Dialog Dollenberg
Günther Oettinger feiert seinen 70. Geburtstag
Bad Peterstal-Griesbach (st) Es war ein denkwürdiger Abend, die Sonderveranstaltung zum zehnjährigen Bestehen des Dollenberg-Dialogs im vollbesetzten Spiegelsaal des Relais & Chateaux-Hotels Dollenberg in Bad Peterstal-Griesbach. Es begann schon mit der langen Reihe der prominenten Ehrengästen, die eine namentlich Begrüßung durch Co-Gastgeber und MdL Willi Stächele (CDU) verdient hatten. Einer von ihnen stand im Mittelpunkt: Günther Oettinger, Schirmherr des Dialogs, der im Oktober seinen 70. feierte.
Oettinger: „Wir haben das Potenzial“
Noch im Sommer hatte Oettinger an gleicher Stelle beklagt, dass Deutschland schrumpfe, das Land sich selbst de-industrialisiere. Davon rückte er auch jetzt nicht ab, setzte aber eine neue Formel dazu: „Wir haben das Potenzial!“ Das Potenzial aus eigener Kraft aus dem Jammertal heraus zu kommen. Doch dazu forderte Oettinger allerlei: Länger arbeiten, auch für Senioren, mehr Bildung, mehr Mut zu Zumutungen, vor allem aber: Einmischen, aufhorchen und sich auflehnen, die Stimme zu erheben, sich gegen rechte Umtriebe zur Wehr zu setzen.
Damit richtete sich der Ex-Kommissar an ein Zuhörer-Klientel, das beim Dollenberg-Dialog in erster Linie aus Unternehmern, Firmenchefs, Bankern, Politikern, Verbandsvertretern, dem regionalen Mittelstand, also aus Meinungsbildern und Entscheidern, besteht, aus Menschen, die im landläufigen Sinne etwas zu sagen haben. In die Kerbe des „Verantwortung-Übernehmens“ schlugen vor und nach Oettingers Kurzbeitrag auch die anderen Redner, in ihrer Deutlichkeit nicht viel weniger zimperlich.
So etwa Manuel Hagel, junger und eloquenter Vorsitzender der CDU-Fraktion im Stuttgarter Landtag. Er forderte eine ehrliche, an der Sache orientierte Politik. Die Zeit, in der Probleme und Problemchen mit Geld zugeschüttet wurden, sei vorüber. Jetzt müsse gehandelt werden.
Oder Matthias Wissmann, früherer Bundesverkehrsminister und Hauptgeschäftsführer des Verbands der Automobilindustrie (VdA), der wünschte, dass Politik und Wirtschaft mehr wechselseitiges Verständnis zeigen und mehr auf den jeweils anderen hören sollten. Klima- und Wirtschaftspolitik seien zu gleichwertigen Themen zu machen und dies sei offensiv zu kommunizieren. Ohne Industrie gäbe es keinen Wohlstand.
Oder Peter Müller, Richter am Bundesverfassungsgericht, früher Ministerpräsident im Saarland: Er nannte die Explosion der Staatsverschuldung durch Sondervermögen „politische Rabulistik“, vor der sich auch die EU nicht scheue. Deutschland müsse sich ehrlich machen, Probleme offen ansprechen und daraus die Konsequenzen ziehen: „Lassen Sie uns aktiv werden, lassen Sie uns laut werden“. Klaus Mangold, zweiter Schirmherr des Dialogs, stimmte mit seinen Vorrednern überein, appellierte an die „demokratische Verantwortung“.
Das war die Sprache, in der Willi Stächele nimmermüde versucht, die allgemeine politische Lethargie zu überwinden. Er zelebrierte den Sonderdialog genüsslich als kluger Moderator. Meinrad Schmiederer als Gastgeber galt vielfacher Dank, auch für das großartige Menü von Zwei-Sterne-Koch Martin Herrmann und seinem Team. Der Dollenberg, so sagte Günther Oettinger, habe sich einmal mehr als „wunderbarer Ort des Gesprächs“ bewährt.
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