„Wir kaufen lokal“: Wie Kommunen von einem starken Angebot profitieren
„Guter Einzelhandel ist eine existentielle Notwendigkeit“

Ein florierender Einzelhandel macht die Innenstädte – hier die Lahrer – attraktiv. | Foto: Foto: Michael Bode
  • Ein florierender Einzelhandel macht die Innenstädte – hier die Lahrer – attraktiv.
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Ortenau. „Der Handel ist ein wichtiger Motor für alle innerstädtischen Aktivitäten“, so Dr. Steffen
Auer, Präsident der Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein
(IHK). Im Rahmen der Stadtanzeiger-Aktion „Wir kaufen lokal“ soll die
Bedeutung des Einzelhandels für die Kommunen geklärt werden. „Der
Einzelhandel bietet ja nicht nur Grundversorgung, sondern macht aus
Innenstädten angenehme Aufenthaltsräume. Ohne Geschäfte sind Innenstädte
keine Orte der täglichen Bedeutung mehr“, stellt Dominik Fehringer,
Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Offenburg Ortenau (WRO), fest. Und
für Olaf Kather, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Südbaden, ist
ein guter Einzelhandel von existenzieller Notwendigkeit für die Städte:
„Gemeinsam mit der Gastronomie, Freizeitangeboten, Dienstleistungen und
Serviceeinrichtungen macht er die Qualität der Städte aus.“

Die IHK Südbaden hat etwa 4300 Einzelhandelsbetriebe in der Ortenau erfasst.
„Deren Gesamtverkaufsfläche lässt sich nicht genau beziffern“, so
Steffen Auer. Im Jahr 2008 seien es etwa 730000 Quadratmeter bei damals
noch 3300 Betrieben gewesen. „Eine neue Erhebung wird Ende dieses Jahres
im Rahmen eines Handelsmonitors erstellt“, so der IHK-Präsident. Die
Zahlen der IHK zeigen: Ein Drittel der Verkaufsflächen wird durch
Sortimente des Lebensmittelbereichs, Getränke und Drogerieartikel
belegt. Etwa ein Sechstel macht der sogenannte mittelfristige Bedarf wie
Bekleidung, Schuhe, Sport, Uhren, Schmuck oder Bücher aus. Die
verbleibende Hälfte des Flächenangebots dient dem langfristigen Bedarf
wie Möbel, Kfz, Bauen oder Einrichten. 17000 Arbeitsplätze bietet die
Branche allein in der Ortenau.

„Als zentraler Einkaufsort liegt Offenburg mit etwa 500 Einzelhandelsbetrieben und 190000 Quadratmetern
Verkaufsfläche mit deutlichem Abstand vor den Mittelzentren Lahr,
Achern, Kehl sowie Haslach/Hausach/Wolfach. Wobei dem letztgenannten
Dreiergespann eine besondere Rolle in der Versorgung des Kinzigtals
zukommt“, erklärt Auer. „Der Handel in der Ortenau ist also gut
aufgestellt.“ Eine Einschätzung, die auch Dominik Fehringer von der WRO
teilt: „Der Einzelhandel in der Ortenau ist insbesondere im Vergleich
mit anderen Regionen weitgehend gesund. Der grenznahe Bereich profitiert
von den elsässischen Kunden, die Täler vom Tourismus.“ Probleme
verhehlt Fehringer aber nicht: „In einigen Kommunen macht sich zunehmend
Leerstand von Verkaufsflächen breit. Dazu kommt, dass der Druck von
Filialisten immer größer wird und damit auch ein regionaltypischer
Charakter des Einzelhandels verloren geht.“ Die größte Herausforderung
liegt, darin sind Dominik Fehringer, Olaf Kather und Steffen Auer einig,
in der Entwicklung des Online-Handels. 

„Der Einzelhandel muss sich klar gegen den Onlinehandel positionieren und seine Stärken
öffentlich machen“, so Kather. Diese lägen in einem attraktiven
Sortiment, guter Beratung und einer angenehmen Atmosphäre während des
Einkaufs: „Er muss dem Kunden sagen: Wir haben Kontakt zu Dir. Der
lokale Einzelhandel sollte aber auch die Chancen der digitalen Welt
nutzen: Er sollte sich im Internet mit einer eigenen Homepage
präsentieren oder in den sozialen Netzwerken die Kunden, die sich dort
bewegen, abholen.“ Auch die WRO will den lokalen Einzelhandel beim
Eintritt in die digitale Welt unterstützen. „Wir haben im vergangenen
Jahr dem regionalen stationären Einzelhandel eine Plattform zum Einstieg
in den Onlinehandel angeboten. Bis zum Jahr 2020 wird sich der Anteil
des Onlinehandels verdoppeln“, schätzt Fehringer.

Autor: Christina Großheim

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