An(ge)dacht: Ihr Begleiter durch die Woche
Gemeinschaft: Ich gehöre doch zu uns!
Ein Junge, drei Jahre alt, kämpft sich tapfer an der Hand seines Vaters durch einen heftigen Gewitterregen. Patschnass kommen beide zu Hause an. Als Vater und Sohn – geduscht und wieder trocken – mit dem Rest der Familie beim Abendbrot zusammensitzen, sagt der Junge in die Tischgemeinschaft völlig unvermittelt, aber voller Überzeugung: „Gell, ich gehör doch zu uns!“ Offenbar hatte er im Gewitter unausgesprochene Angst, die sich jetzt löste. Er weiß, wohin er gehört.
Die Kirche verkündet – gerade auch heute am Dreifaltigkeitssonntag – Gott in einer dreifaltigen Gemeinschaft: Gott, den Schöpfer, Bewahrer und Vollender von Welt und Mensch. Jesus, in dem Gott Mensch wurde und uns menschlich ganz nah kam. Und den Heiligen Geist als Gottes wirksame Macht und Kraft, der Gottes Gemeinschaft zu Mensch und Welt lebendig macht.
Was vielleicht für manche theologisch konstruiert klingt, wird durch den Satz des dreijährigen Jungen verständlicher: Für den kleinen Jungen ist das wir wichtig. Er gehört damit zur Familie, zu dieser unverzichtbaren Gemeinschaft, in der er wachsen und reifen, in der er Mensch sein darf. Ich, du und wir, das macht unser Leben aus; das macht auch Gott aus.
Wenn Christen den einen Gott in seinen drei Wirklichkeiten feiern, dann wird deutlich, dass dieser Gott auch heute das du sucht und wir in dieser heiligen und heilenden Gemeinschaft wachsen dürfen und Geborgenheit erfahren.
Der heutige Dreifaltigkeitssonntag lädt uns ein, diesen Ich-Du-Wir-Dreiklang neu klingen zu lassen. Warum heute nicht jemanden besuchen, den die gemeinsamen Stunden stärken? Warum heute nicht in die Kapelle am Wegesrand gehen, um beim Verlassen erleichtert auszurufen: „Gell, ich gehöre doch zu uns!“
Simon Schilling
Pastoralreferent
katholischer Seelsorger
in der JVA Offenburg
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