Mit Höhen und Tiefen quer durch die Welt
Michael Panzer sucht auf seinen Touren andere Erfahrungen
Mehrfach überschlug sich der Geländewagen, mitten im Outback von Australien. „Unter Schock stehend bin ich in den Scherben herumgelaufen und musste ins Krankenhaus. Fast schon schlimmer
war es, dass ich vor dem Nichts stand“, erzählt Michael Panzer von einer
seiner Reisen. Die Ersparnisse steckten im Auto. „Für die Überbleibsel
kaufte ich mir Fahrradtaschen. Immerhin war mein Fahrrad ganz geblieben.
So bin ich darauf gekommen, mit dem Fahrrad zu reisen“, sagt der heute
26-Jährige. Seine jüngste Reise führte ihn durch Westeuropa und Afrika,
dort fuhr er mit dem Fahrrad durch die Sahara.
Dass er heute für seine langen Reisen arbeitet, das konnte er sich als Jugendlicher noch
nicht vorstellen. Seine Überlegungen damals waren durchaus, Arbeit,
Familie gründen, Haus und Rente. Dass es anders gekommen sei, habe sich
einfach so entwickelt. Seine Familie machte gerne Urlaub mit dem Zelt,
das war es aber auch schon, wovon er für seine Reisen profitierte. Zu
Fuß oder mit dem Rad war er nicht gleich von Anfang an auf großen Touren.
Nach seiner Maler- und Lackierer-Ausbildung arbeitete Michael Panzer noch als Geselle in seinem Hornberger Ausbildungsbetrieb.
Fremde Länder kannte er nur aus dem Fernsehen. Mit Land und Leuten habe
das wenig zu tun. Im Sommer 2006 nach der Lehre plante Panzer eine
dreiwöchige Tour mit einem Interrail-Ticket. „Mit dem Flugzeug ging es
nach Athen, über den Peloponnes nach Süditalien und Sizilien sowie
Kroatien wieder nach Hause.“ Die Idee dazu kam durch den Bruder, der
dies, allerdings zusammen mit Freunden, auch schon gemacht hatte.
Michael Panzer wollte aber alleine auf Tour gehen. „Man ist nicht ganz
alleine unterwegs. Auf Tour erkennt man erst, wie viele Menschen auf
Reisen sind. Eine Woche war ich mit einem Österreicher unterwegs. In
Neapel trennten sich dann unsere Wege, er wollte nach Griechenland, ich
unbedingt noch nach Rom.“
Seine erste Reise hatte ihm gefallen. Ein halbes Jahr später, im Januar 2007, hatte er wieder eine Woche Urlaub und mit dem Interrail-Ticket zog es ihn durch die Schweiz und
Frankreich bis nach Brest. Allerdings war es im Zelt kalt. „Drei Lagen
Kleider, der Schlafsack und Decken, trotzdem war es kalt. Erst später
habe ich mir eine bessere Outdoor-Ausrüstung zugelegt.“ Damals hätte er
sich noch nicht vorstellen können, Monate unterwegs zu sein. Allerdings
begann es ihn zu stören, dass es, bedingt durch die Urlaubstage, so
lange bis zur nächsten Reise dauerte und jene zudem recht kurz sein
würde. „Zwei Mal Interrail, das war genug“, sagt Michael Panzer. Die
Tour durch Irland, 250 Kilometer entlang des Cliffs of Moher bis nach
Newport ging er zu Fuß. „Irland, das war mehr Reiz, auch weil ich mich
selbst versorgt habe und so völlig frei war in der Tourenplanung.“
Der Wunsch nach einer größeren Reise wurde immer stärker. „Die Reisen
verändern einen, ich habe begonnen anders zu denken. 2007 habe ich
überlegt, was mache ich. ,Work and Holiday‘ in Australien, schien mir
die Lösung“. Seinen Arbeitsplatz gab er auf. „Meine Mutter hat bis zum
Schluss gedacht, ich mache es nicht.“ Am 25. Juli 2008 ging der Flieger
von Frankfurt nach Australien. „Es gibt immer Höhen und Tiefen. Man
kommt immer an seine Grenzen. Manche gehen auch zurück nach Hause“,
erzählt Panzer. „Es ist nicht jedem seine Sache, ohne Job und nur mit 90
Dollar in der Tasche da zu stehen.“ Der Unfall mit dem Geländewagen sei
auch schwerwiegend gewesen. Unbeirrt hat er aber an sein Jahr in
Australien noch ein halbes Jahr in Neuseeland drangehängt.
Auch in Thailand war er bereits. „Dort war ich auf einer sonst unbewohnten
Insel mit 15 Leuten, darunter eine Familie mit Kindern, die sich ein
halbes Jahr eine Auszeit nahm.“ Seine jüngste Tour führte ihn durch
Europa und bis nach Afrika und durch die Sahara, 2000 Kilometer trampen,
1800 Kilometer zu Fuß und 10000 Kilometer mit dem Rad.
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