Olympia erlebt als Teil des „Hupfdohlen-Trios“
Ellen Mundinger startete 1972 in München als Hochspringerin

Ellen Mundinger sagt von sich selbst: „Ich bin ein Draußen-Mensch.“ Vom Alltag entspannen kann sie am besten in freier Natur. | Foto: Michael Bode
  • Ellen Mundinger sagt von sich selbst: „Ich bin ein Draußen-Mensch.“ Vom Alltag entspannen kann sie am besten in freier Natur.
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Mit ihren langen Beinen und der schlanken Statur war sie prädestiniert für Erfolg im Hochsprung: Bereits mit 14 Jahren nahm Ellen Mundinger an den Deutschen Jugendmeisterschaften teil
und wurde mit einer übersprungenen Höhe von 1,67 Metern Dritte. „Ich bin
damals so hoch gesprungen, wie ich groß war.“ Drei Jahre später stellte
sie den deutschen Rekord ein und qualifizierte sich damit für die
Olympischen Spiele in München.

„Olympia war schon toll“, sagt sie, allerdings habe sie das Olympische Dorf nicht allzu ansprechend gefunden. Auch den Einmarsch ins Stadion fand sie „ganz nett“, eine der
Friedenstauben habe aber ihren Kot direkt auf sie fallen lassen. „Zum
Glück hatte ich einen Hut auf“, scherzt die gutgelaunte Mundinger. Das
Spannendste an München sei gewesen, dass alle Teilnehmer gratis mit der
S-Bahn herumfahren konnten. Das hat sie ausgenutzt. „Ich war damals ja
eigentlich noch ein Kind. Außer Schule und Sportplatz hatte ich noch
nicht viel gesehen. Eine moderne S-Bahn war da schon was Spannendes“, so
die in Offenburg aufgewachsene Sportlerin.

Während der Spiele traf sie auch einen Mann, der ihr Karten fürs Olympiastadion für exakt
den Tag verkaufen wollte, bei dem sie ihren Wettkampf hatte. „Brauche
ich nicht, da mach ich selbst mit“, war ihre Antwort. Geglaubt hat er
ihr das aber nicht. Der Wettkampf selbst sei toll gewesen, außer der
Kälte, die gegen den Abend stark zunahm. „Dabei sein war für mich
alles“, sagt die letztlich Zehntplatzierte. „Wir haben uns alle riesig
über Ulis Sieg gefreut.“ Erst neulich habe es wieder ein
„Hupfdohlentreffen“ mit den anderen deutschen Olympiateilnehmerinnen im
Hochsprung, Ulrike Meyfarth und Renate Gärtner, gegeben.

Eigentlich nimmt das Thema Olympia in Ellen Mundingers Leben nur eine kleine Rolle
ein. Mit 18 Jahren machte sie Abitur und studierte danach Sport und
Geographie. „Lehrerin wollte ich eigentlich nie werden. Tiermedizin oder
Landwirtschaft standen bei mir ganz oben.“ Diese Berufe seien für
Frauen zu der Zeit aber eher untypisch gewesen und so entschied sie sich
doch für eine andere Richtung. Auf ihrem Weg zum Staatsexamen hat sie
die Semesterferien für weltweite Reisen genutzt. „Das war nicht immer
ganz ungefährlich“, so Mundinger. Vieles davon hätte sie ihren beiden
Kindern nicht erlaubt.

So ist sie mit einer Bekannten durch Nordamerika getrampt und dabei mit Truckern den gesamten Alaska-Highway gefahren. „Ich wollte unbedingt den Mount McKinley sehen.“ So sind sie
zu Fuß weiter durch Teile Alaskas gestiefelt, wo es sehr früh sehr kalt
werde. „Wir hatten kaum warme Klamotten im Rucksack und um Holz zu
machen, haben wir uns sogar eine Axt gekauft.“ Als Verpflegung diente
nur ein wenig Reis und Bären mussten sie mit einer Klingel verscheuchen.
„Das sind ja schließlich sehr scheue Tiere. Aber im Nachhinein war das
schon eine riskante Odyssee.“

Auch nach Griechenland ist sie damals  getrampt, um ihren Bruder zu besuchen, der Nachwuchs erwartete. Insgesamt war sie ein halbes Jahr dort und hat „von der Hand in den Mund
gelebt“ und unter anderem Bauern bei der Olivenernte geholfen.
„Südamerika war aber auch ganz schön. Kolumbien musste ich aufgrund des
abgelaufenen Visums aber verlassen.“ Schlimm war das nicht, denn sie
strandete auf einer Antilleninsel.

Irgendwann begann dann aber der Ernst des Lebens: Die Referendariatszeit stand an und schon bald stellte sich heraus, dass es nicht viele Jobs gab. Mit Nachhilfe und
Vertretungen hielt sie sich aber über Wasser. Als dann Sohn David
unterwegs war, zog sie zu ihrem späteren Mann nach Essen. Tochter Esther
kam einige Jahre später zur Welt. Nach der Trennung kehrte Mundinger
mit ihren Kindern 1998 wieder in die Ortenau zurück und baute sich ein
idyllisch gelegenes Häuschen in Bottenau. „Das Haus ist vollkommen energieautark.“

Auch sonst ist die Lehrerin, die seit zehn Jahren an der Heimschule Lender in Sasbach unterrichtet, sehr umwelt- und naturverbunden. Mit Border-Collie-Hündin Daisy verbringt sie viele Stunden im Wald. „Ansonsten liebe ich es, mit dem Rennrad unterwegs zu
sein, zu Lesen oder Klavier zu spielen.“

Autor: Nicole Hils

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