Klimawandel
Peter Hauk informiert sich über Schäden in Tannenwäldern
Biberach Forstminister Peter Hauk MdL machte sich bei einem Ortstermin im Gemeindewald Biberach ein Bild vom aktuellen Zustand der Wälder in den unteren Schwarzwaldlagen. „Die Tanne ist der Charakterbaum des Schwarzwaldes. Baden-Württemberg hat deutschlandweit mit acht Prozent an der Waldfläche die höchsten Tannenanteile. Deshalb haben wir eine besondere Verantwortung, um diese besondere Baumart zu erhalten. Unsere Forstleute gehen diese Herausforderung mit dynamischen Konzepten an, die zur Förderung klimaanpassungsfähiger Wälder beitragen“, sagte Forstminister Peter Hauk MdL anlässlich des Waldbegangs im Wald bei Biberach. „Die Schäden in den Tannenwäldern zeigen in den letzten Jahren ein deutlich erhöhtes Niveau. Das Schadgeschehen ist sehr dynamisch und basiert auf vielen Einflussfaktoren, von schlechter Wasserversorgung über Pilz- und Mistelbefall bis hin zu einer Massenvermehrung von Tannenborkenkäfern“, erklärte Waldschutzexperte Markus Kautz von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg die Hintergründe der Schäden.
Die Zeit drängt
Dies bleibt nicht ohne Folgen, heißt es in der Pressemeldung des Landratsamts Ortenaukreises weiter. „Vor dem Hintergrund des Klimawandels müssen unsere bisherigen fachlichen Leitlinien zur Waldbewirtschaftung angepasst werden“, stellte Gaby Wicht, Leiterin des Fachbereichs Waldbau am Regierungspräsidium Freiburg fest. Die Bewirtschaftung des Waldes werde sich dabei zukünftig viel stärker am klimabedingten Risiko der Baumarten orientieren.
Dass die Zeit drängt bestätigte auch Revierleiter Klaus Pfundstein, der den Ortenaukreis in einer landesweiten Arbeitsgruppe zur Klimaanpassung vertritt. „Die klimabedingte Schadensdynamik ist sehr hoch! Der Faktor Zeit ist aber entscheidend dafür, ob ein schrittweiser ‘sanfter‘ Umbau aus den Beständen heraus gelingen wird.“ Die Experten prognostizieren, dass sich die Wälder der Region durch den Klimawandel sehr deutlich in ihrer Zusammensetzung und Struktur verändern werden. Es gebe allerdings in allen Altersphasen eines Waldes die Möglichkeit dessen Klimafitness zu verbessern. „Das zentrale Prinzip heißt Verbesserung der Vitalität und Stabilität durch eine aktive Pflege sowie bestmögliche Risikostreuung durch Vielfalt“, erläuterte Hans-Georg Pfüller, der Leiter des Amts für Waldwirtschaft des Ortenaukreises. „Unsere Wälder müssen zukünftig noch diverser werden. Wir streben Mischbestände an, deren Grundgerüst möglichst aus mindestens vier bis fünf wärme- und klimastabilen Baumarten besteht“, so Pfüller.
Mehr Laubbäume
So werde die Zahl der Laubbäume in den unteren und mittleren Schwarzwaldlagen deutlich zunehmen, die Nadelbäume – wie die charakteristische Weißtanne – dagegen zurückgehen. „Wir wollen die Weißtanne als Charakterbaum des Schwarzwaldes auf geeigneten, ausreichend wasserversorgten Standorten unbedingt erhalten. Dort, wo allerdings die Wasserversorgung für die Tanne in Zukunft nicht mehr ausreichen wird, müssen wir eine neue Waldgeneration mit einem Grundgerüst aus wärme- und trockenheitstoleranten Baumarten etablieren“, betonte der Amtsleiter.
„Wir nutzen auch künftig auf möglichst großer Fläche das Potenzial, das sich aus der enormen Vielfalt ergibt, wenn sich unsere Waldbäume natürlich verjüngen und tausende kleiner Sämlinge die Grundlage für eine neue Waldgeneration bilden“, ergänzte in diesem Zusammenhang Revierleiter Pfundstein. „Zusätzlich werden aber aktiv Baumarten eingebracht, die besser an den Klimawandel angepasst sind, wie beispielsweise die Traubeneiche“.
Aktive private Waldbesitzer
„Die Anpassung der Wälder an den Klimawandel ist eine Mammutaufgabe!“, betonte Diana Kohlmann, Dezernentin für den ländlichen Raum am Landratsamt Ortenaukreis. „In der Ortenau haben wir glücklicherweise eine sehr gute Waldbesitzstruktur. Und wir haben vor allem sehr aktive Privatwaldbesitzer, die sich engagiert um ihre Wälder kümmern und für die die Erträge aus dem Wald oftmals einen wichtigen Beitrag zum Familieneinkommen darstellen“, so die Dezernentin weiter. Vor diesem Hintergrund verwies Kohlmann darauf, dass die notwendige Anpassung der Wälder nur durch eine aktive Bewirtschaftung gewährleitstet werden könne, die von den Waldeigentümern wirtschaftlich auch leistbar sei. Es sei daher eine zentrale gesellschaftspolitische Aufgabe die Waldbesitzenden in diesem Anpassungsprozess zu unterstützen. Noch stärker als bisher seien die Waldbesitzenden auf eine individuelle aktive Beratung und Unterstützung vor Ort angewiesen. Damit sei eine noch stärkere Präsenz der Forstleute vor Ort erforderlich. Zudem hätten die staatlichen Förderprogramme eine sehr hohe Bedeutung, um eine Waldbewirtschaftung gerade für den Privatwald auch in Zukunft noch leistbar und lohnenswert zu machen. „Hier sind das Land und vor allem aber der Bund gefordert, die entsprechenden förderpolitischen Weichen zu stellen und in ausreichendem Umfang entsprechende Haushaltsmittel bereit zu stellen“, so Kohlmann abschließend. „Die angespannte Waldschutzsituation im Land bindet viele Kapazitäten für Monitoring und Schadensbewältigung. Für den Wiederaufbau und den Erhalt der Wälder benötigen unsere Forstleute und Waldbesitzer kontinuierlich und langfristig Unterstützung“, stimmte Minister Hauk MdL zu. ST
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