Robert Gerwig plante die Schwarzwaldbahn
1866 hielten die Dampfzüge in Haslach und Hausach
Kinzigtal. Der Wind der Geschichte weht mal schwächer oder stärker in der Ortenau. In unserer
Serie „Hier wurde Geschichte geschrieben“ beschäftigen wir uns mit
Ereignissen, die sich in das Gedächtnis der Menschen eingegraben haben.
Sie können weit in der Vergangenheit liegen oder erst ein paar Jahre zurück.
Ein solches geschichtsträchtiges Ereignis ist der Bau der Schwarzwaldbahn, die Offenburg mit Konstanz verbindet. Der Ingenieur
Robert Gerwig ist deren Erbauer. Am 2. Juli 1866 wurde die Strecke von
Offenburg nach Hausach dem Verkehr übergeben. Autos gab es damals noch
nicht, Kutschen und Fuhrwerke transportierten bis dahin im Kinzigtal
Personen und Waren. Das Bild hat sich bis heute verändert.Im Rahmen der
Eröffnung des Schwarzwälder Freilichtmuseums Vogtsbauernhof berichtete
dessen wissenschaftlicher Leiter Thomas Hafen von der Bedeutun der
Verkehrswege, die auch direkt am Freilichtmuseum vorbei gehen. Die
Kinzig, die Bundesstraße 33, die Schwarzwaldbahn und der Kinzigtalradweg.
Erste Planungen für den Bau einer Bahnstrecke, die den Schwarzwald zentral queren sollte, gab es bereits in den
1840er-Jahren. Allerdings wurden diese verworfen, da die technischen
Voraussetzungen für diese aufwändig zu bauende Strecke noch nicht
gegeben waren.
Nachdem man später Offenburg als Ausgangs- und Singen als Endpunkt festgelegt hatte, wurden drei Varianten untersucht.
Die Bregtallinie über Furtwangen und entlang des Donauquellflusses Breg
war vom baulichen Aufwand her zu groß und wurde als erste verworfen. Die
Schiltachlinie über Wolfach, Schiltach und Schramberg war den Badenern
ein Dorn im Auge, da die Schwarzwaldbahn ausschließlich über heimisches
Gebiet verlaufen sollte, bei dieser Linienführung aber auch
württembergisches Hoheitsgebiet durchqueren hätte. Die Sommeraulinie
über Hornberg und Triberg bekam daher den Zuschlag. Der
Eisenbahningenieur Robert Gerwig arbeitete anschließend die Pläne für
den Streckenbau aus. Der Bau der Schwarzwaldbahn begann 1865 von den
beiden Endpunkten Offenburg und Singen aus. Bereits 1866 erreichte der
Schienenstrang Hausach von Westen, im selben Jahr Engen und 1869
Villingen von Süden her.
Die Strecke von Offenburg nach Hausach war von Anfang an ein Erfolg. Im ersten Monat, dem Juli 1866, wurden
16287 Personen befördert. Für die Stadt Haslach bracht der Anschluss an
die Bahnlinie einen Zuzug von Einwohnern mit sich. Zahlreiche
Bahnarbeiter und Bedienstete wählten Haslach als Wohnort. Hatte Haslach
im Jahr 1864 noch 1573 Einwohner, so waren es 1867 bereits 1740
Einwohner. Haslach war damit die größte Stadt im Amtsbezirk Wolfach, die
Stadt Wolfach hatte damals 1519 Einwohner. In Hausach lebten 1437 Menschen.
Die Inbetriebnahme bis Villingen dauerte aufgrund des schwierigen Geländes bis ins Jahr 1873. Das verwundert nicht, zwischen
Hornberg und St. Georgen galt es 37 Tunnel zu bauen. Die ursprüngliche
Idee, das Gebirge mithilfe von Spitzkehren zu überwinden, wurde
aufgegeben; statt dessen plante man eine durchgehende Linie mit zwei
doppelten Kehrschleifen und zahlreichen Tunnels, aber nur wenigen
Brücken. 1867 begannen die Arbeiten. Vor allem für den Tunnelbau wurden
auch zahlreiche Arbeiter aus Italien angeworben. Während des
deutsch-französischen Krieges mussten sie Baden vorübergehend verlassen.
Die Bergstrecke wurde 1873 vollendet. Sie begründete den Ruhm ihres
Planers und Erbauers Robert Gerwig. Die Schwarzwaldbahn wurde zunächst
eingleisig ausgeführt, jedoch hatte Robert Gerwig die Bergstrecke
einschließlich der Tunnels von vornherein für die Aufnahme eines zweiten
Gleises angelegt. Das steigende Verkehrsaufkommen und
militärstrategische Überlegungen führten dazu, dass ab 1888 zwischen
Hausach und Villingen zweigleisig gefahren wurde. Weitere Abschnitte
folgten; 1921 war die Schwarzwaldbahn durchgehend auf zwei Gleise ausgebaut.
Als wäre es gestern gewesen, bieten Vereinigungen von Eisenbahnfreunden noch heute Fahrten mit Dampflokomotiven auf der
Schwarzwaldbahn an. Seit Jahren hat auch die Deutsche Bahn den
touristischen Wert der Bahnstrecke für sich entdeckt. Seit 2006
verkehren im Stundentakt klimatisierte Doppelstockwagen mit
Panoramafenstern auf der Strecke, die bei Touristen aller Nationen
beliebt sind. Der hohe touristische Nutzen lässt sich auch daran
erkennen, dass am 14. Dezember 2014 der Bahnhalt Vogtsbauernhof/Gutach
eingeweiht wurde. Mit dem S-Bahn-Anschluss können die Touristen jetzt
direkt vor der Tür des Schwarzwälder Freilichtmuseums Vogtsbauernhof aus
dem Zug steigen.
Autor: Daniel Hengst
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