommen ist
dieser Würfel.“ Nimmt man den Deckel von dem etwa 40 mal 40 Zentimeter
großen mit Intarsien verzierten Quader ab, kommt im Innern ein etwa
ebenso großes Schränkchen mit Schubladen zum Vorschein. Neben Würfeln,
fertigt Scriba auch Tabletts, Dosen, Schmuckschatullen und vieles mehr
an. Dabei kombiniert sie das Holz zum Teil auch mit Metallen wie
Messing, Kupfer oder Eisen.
Schon früh begann sie damit, sich mit den Werkstoffen auseinanderzusetzen. „Ich bin in der Werkstatt
meines Vaters in Jugenheim bei Darmstadt groß geworden“, erinnert sich
Scriba. Er war Metallgestalter, hat nach dem Krieg seine Werkstätte neu
aufgebaut. Dort wurden aus Metall und Holz viele kunsthandwerkliche
Arbeiten für Haus und Garten individuell für Kunden angefertigt. Dabei
musste ich dann mithelfen.“
Was folgte, waren drei Jahre an der Werkkunstschule in Darmstadt. Dort studierte Scriba von 1961 bis ‘64
Bildhauerei. Ihr weiterer Weg führte sie dann nach Würzburg. Die barocke
Stadt hatte es der damals 20-Jährigen angetan. Letztlich ist Scriba in
einem großen Handwerksbetrieb gelandet, der an den
Restaurierungsarbeiten in der Würzburger Residenz mitwirkte.
Hier rekonstruierte sie die durch den Krieg zerstörten Rokokostuckarbeiten,
stellte Gerüste und schaufelte Schutt weg. „Das Arbeiten mit dem Gips
hat mir richtig Spaß gemacht“. Von morgens um sieben bis abends um fünf
stand sie mit ihrem Stuckeisen auf der Baustelle. „Die Putten und
Blätter, die ganzen Barockgeschichten eben, habe ich damals an den
Decken angetragen, fünf Jahre lang.“
Bereits in Darmstadt hatte Scriba ihren Mann kennen gelernt und geheiratet. 1971 folgte der Umzug
mit den Kindern in den Schwarzwald. Der Keramiker machte in Gengenbach
eine Ausbildung zum Werk- und Zeichenlehrer. Während sie selbständig mit
Restaurierungen, zu denen auch Intarsienarbeiten gehörten, Geld
verdiente, arbeitete er in Offenburg an der Waldbachschule.
Daneben hatten beide eine Werkstatt, in der sie Kunstwerke fertigten – und das
äußerst erfolgreich. Neben Messeauftritten im In- und Ausland wurden
Scriba unter anderem 1994 der Hessische Staatspreis und der Staatspreis
des Landes Baden-Württemberg verliehen. Zudem ist sie Mitglied der Jury
des Bundesverbands Kunsthandwerk e.V. und mit ihren Werken in vielen
öffentlichen Museen vertreten.
Dieses Jahr feiert sie ihren 70. Geburtstag, ans Aufhören denkt Scriba allerdings noch lange nicht, dazu
ist noch zu viel in Planung. Zum Beispiel eine große Ausstellung in
München, die am 10. April eröffnet wird. In der zweiten Maiwoche ist sie
in Stuttgart im Landesmuseum auf einer Messe für angewandte Kunst und
im Oktober stehen ihre Kunstwerke bereits schon wieder auf der
Grassimesse in Leipzig.
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