Ausstellung in Freiburg
Faszination Großstadt
Pulsierendes Nachtleben, schrilles Varieté und bizarre Jahrmarktszenen: Für Max Beckmann war die Großstadt eine unerschöpfliche Inspirationsquelle. In Frankfurt am Main schuf er zwischen den Eindrücken des Ersten Weltkriegs und dem Glanz der 1920er-Jahre seine grafischen Hauptwerke.
Über 50 Radierungen, Lithografien und Holzschnitte aus den Frankfurter Jahren sind in Freiburg zu sehen. „Max Beckmann. Die Sammlung Classen“ ist die zweite Ausstellung des Museums für Neue Kunst im Haus der Graphischen Sammlung.
Max Beckmann, geboren 1884 in Leipzig, gehört zu den bedeutendsten Künstlern der Klassischen Moderne. Als er 1950 in New York stirbt, genießt er bereits höchste internationale Anerkennung. Nicht nur seine Gemälde, auch seine Papierarbeiten sind in den Sammlungen großer Museen weltweit vertreten. Für Beckmann selbst sind Zeichnung und Druckgrafik gleichrangig mit der Malerei. Seine Zeit in Frankfurt spielt jedoch vor allem für sein grafisches Werk eine Rolle: Nach einem Nervenzusammenbruch als Sanitätshelfer an der Front lässt sich der Künstler in der Main-Metropole nieder. Geprägt von den Kriegserfahrungen entwickelt er seinen unverwechselbaren Stil. Mit scharfen Linien und radikaler Sachlichkeit bringt er das Spektakel der großstädtischen Kriegs- und Nachkriegsgesellschaft zum Ausdruck. Beckmann ist in dieser Zeit kein Einzelkämpfer. Einige Buchprojekte und Mappenwerke entstehen in enger Zusammenarbeit mit befreundeten Literaten und Verlegern. Die Ausstellung lädt dazu ein, einen Blick in Beckmanns persönliches Umfeld zu werfen und seine guten Freunde kennenzulernen. Stellvertretend für zehn Weggefährtinnen und Vertraute des Künstlers stehen im Ausstellungsraum zehn Stühle: Wer mag, kann Platz nehmen und die vielfältigen Beziehungen entdecken. Unter den vorgestellten Persönlichkeiten sind die Schriftstellerin Lili von Braunbehrens, die Künstlerfreunde Ugi und Friedel Battenberg und seine zeitweilige Geliebte Hildegard Melms, genannt „Naïla“.
Das Highlight der Ausstellung ist Beckmanns zehnteilige Mappe „Jahrmarkt“. In diesem faszinierenden Zyklus nimmt er Aspekte der menschlichen Existenz und des Künstlerdaseins in den Blick. Daneben sind rund 30 Grafiken, größtenteils Kaltnadelradierungen, und fünf illustrierte Bücher zu sehen.
Der Großteil der gezeigten Werke stammt aus der Sammlung des Ehepaars Christa und Wolfgang Classen. Eigens für die Ausstellung haben sie noch im vergangenen Jahr Ankäufe getätigt, darunter das „Selbstbildnis mit steifem Hut“ von 1921.
Info: Die Ausstellung „Max Beckmann. Die Sammlung Classen“ im Haus der Graphischen Sammlung im Augustinermuseum in Freiburg ist noch bis zum 16. Februar zu sehen. Öffnungszeiten sind dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr. Der Eintritt für Erwachsene beträgt fünf Euro. Weitere Infos gibt es auf der Internetseite www.freiburg.de/museen.
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