Ehrenamtliche Initiative KZ-Gedenkstätte Vulkan sieht sich als Wissensvermittler
Sören Fuß und Herbert Himmelsbach bildeten 1997 eine Initiativgruppe
Haslach (djä). In der Ortenau gibt es zahlreiche kunst- und kulturhistorische Stätten. Wer sorgt für die Erhaltung und dafür, dass Besucher diese Schätze besichtigen können? Wir stellen in unserer neuen Serie historische Orte in der Ortenau vor, die es ohne das ehrenamtliche Engagement von Bürgern heute nicht gäbe.
"Zum Gedenken an unermessliches Leid, das Menschen von Menschen zugefügt wurde" – so lautet eine Inschrift an der KZ-Gedenkstätte am Hang des Haslacher Bergs Vulkan. An diesem heute so idyllisch gelegenen Platz erinnert ein Mahnmal an eine bedrückende Vergangenheit.
Die kleine Stadt im Kinzigtal war zur Zeit des Nationalsozialismus von September 1944 bis März 1945 Standort der drei Lager "Sportplatz", "Vulkan" und "Kinzigdamm", in denen insgesamt 1.700 Häftlinge aus 21 Ländern interniert und zur Schwerstarbeit gezwungen wurden. Ziel des Reichsrüstungsamts war, die Rüstungsproduktion unter Tage zu verlegen. Haslach verfügte bereits über ein riesiges Stollensystem, da hier seit 1911 das harte Gestein Amphibolit für den Straßen- und Eisenbahnbau abgebaut wurde. Zum Ausbau der Bergwerksstollen, der Trockenlegung und dem Bau von Zufahrtsstraßen wurden Lagerhäftlinge nach Haslach gebracht. Die Zwangsarbeiter litten unter menschenunwürdigen Verhältnissen. Mehr als 223 namentlich bekannte Häftlinge mussten in Haslach ihr Leben lassen.
Bis zu Beginn der 1970er-Jahre wurde die Erinnerung an die Haslacher Lager und die große Zahl der Opfer nur durch die Häftlinge selbst aufrecht erhalten. Es war der Heimathistoriker Manfred Hildenbrand, der in mühseliger Archivarbeit diese Geschichte zu erforschen begann. 1995 stieß eine auswärtige Gruppe von Höhlenforschern auf die Lagergeschichte. Die beiden Haslacher Stadträte Sören Fuß und Herbert Himmelsbach bildeten 1997 eine Initiativgruppe mit dem Ziel, eine Gedenkstätte auf dem Gelände des Vulkan zu errichten. Am 25. Juli 1998 konnte diese eingeweiht werden.
"Wir hatten bis dahin nur eine Gedenktafel am ehemaligen Lager "Sportplatz", erzählt Sören Fuß, der mit Himmelsbach bis heute ehrenamtlich für die Gedenkstätte tätig ist. Führungen für Schulklassen und Besuchergruppen gehören zu ihren Aktivitäten, wie auch das Erstellen von Informationsmaterial. Bei besonderen Anlässen wie den "Treffen der Überlebenden" und ihren Familien gibt es zahlreiche Helfer aus der Umgebung. Besonders Übersetzer werden hier immer wieder gesucht.
Zwölf Informationstafeln dokumentieren in Text und Bild die Geschichte der drei Haslacher Lager. "Die Realisierung war nur durch die Unterstützung des Historischen Vereins, des Haslacher Stadtrats und Bürgermeister Heinz Winkler möglich", so Fuß. Weitere Haslacher Bürger und Firmen unterstützten das Projekt.
Die Gedenkstätte hat das Leiden der Zwangsarbeiter in Haslach vor dem Vergessen bewahrt. Hier, in der Heimat, sind schreckliche Dinge passiert. Zentrales Anliegen der ehrenamtlichen Initiatoren ist, dieses Wissen zu vermitteln und Menschen zu sensibilisieren. Nie wieder soll so etwas geschehen können.
Die Schüler der Geschichtswerkstatt des Haslacher Robert-Gerwig-Gymnasiums haben diese Gedanken aufgegegriffen und, unterstützt durch ihren Geschichtslehrer Mathias Meier-Gerwig, in einem Jugendarbeitskreis 2012 den "Weg des Erinnerns" geschaffen. An fünf Stationen wird der Leidensweg der Zwangsarbeiter beschrieben, vom Haslacher Bahnhof über die Lager in der Stadt bis hinauf zum Vulkan. So wurde das bürgerliche Engagement zur nächsten Generation ganz real weitergetragen.
"Man ist nicht nur verantwortlich für das, was man tut, sondern auch für das, was man geschehen lässt." Das Zitat von Roman Herzog auf der Tafel am Mahnmal ist Credo und Motivation zugleich für die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Gedenkstätteninitiative. Führungen können vereinbart werden bei Sören Fuß, Telefon 07832/2105 oder unter info@gedenkstaette-vulkan.de.
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