Ein „Spion im Darm“ hilft bei der Diagnose
Achern. Eine pillengroße Minikamera zum Runterschlucken – was nach einem Agentenfilm aussieht, findet in der Hightech-Medizin längst Anwendung. Mit der sogenannten
Kapselendoskopie können Mediziner insbesondere Dünndarmerkrankungen
besser diagnostizieren als mit herkömmlichen Methoden wie etwa einer
Darmspiegelung, heißt es in einer Pressemitteilung des Ortenau
Klinikums. Als einzige Praxis zwischen Lahr und Bühl biete jetzt auch
die fachärztliche internistische Praxis im Medizinischen
Versorgungszentrum (MVZ) am Ortenau Klinikum in Achern diese
Untersuchungsmöglichkeit ambulant an.
„Die Kapselendoskopie kann beispielsweise Patienten mit Darmerkrankungen helfen, wenn mit Hilfe
der herkömmlichen Untersuchungsmethoden keine Ursache für Blutungen
entdeckt wurden“, so Dr. Hans-Jürgen Vogel, Leiter der fachärztlichen
internistischen Praxis und Ärztlicher Direktor des MVZ in Achern. Die
Kapsel sei nur etwa so groß wie eine Vitamintablette und könne mit einem
Schluck Wasser problemlos eingenommen werden. Ausgestattet mit einer
winzigen Filmkamera und einer Batterie, die rund zehn Stunden hielte,
nehme sie mühelos ihren Weg durch den gesamten Verdauungstrakt.
Für Mediziner sei dabei vor allem der bis zu fünf Meter lange Dünndarm
interessant, der mit einer Magen-Darmspiegelung nur schwer zugänglich
sei. Für die in der Kapsel befindliche Kamera sei das kein Problem. Sie
schieße auf ihrem Weg rund 50.000 Aufnahmen, die mit Hilfe eines
Senders auf einen kleinen Datenrecorder übertragen würden, den der
Patient außen am Körper trage.
„Die Methode ist für den Patienten einfach und unkompliziert und tut garantiert nicht weh. Und am Ende wird die Kapsel auf natürlichem Wege ausgeschieden und entsorgt“,
berichtet Dr. Hans-Jürgen Vogel. Eine spezielle Software erstelle
anschließend aus den im Datenrecorder aufgezeichneten Bildern einen
Videofilm. Diesen könne der Arzt am Computer auswerten und seine
Diagnose stellen. Die neue Technik rundet an der Fachärztlichen
internistischen Praxis in Achern die gastroenterologische Diagnostik ab,
heißt es in der Mitteilung weiter. „Wir können nun alle
Untersuchungsmethoden anbieten, die zur Abklärung von Darmerkrankungen
verfügbar sind“, erklärt Dr. Hans-Jürgen Vogel.
Da die neue Technik teuer sei und eine Kapsel mit gut 600 Euro zu Buche schlage,
würde sie nur dann eingesetzt und von den Krankenkassen bezahlt, wenn
herkömmliche Untersuchungen wie Magen- und Darmspiegelung keinen Befund
geliefert hätte. Für Patienten mit Dünndarmerkrankungen sei die
Kapselendoskopie dann oft die letzte Hoffnung. „Patienten, die bereits
mit der neuen ambulanten Methode untersucht wurden, schätzen die
unkomplizierte Untersuchung“, berichtet Dr. Hans-Jürgen Vogel, der die
neue Technik in den vergangenen Monaten bereits erfolgreich eingesetzt habe.
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