Dr. Helmut Renner: Ein Arzt, dem auch Sportler vertrauen
"Bin dankbar, wenn ich zur Arbeit gehen darf"

Dr. Helmut Renner ist dank seines Könnens auch bei Spitzensportler gefragt. Doch ihm liegen all seine Patienten am Herzen. | Foto: Michael Bode
  • Dr. Helmut Renner ist dank seines Könnens auch bei Spitzensportler gefragt. Doch ihm liegen all seine Patienten am Herzen.
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Appenweier. Es ist spät am Abend. Das Telefon klingelt. Am einen Ende der Leitung ein Spitzensportler, bei dem es irgendwo zwickt, am anderen Ende Dr. Helmut Renner, der Arzt, der von vielen Sportlern ins Vertrauen gezogen wird, wenn es um ihren Körper geht. "Spitzensportler sind sensible Rennpferde, die Flöhe husten hören", sagt der sympathische Mediziner, der als Sektionsleiter für arthroskopische Chirurgie am Klinikum Achern tätig ist, lachend.

Dass es überhaupt soweit gekommen ist, dass er auch bei Spitzensportlern Hand anlegt, hat er eigentlich seiner Frau und seinen beiden Töchtern zu verdanken, die alle drei beim Volleyballclub Offenburg aktiv waren. "Wir waren immer mit in der Halle und eines Tages gab es den Vorschlag, dass ich doch Vereinsarzt werden solle", so der 73-Jährige. Später ist auch der Kehler FV an ihn herangetreten. Im Jahr 2000 kam dann ein Anruf aus Willstätt. Der damalige Handball-Bundesligist suchte einen Vereinsarzt. "Ich habe das total gerne gemacht. Das war eine sehr schöne Zeit", erzählt Renner.

Der kroatische Weltklasse-Torhüter Vlado Sola gehörte auch nach seiner Zeit in Willstätt zu Renners Patienten. Ihn hat er auch rechtzeitig für die Olympischen Spiele 2004 in Athen fit bekommen. Im Finale des olympischen Handballturniers siegte Kroatien ausgerechnet gegen die deutsche Auswahl im Spiel um die Goldmedaille. "Ich schöpfe aus der Arbeit mit jungen Menschen viel Kraft und Freude. Man gibt nicht nur, sondern bekommt auch etwas zurück", so Renner. Das Verhältnis zwischen Arzt und Patient sei bei Sportlern deutlich enger und intensiver. Die Arbeit mit ihnen kommt seinem Selbstverständnis als Arzt wahrscheinlich am nächsten. "Patienten müssen das Gefühl haben, dass sie der wichtigste Mensch in diesem Moment sind. Damit hat man schon viel gewonnen. Die Aufmerksamkeit und persönliche Zuwendung ist oft wichtiger als Tabletten", weiß Renner aus seiner langjährigen Erfahrung zu berichten.

Arztberuf ist mehr alseinfach nur ein Job

Für viele Mediziner sei der Arztberuf einfach nur ein Job. "Viele Ärzte sind von ihrem inneren Wesen her nicht geeignet", führt Renner aus. Wichtig sei es, anderen Menschen helfen zu wollen, ohne sich dabei selbst aufzugeben und alles mit nach Hause zu nehmen. Dies sei aber ein Prozess. "Ich habe es irgendwann geschafft, mich ein Stück weit zu distanzieren, auch aus Selbstschutz, so dass ich besser mit meinem Beruf leben kann." Und dass ihm sein Beruf immer noch Spaß macht, sieht man auch an seinem Arbeits-pensum. Zehn bis zwölf Stunden täglich sind normal, bis zu 300 Operationen führt er immer noch pro Jahr durch, früher waren es zwischen 1.000 und 1.500. "Ich bin dankbar, wenn ich morgens aufstehen kann und zur Arbeit gehen darf." Da seien auch die jährlich rund 7.000 Patienten nicht zu viel, "solange es Freude macht." Seit die Altersgrenze im Arztberuf aufgehoben ist, verlängert sich sein Vertrag jedes Jahr: "Ein schönes Gefühl."

Das Faszinierende an seiner Fachrichtung arthroskopischer Chirurgie, die es zu Zeiten von Renners Studium noch gar nicht gab, und die er sich selbst angeeignet hat, ist für ihn, "dass man ohne große Schnitte Dinge machen kann, für die man früher einen 20 Zentimeter langen Schnitt brauchte." Und weiter: "Anfang der 90er Jahre war Achern das Zentrum mit über 1.000 OPs im Jahr." Die Abteilung der arthroskopischen Chirurgie dort hat er mit aufgebaut.

Auf Entdeckungsreise geht er aber auch abseits seines Berufes gerne. Die Archäologie und die Kunstgeschichte sind große Hobbys. "Wenn ich irgendwo im Urlaub bin und dort wird gegraben, muss ich da sofort hin", erzählt er lachend. Einmal Ägypten zu bereisen, wäre ein großer Traum. Mit seiner Frau fährt er seit 35 Jahren nach Kroatien. Auch dort ließ ihn sein Beruf nie ganz los. Er organisierte nicht nur Hilfstransporte, er hat auch 40 Kriegsinvaliden mit Beinprothesen versorgt. Die Nachsorge hat er auf eigene Kosten übernommen. Durch die starken Bindungen zu dem Land entstand auch eine Kooperation mit dem Klinikum in Split, wo er den Kollegen dort die arthroskopische Chirurgie beigebracht hat. "Ich bin sehr dankbar. Mein Beruf hat mir viel ermöglicht, auch kulturelle und soziale Kontakte, die mein Leben bereichert haben", so Renner abschließend. Matthias Kerber

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