Folge ständigen Personalwechsels
FBG Forstbetriebsgemeinschaft Biberach-Prinzbach denkt über Wechsel von amtlichem Förster auf Privatbeförsterung nach
Am 23.02.22 fand die ordentliche Generalversammlung der Forstbetriebs-Gemeinschaft Biberach-Prinzbach (FBG) im Gasthof “Kinzigstrand” statt. Vorsitzender Josef Dorner begrüßte zur Eröffnung die Anwesenden, vor allem den scheidenden Revierleiter Christoph Müller und von der Gemeinde Biberach die Bürgermeister-Stellvertreterin Angelika Ringwald. Die ordnungsmäßige Einberufung wurde festgestellt. In einer Schweigezeit gedachte man den Toten der FBG. Anwesend waren 25 Mitglieder. Im Jahresrückblick des 1. Vorsitzenden wurde aufgeführt, dass drei Vorstandssitzungen abgehalten wurden, davon eine gemeinsam mit den Wegwarten. Ebenfalls nahmen die beiden Vorsitzenden an der Versammlung aller örtlichen FBG-Vorstände teil.
Revierleiter Christoph Müller erläuterte in seinem Geschäftsbericht die Einschlagsmengen: im Privatwald wurden 3.300 Festmeter vermarktet, davon waren 1.600 Festmeter Kalamitätsholz aufgrund von Schnee, Sturm und Käferschäden.
Im Gemeindewald wurden insgesamt 1.700 Festmeter eingeschlagen, davon 1.140 Festmeter Kalamitätsholz.
Müller detaillierte hierzu auch die Verteilung auf die verschiedenen Holzarten. Er merkte an, dass es weiterhin Fördermittel für 2021 gäbe. Wie die Waldbesitzer die Fördermittel beantragen können, wird zeitnah bekannt geben.
Hiernach folgte der Kassenbericht von Kassiererin Marita Echle. Einnahmen von 286.000 Euro standen Ausgaben von 284.000 Euro gegenüber. Das Ergebnis war also positiv. Echle nahm auch nochmals Bezug zu den Ergebnisverschiebungen im Jahr 2020/2021. Die Kassenprüfer bestätigten die Ordnungsmäßigkeit der Kassenführung. Angelika Ringwald wurde daraufhin gebeten, die Entlastung der Vorstandschaft vorzunehmen. Die Abfrage unter den Mitgliedern ergab eine vollzählige Zustimmung zur Entlastung der gesamten Vorstandschaft.
Der nächste Tagesordnungspunkt wurde von Angelika Ringwald bestritten. Sie erläuterte, welche Auswirkungen die Änderungen hauptsächlich in der Umsatzbesteuerung für die Landwirte haben. Hintergrund sind Steuergesetz-Änderungen, die durch die EU vom deutschen Staat eingefordert wurden, um vorgebliche Subventionen zu unterbinden und die nun umgesetzt wurden.
Ringwald machte an einem plastischen Beispiel deutlich welche Auswirkungen dies für einen typischen Forstwirt/Landwirt haben wird. Besonders das Thema Kalenderjahr versus abweichendes Wirtschaftsjahr spielt eine wichtige Rolle. Ringwald erklärte welche Stolperfallen und Risiken es geben kann und wie wichtig die kalendermäßige Planung von Einnahmen, Anlagen-Verkäufen und Investitionen in Zukunft sein wird.
Josef Dorner leitete über zu der Situation auf dem Holzmarkt. Die Hölzer würden vom Markt gut angenommen und die Vermarktung läuft. Ein Sockelbetrag von 600 Festmeter wurde mit der FVS e.G. unter Vertrag genommen. Hiernach leitete er zum Hauptthemas des Abends über: dem ständigen Personalwechsel bei der Revierleiter-Position. Der aktuelle Revierleiter Christoph Müller ist nur noch bis zum 31.03.22 im Amt. Dies erfuhr die Vorstandschaft erst vor kurzem vom Amt für Waldwirtschaft was zu Irritationen und Frustration führte. Der befristete Vertrag mit Müller läuft nach jetzt 2 Jahren aus und wird nicht verlängert – nach zwei Jahren muss er gehen. Müller war seit 2004 der 7. Revierleiter für Biberach/Prinzbach.
„Man fühle sich vom Amt für Waldwirtschaft nicht gut betreut“ so Martin Brosamer und „kaum ist ein Revierleiter einigermaßen bekannt mit dem Revier wird er wieder ausgetauscht. Das ist vollkommen gegen jede Vernunft“.
Eine weitere Enttäuschung war, das Seitens des Amts für Waldwirtschaft bei einer Vorstandssitzung der FBG Mitte Januar 2022 eine Betreuungsleistung der FBG mit einem Stellenanteil von 50% zugesichert wurde. Diese Zusicherung wurde später in eine 40%-Stelle umgewandelt mit der Begründung, dass der Privatwald eine geringere Betreuungsintensität hätte. Diese Regelung geht zu Lasten der Waldbesitzer, für die eine Vor-Ort-Präsenz äußerst wichtig ist.
Diese Situation schürte in der Versammlung großen Unmut über das Amt für Waldwirtschaft und es gab zahlreiche Wortmeldungen hierzu. Die seit vielen Jahren praktizierte „Durchreichen“ der FBG Biberach/Prinzbach an immer neue Revierleiter stellt die Forstbetriebsgemeinschaft vor immer weitere Herausforderungen. Es wurde hiernach in der Versammlung heftig diskutiert, ob die Beförsterung unter diesen Umständen überhaupt noch beim Amt für Waldwirtschaft bleiben soll oder ob man die Beförsterung nicht auf private Träger wie den Waldservice Ortenau eG (WSO) oder die Forstwirtschaftliche Vereinigung Schwarzwald eG (FVS) übertragen soll. Martin Brosamer führte dazu aus: man hätte sich vor zwei Jahren entschieden, die Beförsterung weiterhin vom Amt für Waldwirtschaft betreiben zu lassen.
Die Versammlung nahm sich viel Zeit diese Entscheidung abzuwägen und die die Risiken und Vorteile einer privaten Beförsterung abzuwägen. Überwiegend dagegen sprach die Abhängigkeit bei der Holzvermarktung vom gewählten privaten Beförsterer. Als weiterer Nachteil wurde aufgeführt, dass die privaten Dienstleister im nachgefragten Holzsortiment eben nicht immer die notwendige Abnahme garantieren bzw. der Mix nicht stimmt. Und für das Antragsverfahren bezüglich der Zuschüsse wird nach wie vor die Zusammenarbeit mit dem Amt für Waldwirtschaft benötigt. Nur eben die Vermarktung und alles was die Themen rund um den Wald betrifft kann mit einem externen Dienstleister (WSO, FVS) realisiert werden.
In einer Wortmeldung wurde gefragt „es geht ja um den Privatwald und auch den Gemeindewald - wie steht die Gemeinde dazu?“ Frau Ringwald führte dazu ihren Kenntnisstand aus: Die Versuche seitens der Gemeinde den Revierleiter Müller in Person zu erhalten seien bisher erfolglos geblieben. Der Wunsch aus der Versammlung war eine weiterhin einheitliche Vorgehensweise von Forstbetriebsgemeinschaft und Gemeinde. Schlussendlich gab die Versammlung der Vorstandschaft den Rückhalt und den Auftrag eine private Lösung der Beförsterung intensiv zu prüfen und Verhandlungen aufzunehmen, da die Zusammenarbeit und die Kommunikation mit dem zuständigen Amt für Waldwirtschaft mehr als unbefriedigend empfunden wird.
Ein weiterer Wermutstropfen ist, dass Müller erst letztes Jahr das Amt des Geschäftsführers der Forstbetriebsgemeinschaft übernommen hatte, dass bis dahin kommissarisch von Marita Echle geführt wurde. Nun ist dies nach wenigen Monaten schon wieder obsolet und es muss wieder eine Lösung gefunden werden. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich die Mitglieder der Forstbetriebsgemeinschaft in der Zusammenarbeit mit der Beförsterung etwas wünschen, was der Wald schon lange als Beispiel vorgibt: Verlässlichkeit, Kontinuität und Nachhaltigkeit.
Im letzten Tagesordnungspunkt „Wünsche und Anträge“ wurden die Fördermöglichkeiten für die Wieder-Aufforstung angesprochen sowie der Vorschlag gemacht einen zusätzlichen Ansprechpartner für die Vermietung des FGB-eigenen Spaltgeräts aufzubauen, falls der jetzige Hauptansprechpartner verhindert ist.
Im Anschluss bedankte sich die Vorstandschaft der Forstbetriebsgemeinschaft beim Revierleiter Müller. Er wäre sehr umgänglich gewesen und hätte sich gewissenhaft, umsichtig und schnell um die Belange und Anforderungen der Forstbetriebsgemeinschaft und Waldbauern gekümmert. Mit einem Applaus und einem Präsent wurde Müller verabschiedet und um 22.00h die Versammlung geschlossen.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.