Informationsveranstaltung für Tierhalter
Herdenschutz für Weidetiere
Bad Peterstal-Griesbach (st) Ende Oktober trafen sich rund 20 Ortenauer Tierhalter in Bad Peterstal, um sich über mögliche Herdenschutzmaßnahmen für ihre Schafe, Ziegen, für Gatterwild aber auch für Rinder zu informieren. Die Expertinnen der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) sowie der zuständige Mitarbeiter der Unteren Naturschutzbehörde standen einen ganzen Nachmittag lang Rede und Antwort rund um den praktischen Herdenschutz. Eingeladen hatte der Landschaftserhaltungsverband Ortenaukreis (LEV) zusammen mit der Weidegemeinschaft Bad Peterstal-Griesbach (WG).
Erste Station war die kommunale Weide oberhalb des Freibades. „Die Gemeinde hat damals mit der Finanzierung des Zauns einen wichtigen Beitrag zur Offenhaltung geleistet. Die Förderung der Landwirte liegt mir sehr am Herzen. Sie erhalten den Erholungswert unserer typischen Schwarzwaldlandschaft,“ betonte Bürgermeister Meinrad Baumann bei der Begrüßung. “Den Anstoß zum örtlichen Zaunbau in den Jahren 2003 bis 2007 hat die WG gegeben“, berichtete Geschäftsführer Franz Doll. Heute zählt die WG, organisiert in einer GbR und einem Verein, rund 40 Mitglieder. Mit ihren 120 Schafen, 20 Ziegen, einigen Rindern und Gatterwild sowie Pensionstieren beweiden sie insgesamt 46 Hektar. Doll erläutert weiter: “Wir bewirtschaften vor allem Steillagen. Doch die Zäune sind in die Jahre gekommen und der heutige Termin wird zeigen, ob wir gut gerüstet sind für die Zukunft.“
Schutz vor Wölfen
Laura Huber-Eustachi von der FVA berichtete, dass aktuell im gesamten Schwarzwald drei männliche Wölfe als sesshaft gelten, davon einer im Nordschwarzwald. Wie der Grundschutz aussehe sei von der Landesregierung klar geregelt. Doch die Tierhalter seien aufgefordert, den für ihre Weiden und ihre Tierart passenden Zaun zu wählen. Damit ein Zaun wolfsabweisend ist und bleibt, sei es sehr wichtig, diesen regelmäßig zu kontrollieren. Wichtige Faktoren seien dabei ein Bodenabstand von 20 Zentimetern des untersten stromführenden Drahtes über die gesamte Zaunlänge, eine gute Erdung und ausreichende Stromspannung von mindestens 2.000 Volt oder besser über 4.000 Volt. Neu müsste für die Teilnehmer gewesen sein, dass bei den mobilen Zäunen oder auch zusätzlichen Flatterbändern Kontrastfarben wie etwa schwarz-weiß zu bevorzugen sind.
„Vom Land finanziell gefördert werden in der sogenannten Förderkulisse Wolfsprävention unter anderem mobile und feste Zaunlösungen sowie Aufrüstungen, Material- und Arbeitsaufwand,“ erläuterte Thore Köpke, Ansprechpartner beim Amt für Umweltschutz im Ortenaukreis. „Zu einer Beratung bei Förderfragen stehen wir gerne zur Verfügung,“ bietet Köpke an.
Nachrüstung möglich
Mit dem Zollstock in der Hand bestätigte Huber-Eustachi: „Der hiesige Spanndrahtzaun eignet sich sehr gut für eine Aufrüstung. Denn dort wurden bereits andere Herausforderungen hervorragend gemeistert. Ein Premiumwanderweg führt mitten durch die Weide und die Touristen nutzen hierbei Tore, die von selbst wieder zufallen.“ Auch der zweite besichtigte Zaun, ein Knotengitterzaun könnte so aufgerüstet werden, dass er die Grundschutzvorgaben erfüllt. Die Teilnehmer diskutierten vor allem Möglichkeiten, einen geeigneten Untergrabschutz zu installieren. Wölfe dürften auf keinen Fall lernen, ihre Speisepläne aus Wildtieren durch leicht zu erbeutende Nutztieren zu erweitern und dies auch noch an ihre Nachkommen weiterzugeben, ermahnte die Koordinatorin der Herdenschutzberatung der FVA. Der Wolf versuche zuerst, unten durchzugehen und er müsse lernen, dass Zäune weh tun. Köpke fügt hinzu: „Auch ein Untergrabschutz ist je nach Bedarf förderfähig.“
Auf die WG kommt dennoch Arbeit zu. Das zeigte sich am dritten Standort, wo der Zaun nur bedingt die Grundschutzkriterien erfüllt und sich auch nicht zur Aufrüstung eignet. „Die WG wird die Herdenschutzberatung der FVA in Anspruch nehmen, um die Weidetiere bestmöglich zu schützen und ihr Ziel, die Erhaltung der Kulturlandschaft, weiter erfüllen zu können,“ kündigte Doll an.
Berichte der Teilnehmer zeigten, dass Erfindungsgeist und Fingerspitzengefühl gefragt sind. „Für die Herausforderungen im Schwarzwald ist der Austausch sehr wichtig, denn nur so können wir Lösungsmöglichkeiten gemeinsam erarbeiten“, appellierte Huber-Eustachi zum Abschluss. Nachdem im Februar in Mühlenbach eine ähnliche Veranstaltung stattgefunden hatte, stellte Regina Ostermann, Geschäftsführerin des LEV, in Aussicht weiter zu unterstützen: „Der LEV hat seit 2015 immer wieder Veranstaltungen organisiert und Projekte begleitet, vorrangig für Halterinnen und Halter kleiner Herden.“
Weitere Informationen erhalten Interessierte auf www.fva-bw.de/wolf und www.fva-bw.de/herdeschutz. Hier kann auch direkt online eine Anfrage zur Herdenschutzberatung gestellt werden. FAQs zum Wolf und zur Herdenschutz-Förderung sind über https://um.baden-wuerttemberg.de/wolf abrufbar. Ansprechpartner für den Förderantrag ist die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises, Telefon 0781/8059513.
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