Insolvenz in Eigenregie
Knäble Unternehmensgruppe kämpft um Sanierung

Die Knäble Unternehmensgruppe mit Sitz in Biberach hat Insolvenz in Eigenregie gestellt. | Foto: Knäble
  • Die Knäble Unternehmensgruppe mit Sitz in Biberach hat Insolvenz in Eigenregie gestellt.
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Biberach (st) Die Knäble Unternehmengruppe bestehend aus den Gesellschaften Georh Knäble & Sohn in Biberach, Knäble Straßenbau GmbH, Biberach, Huber GmbH, Gengenbach, Ortenauer Baustoffe & Recycling GmbH, Bierbach und Walter, Tief- und Straßenbau GmbH, Offenburg-Zunsweier, hat laut einer Pressemitteilung beim Amtsgericht Offenburg, Insolvenzgericht, Anträge auf die Durchführung von Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung gestellt.

Das Amtsgericht Offenburg habe dem entsprochen und die vorläufige Eigenverwaltung für die vier operativ tätigen GmbH angeordnet. Zur Überwachung der Verfahren sei der Rechtsanwalt Dr. Thorsten Schleich von der Insolvenzverwalterkanzlei Schleich & Partner mit Sitz in Villingen-Schwenningen und Lahr als vorläufiger Sachverwalter bestellt worden. 

In der Pressemitteilung heißt es, dass die traditionsreiche und familiengeführte Knäble-Unternehmensgruppe wird bei der Sanierung
in Eigenverwaltung durch die generalbevollmächtigten Sanierungsberater, Rechtsanwalt André Berbuer, Rechtsanwalt Basil Speier und Wirtschaftsprüfer Michael Kuhn von der auf Unternehmenssanierungen im Mittelstand spezialisierten Wirtschaftskanzlei BSK Berbuer Speier Kuhn begleitet wird.

Mehrere Standorte

Die Gruppe betreibe an mehreren Ortenauer Standorten Tief- und Straßenbauunternehmen sowie ein modernes Bitumen- und Asphaltmischwerk. Die Löhne und Gehälter der gut 150 Arbeitnehmer seien vollständig bezahlt und würden im Sanierungsverfahren durch Insolvenzgeldansprüche und eine Insolvenzgeldvorfinanzierung abgesichert. Lohn- beziehungsweise Gehaltseinbußen seien insoweit ausgeschlossen. Betriebsschließungen seien nicht geplant. Der Geschäftsbetrieb laufe während des Sanierungsverfahrens unverändert weiter. Die Unternehmensgruppe soll saniert und auf gesünderer Basis fortgeführt werden.

Die Knäble-Unternehmensgruppe sei durch verschiedene äußere Umstände in die Krise geraten: Aufgrund neuer gesetzlicher Verpflichtungen sei das zuvor wirtschaftlich grundsolide Unternehmen im Jahr 2020 gezwungen gewesen, eine immense Investition in ein neues Asphaltmischwerk zu tätigen. Diese auch im Verhältnis zur Unternehmensgröße sehr herausfordernde Investition sei alternativlos gewesen, um das Traditionsunternehmen überhaupt weiterbetrieben zu können und so die Arbeitsplätze auch in der Zukunft zu sichern. Hierdurch seien nicht nur die Rücklagen der Unternehmensgruppe nahezu aufgebraucht worden, sondern es seien zudem erhebliche Schulden aufgenommen worden, deren Rückführung die Liquidität der Unternehmen seitdem Monat für Monat schwer belaste.

Große Investition

Die Investition in das Asphaltwerk seien in der damals berechtigten Annahme getätigt worden, dass sich die solide Geschäftsentwicklung der Vorjahre positiv fortsetze und die Investition sich daher mittelfristig amortisiere. Jedoch habe die Corona-Pandemie die Rahmenbedingungen erheblich verschlechtert: Infolge einer Panikreaktion vieler Mitbewerber im Tief- und Straßenbau seien die Angebotspreise marktweit auf ein kaum rentables Niveau gefallen. Viele Mitbewerber hätten versucht und würden versuchen, sich durch wirtschaftlich ungesund niedrige Preise Aufträge zu sichern, um die Auslastung ihrer Betriebe notdürftig zu bewerkstelligen. Dies betreffe infolge der Marktgesetze auch die Knäble-Unternehmensgruppe, welche eine Vielzahl von Großaufträgen mit geringem bis negativem Deckungsbeitrag habe annehmen und abarbeiten müssen, um bis zu einer erhofften Verbesserung der Rahmenbedingungen am Markt zu überleben. Die so bereits angespannte Lage des naturgemäß energie- und materialintensiven Unternehmens sei jedoch durch die infolge des Ukraine-Kriegs hinzunehmenden extremen Preissteigerungen für Energie, Kraft- und Baustoffe noch verschlechtert worden.

Die aufgrund gesetzlicher Verpflichtung erforderliche "Jahrhundertinvestition" Asphaltwerk habe in Kombination mit dem Preisrutsch auf Kunden- und der Preisexplosion auf Lieferantenseite - Energie, Kraftstoffe und Baumaterial - demnach zu einer angespannten Liquiditätssituation in der im Baugewerbe ohnehin traditionell "schwachen" zweiten Winterhälfte geführt. Die Eigentümerfamilie habe daher beschlossen, die Unternehmensgruppe mit einem klaren Konzept und professioneller Hilfe im Rahmen eines Eigenverwaltungsverfahrens zu sanieren, um die von Kunden und Lieferanten seit mehr als einem Jahrhundert gewohnte wirtschaftliche Solidität wiederherzustellen.

Die Sanierungsspezialisten von BSK Berbuer Speier Kuhn seien sehr zuversichtlich, dass das Sanierungskonzept erfolgreich umgesetzt und die Unternehmensgruppe so auf einer gesunden Basis in die Zukunft geführt werden könne. Der für die operative Sanierung verantwortliche Sanierungsanwalt Basil Speier sagt laut Unternehmensmitteilung dazu: "Die Unternehmensgruppe ist durch eine äußerst unglückliche Kombination negativer äußerer Umstände unverschuldet in die Krise geraten. Im Kern und vor allem im operativen Bereich ist das Unternehmen aber grundsolide und sehr leistungsfähig. Zudem sind die Auftragsbücher gut gefüllt und die Belegschaft zieht mit. Auf dieser Basis wollen wir in den nächsten Monaten gemeinsam mit der sehr verantwortungsvoll handelnden Eigentümerfamilie eine nachhaltige und belastbare Lösung für die Zukunft schaffen."

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