Dorothea Oldak lebt soziales Engagement
Langeweile kennt sie ganz bestimmt nicht
Es war schon ein abartiges Gefühl“, beschreibt Dorothea Oldak ihre Emotionen bei der Verleihung des
Burda-Ehrenamtspreises Anfang dieser Woche. Ein Mal im Mittelpunkt zu
stehen und aus dem Mund der Offenburger Oberbürgermeisterin zu hören,
was sie alles geleistet, was ihr diesen Preis eingebracht hat, ein Mal
Hubert Burda zu treffen und mit ihm wie mit einem alten Bekannten zu
plaudern, das sei schon ergreifend gewesen.
Überhaupt ist sie von dem Verleger Hubert Burda ganz angetan. „Der ist charismatisch und
weltoffen“, schwärmt die 45-Jährige. Mit ihm habe sie sich genau so über
Facebook und Twitter wie über die Weltpolitik unterhalten. „Und er hat
sich ehrlich für das interessiert, was ich mache.“ Die Industriekauffrau
kommt aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus. „Maidili, des hesch gut
gmacht“, habe er zu ihr gesagt. „Der hat Maidili zu mir gesagt. Da war
ich total gerührt. Der sitzt ja normalerweise mit den ganz Großen auf
dem Sofa zusammen.“
Dorothea Oldak sitzt in ihrer geräumigen Wohnküche in Lahr-Reichenbach. Ihre Gefühle kann man deutlich in ihren
braunen Augen hinter den Brillengläsern lesen. Mal leuchten sie
aufgeregt wenn sie gestikulierend erzählt, mal verdunkeln sie sich, wenn
sie ernst oder nachdenklich wird. Aber diese Stimmung hält bei der
Mutter eines 27-jährigen Sohnes nicht lange an. Sie lacht gern und
strahlt ihr Gegenüber an. In Kombination mit ihren nach oben gestellten
rötlichen Haaren sieht das richtig frech aus.
Ihre Lebensfreude gibt sie auch gern weiter. Und sie kann es nicht ertragen, wenn jemand
in Not ist. „Wenn einer vor meiner Tür steht und Hilfe braucht, kann ich
ihn doch nicht wieder wegschicken. Da muss ich einfach helfen. Ich kann
halt nicht Nein sagen“, sagt sie. Das Helfersyndrom habe sie schon
immer gehabt. Dorothea Oldak ist in der Region keine Unbekannte. Als der
kleine Adrian aus Reichenbach an Leukämie erkrankte, organisierte sie
eine Typisierungsaktion für potenzielle Knochenmarkspender, die
ihresgleichen sucht. Auch bei der Altenheimerin Cecile Meyer, die
ebenfalls Knochenmark benötigte, wurde sie aktiv. Beiden gehe es heute
gut, erzählt sie zufrieden. Während Adrian als geheilt gilt, hat Cecile
Meyer heute Tag 103 nach der Transplantation.
Aber das ist längst nicht alles. Als Vorsitzender der Lahrer Ringergemeinschaft
betreibt sie mit ihren Vorstandskollegen aktive Integration von
Spätaussiedlern und sie kümmert sich um arbeitslose Frauen. „Ich geh
halt mit aufs Arbeitsamt oder helfe beim Schreiben von Bewerbungen“,
spielt sie ihr Engagement runter. „Was ich mache, ist doch gar nichts
Besonderes. Da gibt es sicher viele Menschen, die noch mehr machen als ich.“
Stille Helden habe Burda die Preisträger genannt. „Ich bin sicher kein Held und still bin ich schon gar nicht“, lacht die Trägerin
der Lahrer Bürgermedaille. „Wenn ich jemandem etwas Gutes tun kann,
dann tu ich auch mir was Gutes. Das bringt mir Glücksgefühle“. Und was
macht Dorothea Oldak in ihrer Freizeit? „Oh, Gott, Freizeit habe ich
sehr wenig.“ Das Helfen und ihr Engagement seien ihre
Freizeitbeschäftigung. Zeit für sich habe sie nur sehr wenig. „Im
Facebook kann man manchmal lesen, dass anderen langweilig ist. Das kann
ich gar nicht verstehen. Langweilig ist mir nie. Es gibt so viel auf
dieser Welt, was man machen kann.“ Lesen beispielsweise oder Vorträge
besuchen. Seit ein paar Jahren geht sie im Urlaub auch mit ihrem Mann
Toni auf Reisen – und da kann sie mittlerweile sogar abschalten. „Mein
Kopf ist immer so voll“, sagt sie. Ständig denke sie darüber nach, wie
sie jemandem helfen könne.
Der Tag von Dorothea Oldak beginnt morgens um 5 Uhr. Und dann arbeitet sie alles ab, was ansteht. „Wie so ein Duracell-Häschen“, lacht sie. Der Vergleich, den einer ihrer Freunde
einmal gezogen hat, ist gar nicht schlecht. Bei der Bambi-Verleihung
2008 in Offenburg hatte sie das Glück, in der ersten Reihe sitzen zu
dürfen. Ihr 23-jähriger Sohn Pascal sagte damals: „Ein Bambi hast
eigentlich du verdient“ und schenkte ihr eine selbst gemachte massive
Metallskulptur eines Rehkitzes. „Für die beste Mama der Welt“ habe er
damals gesagt. Das sei für sie die größte Auszeichnung überhaupt gewesen.
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