Protonentherapie in Freiburg
Universitätsklinikum will die Strahlentherapie in Freiburg verbessern
Freiburg. Die Klinik für Strahlenheilkunde und andere Fachabteilungen des Universitätsklinikums arbeiten intensiv an einem Projekt zur Verbesserung der Strahlentherapie in Freiburg. Ziel ist die Etablierung einer neuen Behandlungstechnik, die sehr vielen Krebspatienten in Freiburg zugutekommen würde. Von der so genannten „Protonentherapie“ könnten insbesondere krebskranke Kinder profitieren, da die Strahlenbelastung bei diesem Verfahren viel geringer ist. Die Verantwortlichen des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin setzen sich daher ebenfalls vehement für das Projekt ein. Der Freiburger Förderverein für krebskranke Kinder e.V. hat die Aufsichtsratsmitglieder des Universitätsklinikums in einem Brief nun aufgefordert, das Projekt zu unterstützen.
Die Direktorin der Klinik für Strahlenheilkunde, Prof. Dr. Anca-L. Grosu, hat großes Interesse, die
Protonentherapie in Freiburg zu etablieren und hier weiterzuentwickeln. „In der Behandlung krebskranker Patienten wird diese Methode künftig eine entscheidende Rolle spielen“, sagt die Ärztin, die vor ihrer Berufung nach Freiburg in Nordamerika an der renommierten Harvard-Universität zum Thema Protonenbestrahlung geforscht hat. Zahlreiche Studien hätten gezeigt, dass Tumoren durch die Protonentherapie viel besser bekämpft werden können. „Die gezieltere Bestrahlung erhöht die lokale Tumorkontrolle wesentlich, gleichzeitig werden unerwünschte Nebenwirkungen vermieden“, so Grosu. Gerade bei der Behandlung von Kindern sei die Schonung des angrenzenden gesunden Gewebes ein unschätzbarer Vorteil, denn dadurch lassen sich Wachstumsstörungen und Spätfolgen im kognitiven Bereich auf ein Minimum reduzieren.
Die großen medizinischen Vorteile der Protonentherapie bestätigt die Direktorin des Zentrums für
Kinder- und Jugendmedizin, Prof. Dr. Charlotte Niemeyer: „Im Moment können wir viele krebskranke Kinder in Freiburg nicht mehr guten Gewissens bestrahlen und schicken sie nach Heidelberg oder Essen“, so die engagierte Wissenschaftlerin, die 2012 mit dem Deutschen Krebspreis ausgezeichnet wurde. Für die betroffenen Familien sind solche heimatfernen Behandlungen, die in der Regel acht Wochen dauern, finanziell zusätzlich belastend und eine organisatorische Herausforderung.
Professorin Grosu bezeichnet es als „kontraproduktiv, wenn die Kinder für eine Strahlentherapie
Freiburg verlassen müssen.“ Zumal die Freiburger Klinik für Strahlenheilkunde mit etwa 3.000
behandelten Patienten pro Jahr zu den drei größten ihrer Art in Deutschland gehört, vergleichbar nur mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg oder der Charité in Berlin.
Die Frage, ob sich ein Projekt in dieser Größenordnung am Standort Freiburg überhaupt finanzieren lässt, ist nicht unberechtigt. Die herkömmliche Technik der Protonenbestrahlung ist nämlich eine sehr teure Angelegenheit. Interessenten gab es schon viele – die Investitionssumme in Höhe von 200 bis 250 Millionen Euro hat die meisten von ihnen abgeschreckt. In Deutschland wird die Protonentherapie daher nur an fünf Standorten angeboten. In den vergangenen Jahren hat sich auf diesem Gebiet der Medizintechnik jedoch viel getan: Europäische und nordamerikanische Firmen haben die Protonentechnologie weiterentwickelt und bieten jetzt kompakte Anlagen mit vergleichbarer Wirkungsweise zu einem deutlich niedrigeren Preis an. Zusammen mit ihrem Team hat Grosu einen Businessplan ausgearbeitet, demzufolge die Anlage nur etwa 30 Millionen Euro kosten würde. Das wäre immer noch eine umfangreiche Investition. Doch die Direktorin der Strahlenklinik relativiert die Kosten: „Die Anlage würde mindestens 25 Jahre laufen“, so Grosu. „Bei geschätzten 350 bis 450 Behandlungen pro Jahr könnten wir Tausenden von Patienten helfen.“
Eine Analyse durch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PriceWaterhouseCooper bescheinigte dem Projekt eine hohe Rentabilität. Die Finanzierung könnte über ein Leasingmodell laufen, so dass Universitätsklinikum und Landeskasse gar nicht belastet würden. Unter diesen Voraussetzungen erstaunt es nicht, dass die Klinikleitung hinter dem Projekt steht. Mit der neuen Behandlungstechnik würde das Universitätsklinikum Freiburg eine Vorreiterrolle für Protonentherapie in Europa übernehmen. Volle Rückendeckung kommt vom Freiburger Förderverein für krebskranke Kinder, der unter anderem ein Elternhaus auf dem Klinikgelände finanziert. Das Elternhaus gewährleistet eine kliniknahe Unterbringung und eine ganzheitliche psycho-soziale Unterstützung der betroffenen Familien, einschließlich der Betreuung gesunder Geschwisterkinder im Kindergarten.
Mit Blick auf den Neubau der Kinderklinik weist Bernd Rendler, Vorstandsmitglied des Fördervereins, auf die großartige Chance des Projekts hin: „Es kann nicht sein, dass in Freiburg eine moderne Kinderklinik entsteht und gleichzeitig viele betroffene Familien gezwungen sind, sich heimatfern behandeln zu lassen.“ Rendler hofft, dass die Entscheider ihre Vorbehalte gegenüber privaten Finanzierungen beiseite legen. In dem Brief des Fördervereins werden die Aufsichtsratsmitglieder des Universitätsklinikums aufgefordert, das Projekt im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu unterstützen.
Aus diesem Grund wurde am 26. April 2017 der Brief des Fördervereins an die Mitglieder des Aufsichtsrates des Universitätklinikums Freiburg versandt.
In diesem steht: "die neue Technik der Strahlentherapie mit Protonen bietet für Krebspatienten, insbesondere für Kinder und Jugendliche, erfreuliche Perspektiven. Da die Protonentherapie gesundes Gewebe schont, können vor allem bei Hirntumoren, bei Tumoren im Gesicht und bei allen Tumoeren an schwierigen Lokalisationen Schädigungen reduziert und Spätfolgen minimiert werden. Kein Elternteil wird daher die bisher praktizierte Therapie akzeptieren, bei nachfolgenden Schädigungen des Gehirns oder anderer Organe werden Fragen nach der REchtmäßigkeit der durchgeführten Behandlung am Universitätsklinikum gestellt.
Die herklömmliche Protonentherapie ist tuer (250 Millionen Euro pro Anlage) und erlaubt in Deutschland bisher lediglich in fünf Standorten (Dresden, Marburg-Gießen, Essen, München, Heidelberg) eine Behandlungsmöglichkeit.
Inzwischen bietet die Medizintechnik aber kleinere, kompaktere Anlagen mit vergleichbarer Wirkungsweise für ca. 30 Millionen Euro an.
eine von PriceWaterhouseCooper durchgeführte Anlayse testiert eine signifikante Rentabilität für den Einzugsbereich der Freiburger Uniklinik. Um eine den Landeshaushalt entlastende Finanzierung zu bewerkstelligen, bietet sich eine entsprechendes Leasingmodell an.
Unter diesen Voraussetzungen bestehen die betroffenen Familien auf der Realisierung einer solchen Anlage in Freiburg und machen folgende Gründe geltend:
Eine Behandlung (Dauer acht Wochen) in Heidelbert oder Essen ist finanziell belastend, zeitlich aufwendig, familienfeindlich und organisatorisch schwierig.
In Freiburg bietet sich im Elternhaus des Fördervereins für krebskranke Kinder e. V. eine kliniknahe Unterbringung, die eine ganzheitliche psycho-soziale Unterstützung der betroffenen Familie gewährleistet, einschließlich der Betreuung gesunder Geschwisterkinder im Kindergarten während der gesamten Behandlungszeit.
Mit den beiden Ärztlichen Direktorinnen Prof. Dr. Charlotte Niemeyer (Klinik für Hämatologie und Onkologie) und Prof. Dr. Grosu (Klinik für Strahlenheilkunde) stehen zwei international anerkannte Kapazitäten in der Verantwortung.
Allein Hirntumoere sind mti 24,9% die zweithäufigste Krebsart bei Kindern. Es kann nicht sein, dass in Freiburg eine moderne Kinderklinik entsteht und eine große Anzahl an betroffenen Familien gezwungen sit, sich in der Zukunft heimatfern behandeln zu lassen.
Sehr geehrter Aufsichtsrat, wir möchten Sie herzlich bitten, die Forderung des Fördervereins für krebskranke Kinder e. V. und seiner Gremien im Rahmen Ihrer Möglichkeiten zu unterstüzten.
Mit freundlichem Gruß
Bernd Renlder
Vorstand"
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