Dollenberg-Dialog Dezember 2023
Expertenblicke auf Chinas Entwicklung
Bad Peterstal-Griesbach (st) Es drehte sich alles um China beim letzten Dollenberg-Dialog 2023 - um die politische Macht und das geradezu schwindlig machende Tempo der wirtschaftlichen Entwicklung im Reich der Mitte mit ihren Auswirkungen auf den europäischen und deutschen Markt, heißt es in einer Pressemitteilung aus dem Wahlkreisbüro von Willi Stächele.
Wie beim Dialog gewohnt, referierten Experten aus der täglichen Praxis, beantworteten Fragen aus dem vollbesetzten Spiegelsaal des Fünf-Sterne-superior Hotels "Dollenberg" in Bad Peterstal-Griesbach. Dort hatten sich auch Justizministerin Marion Gentges und Bundestagsabgeordneter Thomas Bareiß, beide CDU, unter die prominenten Vertreter aus Politik und Wirtschaft gemischt.
Technologische Führung
Carlo Lazzarini ist Vorstandsvorsitzender der PWO AG, Progresswerk Oberkirch, die auch im chinesischen Suzhou mit über 300 Mitarbeitern Komponenten für die Autoindustrie produziert. Er schilderte anschaulich, in welchem Tempo China den weltweiten Automarkt mit E-Mobilen flutet: „2030 wird jedes dritte weltweit verkaufte Auto in China produziert sein“. Im Bereich der E-Mobilität hätte China längst die technologische Führung übernommen. Lazzarini: „Während wir noch von vergangenen Erfolgen schwärmen, haben andere längst Fakten geschaffen“. Noch aber sei es nicht zu spät. Der CEO setzte in Deutschland auf die enorme Innovationskraft des industriellen Mittelstands. „Das können wir noch aufholen." Dazu brauche es aber bessere Rahmenbedingungen in einem Klima, in dem Innovationen gefördert und nicht behindert werden. Deutschland dürfe es sich bei aller Hinwendung zu den USA nicht leisten, China zu vernachlässigen. „Wollen wir globale Moralpolizei spielen oder als eine Industrienation gemäß unseren Werten mit China in Wettbewerb treten?“ fragte Lazzarini: „Worte genügen nicht, wir brauchen Taten und Tempo“.
„Wohin strebt China?“ fragte als exzellenter Kenner Weltmarktplayer Jörg Wuttke, langjähriger Präsident der deutsch-chinesischen Handelskammer in Peking und prominenter Repräsentant der BASF in China. Anhand umfangreichen Zahlenmaterials zeichnete er die technologischen Entwicklung des Reichs der Mitte nach, ging auf dessen politischen Wandel ein mit immer stärkeren Tendenzen zum Kommunismus und auf dessen Rolle in der Weltpolitik. Aber auch in China wüchsen die Bäume nicht in den Himmel, das Land habe mit Strukturkrisen zu kämpfen, das wirtschaftliche Wachstum verlangsame sich. Deutschland müsse in dieser Situation geopolitischer und strategischer denken und handeln, dürfe sich nicht in neue Abhängigkeiten begeben. Die Wirtschaft müsse ihre eigenen Stärken ausbauen, den Wissenstransfer wesentlich verbessern.
China als Partner
„China ist für die regionale Wirtschaft nicht mehr wegzudenken“, brachte Dominik Fehringer die Diskussion zurück in die Ortenau. Der Geschäftsführer von nectanet und der Wirtschaftsregion Ortenau (WRO) beleuchtete das Zusammenspiel - vor allem auch die Unterschiede - der chinesischen und regionalen Wirtschaft. Auch er warnte von einseitigen Abhängigkeiten und forderte einen Staat, der handlungsfähiger und offener für neue Tendenzen sei, vor allem mehr Tempo vorlege: „Wir haben keine Zeit zu verlieren“.
Bei so viel China wollte auch Martin Herrmann, Zwei-Sterne-Koch des Hotels, nicht zurückstehen. Er hatte sein Menü aus Medaillons vom Thunfisch, schottischem Lachs und Milchkalbrücken mit allerhand asiatischem Zutaten und Beiwerk lukullisch noch veredelt. Seufzte am Ende Dialog-Chef Willi Stächele: „Mit China werden wir uns alle befassen müssen, ob wir wollen oder nicht“.
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