Herbergssuche geht weiter
In den meisten Häusern dürften in den vergangenen Tagen die Christbäume wieder abgeschmückt, die
Weihnachtsdekoration wieder in Kisten verstaut worden sein. Auch die
biblischen Texte klingen, da der Alltag uns wieder im Griff hat, nur
noch schwach nach. Obwohl es eigentlich in den nächsten Wochen dringend
nötig wäre, sich intensiv an sie zu erinnern – an die Herbergssuche der
heiligen Familie zum Beispiel und an ihre Flucht nach Ägypten vor der
Verfolgung durch König Herodes. Denn die Ortenau erwartet ebenfalls
Flüchtlinge – Herbergslose und Verfolgte aus verschiedenen Kriegs- und
Krisengebieten. In einem der reichsten Länder dieser Erde suchen sie
Zuflucht, Schutz und einen neuen Platz zum Leben.
Natürlich sind da zuerst einmal die staatlichen Stellen in der Pflicht, vor allem, was
materielle Hilfe angeht. Aber die ist nicht alles für Menschen, die
Schlimmes, oft Unvorstellbares erlebt haben, die ihre Heimat
zurücklassen mussten und mit ihr alle sozialen Beziehungen. Das Gefühl,
angekommen zu sein, willkommen zu sein, Menschen zu kennen, die einem in
der Situation des Fremdseins beistehen, das kann keine Behörde leisten.
Es ist gut, dass sich dabei vielerorts vor allem die Kirchen und ihre
Gemeinden angesprochen fühlen, denn Christen tritt gerade im
hilfsbedürftigen Mitmenschen Christus selbst entgegen: „Ich war fremd
und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen. – Was ihr dem geringsten
meiner Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan.“
Das gilt ohne Ansehen der Person, des Herkunftslandes und übrigens auch der
Religion. Und da darüber hinaus die Hilfe für Notleidende ein Gebot der
Menschlichkeit für jede und jeden ist, wäre es schön, wenn wir bald
schon sagen könnten: „Willkommen in Deutschland, wo immer ihr herkommt!“
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