Ausflugstipp: neue Ausstellung in der Staatsgalerie Stuttgart
The Great Graphic Boom
Die Staatsgalerie Stuttgart zeigt rund 200 Graphiken von 22 Künstlerpersönlichkeiten, die die unterschiedlichen Stilrichtungen der amerikanischen Druckgraphik von 1960 bis 1990 repräsentieren.
Die Jahrzehnte, die auf den Zweiten Weltkrieg folgten, waren in Amerika durchaus dramatisch: Die Allgegenwärtigkeit der Atombombe, der Kalte Krieg, die McCarthy-Ära, der Stellvertreterkrieg in Vietnam und Watergate bestimmten die Gesellschaft ebenso wie die glamouröse Welt der Hollywood-Stars, die Beatmusik und die Hippiebewegung. Die Druckgraphik erwies sich als kongeniales Medium, um auf die politischen und sozialen Umwälzungen zu reagieren. Zu Beginn der 60er-Jahre entdeckten viele der avantgardistischen US-Künstler das Medium der Graphik für sich. Hierzu gehören Vertreter des Abstrakten Expressionismus, wie Willem de Kooning, Barnett Newman, Jackson Pollock, Robert Motherwell oder Sam Francis, ebenso wie der Minimal Art, etwa in den poetischen Äußerungen von Louise Bourgeois, Agnes Martin, Helen Frankenthaler und Cy Twombly. Ihnen zur Seite stehen Protagonisten des Hard Edge wie Ellsworth Kelly, Donald Judd und Frank Stella sowie die im gegenständlichen Bereich arbeitenden und zuweilen als Neo Dada bezeichneten Robert Rauschenberg, Jasper Johns und Ed Ruscha. Diese Vorläufer und teilweise Begleiter der Pop Art wiederum inspirierten Roy Lichtenstein, Robert Indiana und Andy Warhol. Aber auch Konzeptkünstler wie John Baldessari und Bruce Nauman oder Bildhauer wie Lee Bontecou und Richard Serra gesellten sich zum Kreis der großen amerikanischen Graphiker.
Die unterschiedlichen künstlerischen Positionen werden in der Ausstellung thematisiert: Die strenge, geordnete, aber dennoch außerordentlich emotionale Welt der Abstraktion steht der nur scheinbar oberflächlichen Gegenständlichkeit gegenüber, die nicht allein vordergründig oder populär ist, sondern sehr wohl engagiert und kritisch sein kann. Schon in der Vergangenheit diente vor allem die Graphik dazu, religiöse oder politische Inhalte einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren es vor allem die deutschen Expressionisten, die sich intensiv dieser Technik widmeten. Aber auch Pioniere der Druckgraphik wie Paul Gauguin, Edvard Munch und Pablo Picasso wurden zu Vorbildern einer graphischen Kunstform in Amerika.
Info: Die Ausstellung "The Great Graphic Boom. Amerikanische Kunst 1960-1990" in der Staatsgalerie Stuttgart ist noch bis zum 5. November zu sehen. Öffnungszeiten sind von 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr, montags geschlossen. Erwachsene zahlen zwölf Euro Eintritt. Weitere Informationen gibt es unter www.staatsgalerie.de.
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